Kopernikus 6
Hinzu kommen Kurzgeschichten von den deutschen Autoren Gero Reimann, Rose-Marie Liebenfels, Hans-Dieter Marx, Malte Heim und Michael Weisser.
Hans Joachim Alpers, der Herausgeber dieser Sammlung, ist zugleich Herausgeber der Moewig Science Fiction. Er gehört zu den namhaften deutschen SF-Experten und ist u.a. Mitverfasser und Mitherausgeber eines SF-Lexikons und eines SF-Romanführers.
Inhalt
Lee Killough
Achronos
ACHRONOS
Kevin O’Donnell Jr.
Marchianna
MARCHIANNA
Gero Reimann
Die Geschichte von dem schlafenden Programm des Meteoriten
Rose-Marie Liebenfels
Per aspera ad astra
Greg Bear
Im Wind einer brennenden Frau
THE WIND FROM A BURNING WOMAN
Gero Reimann
Die Geschichte von den raumfahrenden Mohawks der Außenstationen
Gardner Dozois
Irgendwo ist immer ein wundervoller Morgen
A SPECIAL KIND OF MORNING
Hans-Dieter Marx
Cola mit Schuß
Andrew Darlington
Traumseuche
A PLAGUE OF DREAMERS
Malte Heim
Kloniade
Jeff Duntemann
Unsere Liebe Frau vom Unendlichen Himmel
OUR LADY OF THE ENDLESS SKY
George Guthridge
Das Stille
THE QUIET
Howard Waldrop
Die häßlichen Hühner
THE UGLY CHICKENS
Michael Weiser ego alter ego
Drew Mendelson
Der Röhrenfahrer
THE TUBE RIDER
Nachwort
Lee Killough Achronos
ACHRONOS
Der Strand war eine Landschaft von Tanguy. Seine grasbewachsenen Dünen, angespülten Muscheln und das Treibholz lagen wie von einem scharfen Griffel in Licht und Schatten graviert vor einem Hintergrund aus feinem Nebel, der die See verdeckte und die weit entfernte Bucht einhüllte und selbst jetzt, am frühen Nachmittag, ein blaues Zwielicht über den Strand ergoß. Jedenfalls, dachte Neil Dorn, müßte es eigentlich früher Nachmittag sein, aber er hätte es nicht beschwören können. Die vergangenen paar Tage lagen verschwommen hinter ihm. Er war blindlings drauflos gefahren, eine Autobahn nach der anderen, immer die Küste entlang. Die Straßen waren immer schmaler und verlassener geworden, bis er schließlich an einer Sandpiste angelangte, wo es keine Straßen mehr gab.
Scharf stach der Geruch von Salzwasser und Seetang in seine Nase, und die Meeresbrise strich kühl über sein Gesicht und wehte durch sein Haar. Neil suchte sich einen Weg durch die zerbrochenen Muschelschalen am Meeresrand und spürte, wie der Sand unter seinen nackten Füßen von der Brandung fortgespült wurde. Er hatte das Gefühl, daß dies der richtige Ort für ihn war. Hier konnte er allein sein. In dem dämmrigen Zwielicht konnte er alles außer dem Augenblick vergessen.
Er konnte die schulterzuckenden Kunsthändler vergessen und die Gemälde, die sich nicht länger verkauften. Er konnte Connie aus seinem Bewußtsein verbannen, die von der Da-Vinci-Schönheit, die er einst geheiratet hatte, zu einer fetten Rubens-Gestalt geworden war, sowie ihre Stimme, die die Enttäuschung und der Streß des besessenen Diätlebens schrill gemacht hatten.
„Kein Wunder, daß sich nichts verkauft. Die ganze Zeit malst du immer wieder die gleichen Sachen. Du brauchst neue Visionen.“
Als ob man Visionen im Versandhaus bestellen könnte, dachte er verbittert. Na ja, zur Hölle mit ihr. Zur Hölle mit allen anderen.
Dann, als er nach unten blickte, sah er den Trilobiten. Neil war kein Paläontologe, aber er hatte noch genug Biologiewissen aus der High School und dem College parat, um die Form unter den Muschelschalen und Sanddollars zu erkennen. Er bückte sich, um ihn aufzuheben. Er war mittelgroß, etwa sechs Zoll lang. Wie war er hierhergekommen? Normalerweise wurden Trilobiten nicht aus dem Paläozoikum direkt an die Strände des zwanzigsten Jahrhunderts gespült. Außerdem war er
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