0889 - Der Robot-Vampir
Ihr Fell sträubte sich. Die Barthaare zitterten stark. Sie hätte sich wohl tiefer verkrochen, aber dieser Platz war dafür nicht geeignet. Ihr Körper verschmolz mit der Dunkelheit, als sich das Unbekannte näherte.
Das fremde Wesen war tödlich, suchte nach Beute und befand sich bereits in unmittelbarer Nähe.
Die Katze verhielt sich nicht still. Sie fauchte, die erste Warnung gegen den Feind.
Er blieb.
Plötzlich zitterte sie. Der Schwanz schlug hektisch über den Boden. Der Instinkt riet dem Tier zur Flucht.
Und es schnellte aus der Deckung hervor.
In diesem Moment war der Schatten da. Etwas löste sich aus ihm. Eine Klaue fuhr nach unten. Sie war blitzschnell, und sie griff ebenso schnell zu.
Die Katze hatte keine Chance.
Die harte Klaue umklammerte ihren Körper, riß ihn hoch. Das Tier schlug mit seinen Pfoten um sich. Es hatte die Krallen ausgefahren, die auch ein Ziel fanden, aber sie glitten darüber hinweg, als bestünde es aus poliertem Holz oder Stahl.
Die Klaue hielt das Tier weiterhin fest. Sie verstärkte den Druck noch, und sie preßte den Körper zusammen.
Ein jämmerliches Schreien und Miauen durchwehte die unmittelbare Umgebung des Gestrüpps. Aus der Höhe tropfte das Blut zu Boden und bildete dort große Flecken. Der Unheimliche zog sich mit seiner Beute zurück. An einem Baumstamm hockte er sich hin. Dort beschäftigte er sich mit dem Tier auf seine Art und Weise.
Zu hören waren nur Schmatzen und Schlürfen…
***
Gelb war der Jogginganzug, rot der um den Hals geschlungene Schal. Rot schimmerte auch das Stirnband, das die blonden Locken zusammenhielt, und die Füße steckten in sehr teuren, gelenkfreundlichen und gut gefederten Schuhen, in denen man locker laufen konnte und kaum ermüdete.
Das jedenfalls versprach die Werbung.
Britt Owens hatte sich darauf eingelassen, denn sie gehörte zu den jungen Frauen, die im Trend lagen. Sie joggte, sie ging ins Fitneß-Center, sie betrieb Jazzdance; sie ernährte sich so, wie es die entsprechenden Zeitschriften vorschrieben, denn sie wollte einfach immer gut drauf sein.
Das klappte nicht hundertprozentig, denn die Seele und die Gefühle ließen sich nicht durch Müsli steuern, aber Britt glaubte daran und ließ sich davon auch nicht abbringen. Mit dem Joggen hatte sie begonnen, und sie würde es auch nie aufgeben, denn die Methoden in den Fitneß-Clubs wechselten oft, sie waren einfach zu stark irgendwelchen Modeströmungen unterworfen, was man vom normalen Joggen nicht behaupten konnte. Und deshalb blieb sie auch dabei. Jogging machte außerdem Spaß. Mal joggte sie am Abend, dann entschied sie sich für den Morgen. Es kam darauf an, wie sie sich fühlte und wie das Wetter war. An diesem Tag hatte sie sich für den Abend entschieden, obwohl es schon recht spät, nach neunzehn Uhr, war. Sie hatte allerdings nach Büroschluß noch Weihnachtseinkäufe tätigen müssen. Nicht viel, eine Kleinigkeit für ihre Eltern und ihren jüngeren Bruder.
Das mußte zu Weihnachten reichen. Für Britt war das Fest der Tag der gegenseitigen Erpressung, und sie verspürte keine große Lust, diesen Zauber exzessiv mitzumachen.
Der Park war dunkel, abgesehen von einigen Wegen, die im Schein der Laternen lagen und gerade deswegen von Joggern und Joggerinnen frequentiert wurden.
Die Zahl der Jogger richtete sich nach der Jahreszeit und dem Wetter. War es schlecht oder zu kalt, liefen weniger durch den Park. Herbst und Frühling brachten dann den Hochbetrieb, und der Winter präsentierte sich oft mit seiner traurig gemachten Landschaft, denn da überkam Britt Owens stets das Gefühl, von starren Gespenstern umgeben zu sein und nicht von irgendwelchen Bäumen.
Egal, da mußte sie durch.
Nur keine große Runde. Sie hatte sich für die kleine entschieden, und sie war froh, daß es nicht regnete. Das Wetter war in den letzten Tagen schlecht gewesen, zu warm, zu regnerisch, aber jetzt hatte es sich gedreht.
Es regnete nicht mehr, dafür war der Boden gefroren, aber schon in der folgenden Nacht sollte es wieder wärmer werden, dann fiel Regen auf den gefrorenen Boden, so daß sich Glatteis bildete.
Darüber dachte Britt nach, als sie lief. Sehr langsam am Anfang. Sie fühlte sich noch steif. Sie mußte ihre Muskeln erst einölen, wie sie, immer sagte, und sie trat auch zunächst auf der Stelle. Um sie herum standen Eisbänke, die um diese Jahreszeit leer waren. Nicht weit entfernt sah sie einen kleinen Teich, dessen Oberfläche sich nicht bewegte, weil das
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