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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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über­rasch­te. Schließ­lich zer­trat Ca­pri­corn Clells Mu­schel­mus­ter und stampf­te da­von, auf die Zel­te zu. Clell rief ihm in be­lei­di­gen­dem Ton et­was nach. Doch trotz der bö­sen Mie­nen und der wü­ten­den Stim­men nahm Neil ei­ne ge­wis­se Be­frie­di­gung bei den bei­den Aus­flüg­lern wahr. Er hat­te den deut­li­chen Ein­druck, daß sie den Streit und ih­re Wut ge­nos­sen.
    Neil schüt­tel­te den Kopf. Es wa­ren selt­sa­me Leu­te.
    Am Scout fand er He­ro, die auf der Küh­ler­hau­be saß. Ihr Kör­per war mit ei­nem blau­en Strei­fen­mus­ter be­malt. Sie saß mit an­ge­streng­tem Ge­sichts­aus­druck da und stu­dier­te die Skiz­zen des Vor­abends.
    Als er sich nä­her­te, blick­te sie auf. „Kannst du mir das bei­brin­gen?“
    „Ich kann es ver­su­chen“, sag­te er lä­chelnd. „Es in­ter­es­siert dich?“
    Sie zuck­te die Schul­tern. „Es ist mal et­was an­de­res.“
    Er hob sei­ne Au­gen­brau­en. „Et­was an­de­res? Du klingst ge­lang­weilt.“
    „Bin ich auch.“
    „Willst du mir Mo­dell für ein Por­trät ste­hen?“
    Ih­re Au­gen rich­te­ten sich plötz­lich auf ihn. „Du meinst, ein rich­ti­ges Ge­mäl­de? Wie in ei­nem Mu­se­um?“ Sie setz­te sich auf und fuhr mit den Fin­gern durch ih­re Lo­cken. „Was muß ich tun?“
    Er hol­te sei­ne Öl­far­ben und ei­ne Lein­wand aus dem Wa­gen­fond. „Zu­nächst ein­mal mußt du die Netz­be­ma­lung ab­wa­schen. Kannst du dir ei­ne von die­sen To­ga-Tu­ni­ka-Din­gern be­sor­gen?“
    „Na­tür­lich.“ Sie rann­te zu den Zel­ten.
    Neil stell­te sei­ne Staf­fe­lei na­he am Was­ser­rand auf. Er ent­schloß sich, sie im Stil von Max­field Par­rish zu ma­len. Über ein paar Mu­schein ge­beugt, als Sil­hou­et­te vor dem leuch­ten­den Blau des Duns­tes, wä­re sie da­zu aus­ge­zeich­net ge­eig­net. Als He­ro zu­rück­kam, war er da­bei, Far­ben zu mi­schen, be­müht, den rich­ti­gen Blau­ton zu tref­fen. In ei­ner To­ga, die ei­ne klei­ne Brust frei ließ und Fal­ten über ih­re schma­len Hüf­ten warf, sah sie wirk­lich aus wie ei­ne Fi­gur von Par­rish. Wenn er jetzt nur den Blau­ton ge­nau er­wi­sch­te.
    „Sie wer­den al­le zu­schau­en“, sag­te sie. „Du hast doch nichts da­ge­gen, oder?“
    „Ich wä­re ein bes­se­res Mo­dell.“ Es war Elec­tra, na­tür­lich schmol­lend. „Warum hast du mich nicht ge­fragt?“
    „Du hast ge­schla­fen. Ich wer­de auch ein Bild von dir an­fer­ti­gen.“ Er seufz­te. „Ich wünsch­te, ich hät­te ge­nug Lein­wand, um euch al­le por­trä­tie­ren und mit zu­rück­neh­men zu kön­nen.“
    „Zu­rück­neh­men?“ Sie mur­mel­ten ent­täuscht vor sich hin. „Du wirst doch wohl nicht fort­ge­hen?“
    „Ich kann nicht ewig hier­blei­ben.“
    Elec­tra blick­te ihn an. „Warum nicht?“
    Er hielt in­ne und dach­te nach. Nie­mand wür­de ihn ver­mis­sen. Die Zeit drau­ßen war für ihn auf­ge­hal­ten, und er konn­te ge­hen, wann im­mer er woll­te. In der Zwi­schen­zeit hat­te er die Ge­sell­schaft und Be­wun­de­rung die­ser char­man­ten Leu­te. Warum soll­te er al­so nicht blei­ben? Zum Teu­fel mit Con­nie und den Händ­lern und der Su­che nach neu­en Vi­sio­nen. Die­se Vi­si­on ge­nüg­te ihm.
    „Ich wer­de nicht so­fort ge­hen.“
    Er zeig­te He­ro, wie sie ste­hen soll­te. „Wenn du mü­de wirst, sag es mir, dann las­se ich dich ein we­nig aus­ru­hen.“ Er tauch­te einen Pin­sel in die blaue Far­be. „Wie lan­ge wer­det ihr hier­blei­ben?“
    Elec­tra beug­te sich über sei­ne Schul­ter, als er da­mit be­gann, die ers­ten Farb­flä­chen auf­zu­tra­gen. „Das ist doch bloß ein Farb­klecks. Wird das wirk­lich mal ein Ge­mäl­de?“
    „Schau da­bei zu.“
    Das ta­ten sie ei­ne Wei­le, aber er merk­te bald, daß das Ma­len sie nicht so sehr fas­zi­nier­te wie das Zeich­nen. Es dau­er­te zu lan­ge. Ei­ner nach dem an­de­ren be­gan­nen sie, sich zu lang­wei­len und fort­zu­ge­hen, bis schließ­lich nur noch He­ro und er da wa­ren. Selbst He­ro be­schwer­te sich über Er­mü­dung, ob­wohl sie nicht auf­hö­ren woll­te, Mo­dell zu ste­hen. Er hör­te die Stim­men der an­de­ren hin­ter der Bucht, lär­mend und fröh­lich.
    He­ro er­schi­en bald auf der

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