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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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berührte.
    Howard war anderer Meinung. „Wenn das Eis wäre, wäre es im Vakuum verdampft.“ Er blickte zur Tunneldecke em por. In dem reflektierten Schein von Marians Lampe war das Glas glatt, ungebrochen. „Dort oben sollte auch ein Eiszapfen hängen.“
    „Er ist vielleicht verdampft“, schlug Jackson vor, der den Advokatus Diaboli spielte.
    „Und das da nicht?“
    „Es ist größer.“
    „Ich glaube nicht, daß es sich überhaupt um Eis handelt“, sagte Marian. „Es sieht nach geschliffenem Kristall aus.“
    „Und es erfordert einen Schleifer, ein Steckenpferd, das Weltraumkobolde schwerlich interessiert.“ Howard öffnete einen Beutel und schob ein Stück von dem unbekannten Material in den Schlitz. Er verschloß den luftdichten Reißverschluß und machte eine kurze Anmerkung auf der Tafel, ehe er den Beutel in den Probenbehälter warf.
    „Ein Weltraumkobold, verpackt und beschriftet“, zirpte er. „Nach unserer Rückkehr geben wir ihn Nakamura und sagen ihm, es sei unser Einsatz.“
    „Ich glaube nicht“, erwiderte Jackson langsam. Er hatte in die bis jetzt unerforschte Tiefe des Tunnels hineingestarrt. „Was ist das?“
    Marian schwang die Lampe nach oben, deren rötlicher Lichtstrahl verzerrt und blendend auf sie zurückgeworfen wurde.
    „Richte ihn nach unten“, rief Howard und griff sich an die Augen, die vom früheren Ausflug in die Grube noch immer entzündet waren. Er kroch nach vorne, versuchte zu erkennen, was die Spiegelung verursacht hatte, und plötzlich war das imaginäre Tier wieder da. Howard fühlte, wie es seinen Mut benagte und ihm den Kopf mit namenlosen Ängsten füllte.
    Beim Hineinkriechen in den Tunnel zeigte sich das Hindernis im Lampenschein. Wie der gerade gefundene Gegenstand schien es aus einem weißen, durchsichtigen Material zu bestehen. Es sah wie Eis aus, doch sagte Howard die Vernunft, daß das unmöglich war. Eis wäre schon längst verdampft, bei der Ausdehnung im Vakuum dampfende Bruchstücke spuckend. Howard besah sich die Oberfläche des „Eises“ genau. Sie war kiesig, und dünne Linien verliefen netzartig darüber hinweg, so daß sie wie ein Puzzlespiel aussah. Marian und Jackson schoben sich von beiden Seiten an ihn heran, wie er so schweigend dasaß und das Material studierte.
    „Habe ich euch nicht gebeten zu warten?“ zischte Howard.
    „Wir haben gewartet“, sagte Marian und kicherte. „Zumindest eine Weile lang. Glaubst du noch immer, daß es keine Kobolde gibt?“
    „Das ist kein Kobold“, murmelte Jackson. Der ältere Wissenschaftler nahm Marian die Lampe weg und hielt sie nahe an die Oberfläche des Hindernisses. „Nur rund zehn Zentimeter dick, und es sieht nach Kristall aus.“
    „Achtung!“
    Die drei warfen sich wie ein einziger Mann gleichzeitig zurück, als ein Teil der durchsichtigen Wand im Nebel verpuffte. Allmählich, wie eine chemische Reaktion, die nicht mehr aufzuhalten ist, wenn sie einmal eingesetzt hat, nur äußerst langsam, zerfiel die Wand in Nebelschwaden, die eine zusammenhängende Form zu behalten schienen, die sie von den anderen unterschied. Es war unmöglich, ereignete sich aber doch.
    „Das gefällt mir nicht …“, fing Howard an.
    „Sie entfernen sich!“ schrie Marian.
    Die Schwaden schossen, nachdem sie eine kollektive Entscheidung getroffen hatten, an den Menschen in den Raumanzügen vorbei und verschwanden den Tunnel hinunter und dann hinter dem herabgefallenen Gestein.
    „War es die Hitze oder das Licht, was sie veranlaßt hat, sich zu bewegen?“ fragte sich Jackson laut.
    „Leben sie?“ fragte Marian mit beklommener Stimme.
    „Sie reagieren offensichtlich auf Reize, und das ist eine Definition von Leben.“ Howard erhob sich und spähte den Tunnel hinunter. „Ich würde gerne ein paar mehr im festen Aggregatzustand finden.“
    „Nein, kehren wir zum Käfer zurück.“ Marian schaute nachdenklich den Weg zurück, den sie gekommen waren. „Ich glaube, es ist an der Zeit, einen anderen Tunnel zu untersuchen.“
    „Ich muß Howards Entscheidung unterstützen weiterzugehen.“ Jackson nahm Marian die Lampe ab und schritt entschlossen in den unerforschten Teil des Tunnels hinein. Den anderen blieb nichts übrig, als ihm zu folgen.
    Dreißig Meter lang sahen sie nichts als die glatte, gerippte Oberfläche der Tunnelwände. Dann brachte der Lampenschein in der Ferne etwas zum Aufleuchten. Die Form wurde heller und größer, teilte sich dann, und zwei fest miteinander verknüpfte, dünne

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