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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Äxte und Pfeilspitzen; einige Bogen, sehr kurz und von sehr begrenzter Reichweite; Schlingen, aus Leder natürlich – zwei Zelte sind für Töpferarbeiten benutzt worden; ein paar wunderbare Carrow-keel-Töpfe stehen zum Brennen in kleinen Öfen aus Ton und Steinen bereit. Die meisten Waffen und Steine sind innen an dem ledernen Zaun aufgehäuft – bereit zum Einsatz? Der Lederzaun selbst besteht aus zwei Lagen von Häuten, die an hölzernen Pfählen aufgehängt sind. Zwischen die beiden Lagen sind menschliche Köpfe geworfen worden, und in die äußeren Häute hat man Löcher gebohrt, so daß die toten Augen hinausschauen. Obwohl ein paar von den Schädeln erst kürzlich abgetrennt worden sind (beiderlei Geschlechts), kann ich Burtons nicht darunter finden. Ein Rest Hoffnung.
    Kopf Jägerei scheint noch vor der prä-keltischen Kultur entstanden zu sein, wenn das hier nicht Menschenopfer sind. Geschnitzte Köpfe gibt es aber nicht; also ist es wahrscheinlich nur ein kleiner Bestandteil der momentanen Kultur.
    Mein Gott, wo sind sie nur alle?
    Es ist ein wunderbarer Frühling. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Vögel gesehen. Und die Insekten!
     
    Im Morgengrauen des Tages nach seiner dritten Sendung gab es einen plötzlichen Aufruhr unter der ohnehin schon lärmenden Lerchenbevölkerung der verlassenen Zelte an der Westseite des Crog; Farrel rannte hinzu, und in der davonhuschenden grauen Gestalt erkannte er Tig und rief ihn an. Der Junge kroch ängstlich aus seinem Versteck und starrte Farrel mit herabhängenden Lippen und stumpfen Augen an.
    „Schön, dich zu sehen“, rief der Mann. Tig lächelte und schlug die Hände zusammen.
    „Dieser Tig hungrig.“
    „Dieser Farrel auch hungrig. Kann dieser Tig mit einer Schlinge umgehen?“ Er schwenkte eine Lederschlinge, mit der er geübt hatte. Der Junge sprang vor, mit nassen Lippen und weit aufgerissenen Augen. Er riß die Schlinge an sich und streichelte liebevoll über das Leder. Er starrte Farrel an.
    „Lerche oder Hase?“
    „Was schmeckt besser?“
    Tig grinste und klatschte sich auf den Bauch, dann fiel er auf die Knie und küßte den Boden. Danach sprang er auf und rannte davon; er verschwand hinter dem ledernen Zaun und lief einen baumbedeckten Hang hinunter, bis er außer Hörweite war. Eine halbe Stunde später kam er zurück. Seine Knie waren blutig, und sein Gesicht war schmutzig, aber er trug zwei fette, weißbrüstige Hasen. Farrel entfachte ein Feuer in dem kleinen, im Freien gelegenen Herd, der für alle Zelte in der Nachbarschaft als Feuerstelle zu dienen schien. Während das Holzfeuer knisterte und das stechend riechende Fleisch langsam bräunte, warf Tig winzige Steinsplitter in die Asche. Farrel holte eines der Stückchen wieder heraus und sah, daß Zickzacklinien hineingekratzt worden waren. Das Muster, das er als eine geläufige Felsschnitzerei des Boyne-Tales erkannte, erinnerte an eine Flamme, und Tig bestätigte dies. Wir nehmen Feuer aus der Erde, erklärte er, und deshalb müssen wir die Erde mit einer kleinen Seelenschnitzerei wieder vollständig machen.
    „Aber dieser Farrel hat das nicht geschnitzt. Dieser Tig auch nicht. Wird es so gemacht?“
    Tig war sogleich beunruhigt. Er kroch vom Feuer weg, hockte sich in einiger Entfernung nieder und starrte in den Qualm. Farrel zog sein nachgemachtes Knochenmesser heraus, kratzte eine Zickzacklinie in dasselbe Steinchen und warf es in die Flammen. Tig grinste und kam zurück zur Herdgrube.
    „Dieser Tig kann nicht schnitzen. Dieser Tig kann nicht Erde berühren oder Seele schnitzen. Aber dieser Farrel ist ein guter Seelenschnitzer.“ Erwies hinauf in die Luft, und Farrel bemerkte, daß der Rauch senkrecht nach oben stieg, denn der Wind hatte plötzlich aufgehört. Er verstand nicht, was das bedeuten sollte, aber er vergaß, danach zu fragen, denn das Fleisch war jetzt bald gar. Fettspritzer fielen mit lautem Zischen in die Flammen, und von dem reichen Aroma angezogen, drängten sich Mann und Junge dicht an den zierlichen Bratspieß, und ihre Augen glänzten erwartungsvoll.
     
    „Ee-Tig cranno argak ee-eik Burton en-en na-ig?“
    Du kanntest Burton? (Dieser Tig Auge-fühlte Wind-fühlte jenen Burton Mann-Fremder?)
    Tig spuckte einen kleinen Knochen in das verlöschende Feuer. Er beäugte Farrel einen Moment lang mißtrauisch, erhob sich dann in die Hocke und ließ lautstark einen fahren. Er schien diese beleidigende Aktion sehr komisch zu finden. Farrel lachte

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