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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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völ­lig er­hal­ten. Er sah so frisch aus wie der Sand­dol­lar ne­ben ihm, ganz und gar nicht wie ein Fos­sil.
    Er steck­te die Scha­le in sei­ne Hemd­ta­sche und ging wei­ter den Strand ent­lang; er fühl­te sich wie der letz­te Mensch auf Er­den. Es war leicht, sich vor­zu­stel­len, daß nichts au­ßer dem, was er ge­ra­de sah, exis­tier­te, daß das Uni­ver­sum nur aus ei­ner neb­li­gen Bucht und aus Bran­dung be­stand, die über Sand hin­weg­zisch­te. Er ge­noß das Ge­fühl.
    Als er die Stim­men vor sich hör­te, wur­de sei­ne Zu­frie­den­heit mit ei­nem bit­te­ren Stich zer­stört. Al­so war er doch nicht al­lein. Ver­dammt. Gab es auf der gan­zen Welt kei­nen ein­zi­gen Ort, der nicht von Men­schen ver­seucht war?
    Einen Au­gen­blick spä­ter er­schie­nen die Stö­ren­frie­de aus dem Ne­bel. Es wa­ren drei, al­les Kin­der, schlank und ge­schlechts­los, die fast nackt im Sand spiel­ten. Neil wur­de zwi­schen sei­ner Wut und ei­nem Schwall von Freu­de hin und her ge­ris­sen. In dem leuch­ten­den blau­en Zwie­licht sa­hen sie aus wie Il­lus­tra­tio­nen von Max­field Par­rish.
    Er rief sie.
    Sie hiel­ten da­mit in­ne, ihr raf­fi­nier­tes Mus­ter aus Mu­schel­scha­len in den Sand zu le­gen, und blick­ten sich um. Zwei von ih­nen wa­ren blond, eins mit kur­z­en Lo­cken, das an­de­re Mäd­chen hat­te Haa­re, die fast bis zum Ge­säß hin­un­ter­hin­gen. Bei­der Au­gen wa­ren so blau wie das Zwie­licht. Das drit­te Kind hat­te lan­ges, bis zur Hüf­te rei­chen­des Haar und dunkle Au­gen mit durch­drin­gen­dem Blick. Sie starr­ten ihn an. Das dun­kel­haa­ri­ge Kind gab dem blon­den mit den lan­gen Haa­ren einen lei­sen Rip­pen­stoß und flüs­ter­te et­was. Das blon­de Kind lach­te.
    Neil fühl­te sich wie vor den Kopf ge­schla­gen. Das La­chen war tief und keh­lig, über­haupt nicht das La­chen ei­nes Kin­des.
    Das Dunkle sag­te et­was, das wie „Grß“ klang.
    Sie um­ring­ten ihn und be­trach­te­ten ihn mit neu­gie­ri­gen Bli­cken. Er starr­te zu­rück. Er hat­te sich ge­irrt, es wa­ren gar kei­ne Kin­der, ob­wohl sie noch recht jung wa­ren, kaum der Kind­heit ent­wach­sen. Sie wa­ren so groß wie er und schlank wie Wei­den, mit straf­fer und glat­ter Haut. Kla­re, leb­haf­te Au­gen blick­ten ihn aus fal­ten­lo­sen Ge­sich­tern an, und er­schreckt stell­te er fest, daß sie völ­lig nackt wa­ren. Was er für Ba­de­an­zü­ge ge­hal­ten hat­te, er­wies sich als Mus­ter, die auf ih­re Haut ge­malt wor­den wa­ren.
    Das Mäd­chen mit den kur­z­en Lo­cken sprach. Neil konn­te kein Wort ver­ste­hen. Das Mäd­chen run­zel­te die Stirn und kratz­te ge­dan­ken­ver­lo­ren an der Mu­schel, die auf ih­re Brust­war­ze ge­malt war. Sie sprach mit ih­ren Be­glei­te­rin­nen.
    Die Dunkle sag­te et­was, mit großer Ge­schwin­dig­keit, dann stell­te sie sich vor Neil auf und re­de­te mit lau­ter, lang­sa­mer Stim­me auf ihn ein.
    Er frag­te sich ver­wun­dert, wie es ihm hel­fen soll­te, sie zu ver­ste­hen, wenn sie ihn be­han­del­ten wie einen Tau­ben oder geis­tig Zu­rück­ge­blie­be­nen, doch zu sei­nem Er­stau­nen nütz­te es tat­säch­lich et­was. Was sie sag­te, klang in sei­nen Oh­ren ver­stüm­melt und mit star­kem Ak­zent ver­se­hen, doch et­was in sei­nem In­ne­ren er­riet ge­nü­gend Wor­te, um ih­ren Sinn zu ver­ste­hen. Sie frag­te, wer er sei.
    Er ant­wor­te­te: „Neil Dorn.“
    Sie lä­chel­te tri­um­phie­rend und zeig­te auf sich selbst: „Elec­tra.“ Dann wies sie auf das lang­haa­ri­ge blon­de Mäd­chen: „Ivri­an“ und zeig­te schließ­lich auf das Mäd­chen mit dem Lo­cken­kopf: „He­ro. Von wann kommst du?“
    Je­den­falls klang es so. Neil war sich si­cher, daß sie das nicht mei­nen konn­te. Ent­we­der woll­te sie wis­sen, wo­her er kam oder wann er hier an­ge­kom­men war. Da er nicht wuß­te, was sie mein­te, schüt­tel­te er den Kopf. „Ich ver­ste­he nicht.“ Er be­schloß, selbst ei­ne Fra­ge zu stel­len. „Macht ihr hier Ur­laub mit eu­ren El­tern?“
    Das schi­en sie zu amü­sie­ren. Elec­tra und Ivri­an er­grif­fen sei­nen Arm. „Kei­ne El­tern.“ La­chend zo­gen sie ihn zu den Dü­nen mit. „Wir stel­len dich un­se­ren Ge­fähr­ten

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