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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zugetragen haben sollten. Da hätte es merkwürdige Lieferwagen gegeben, die technische Apparate brachten. Da wären Handwerker angefahren, die den Keller ausgemauert hätten. Die Stromrechnung, wie die Stadtwerke bestätigen könnten, wäre ins Unermeßliche gestiegen.
     
    Die Frau Ademar hatte den beiden Beamten, während sie – jetzt einigermaßen beruhigt – unter der Tür stehenblieb, den Kellereingang des Hauses 112, in dem ein Dr. Broadnar alleine wohnte, gewiesen. Tatsächlich fand Strobel, der zuerst die Betonrampe hinuntergegangen war, daß die Türe nur angelehnt war. Es war eine Holztür mit schweren, eisernen Beschlägen, über die jetzt der Regen in dünnen Rinnsalen hinablief.
    Der Keller, in den die beiden Beamten, die Taschenlampen in ihren Händen, eintraten, roch kalt und muffig. Und doch waren sie froh, daß sie dem steten Regen einen Augenblick entronnen waren. Sie waren in eine Waschküche eingetreten, in der man eine große, aus Beton bestehende Badewanne sehen konnte, in der unordentlich verstreut Kartoffeln lagen. Über den Boden des Kellers rollten sich Schläuche. Aus einem Hahn über einem Becken tropfte gleichmäßig Wasser.
    Kahl bückte sich nieder, dem Strahl seiner Taschenlampe folgend.
    „Was ist denn?“ fragte Strobel.
    „Siehst du nicht?“ hatte Kahl geantwortet, und tatsächlich, jetzt konnte es auch Strobel sehen. Auf dem Betonboden waren frische, dunkle, noch ein wenig rote Flecke zu erkennen. Ohne daß sie sprachen, dachten sie das gleiche. Jetzt hatten sie ihre Dienstwaffen entsichert und gingen vorsichtig zur gegenüberliegenden Tür. Auch diese war unverschlossen.
    Noch vor der Tür, während seine Taschenlampe blitzte, blieb Strobel, der ein wenig bleich geworden war (er hätte den Grund selbst nicht nennen können) stehen. Jetzt hörte es auch Kahl. Es war ein entferntes Summen. Es klang, als würde in der Ferne, nicht im nächsten Raum, auch nicht im übernächsten, vielleicht drei Räume weiter, durch die dicken Betonwände hindurch, auf denen das Haus ruhen mußte, ein – ja, was? – ein Elektroaggregat von ungewöhnlicher Stärke summen.
    Der Raum, den sie betraten, versetzte sie in Erstaunen. Hatten sie mit einem Vorratsraum, mit einem Hobbyraum, mit einer ausgebauten Kelleretage gerechnet – so fanden sie ein Lager, aber eines, auf dessen stabilen, aus Stahl bestehenden, industriell gefertigten Regalen größtenteils offen, zum Teil in Kartons verpackt, nicht die erwarteten Kartoffeln, Einmachgläser, Weinflaschen oder Gartengeräte ruhten, sondern im Taschenlampenlicht glitzernde Dinge, wie man sie in Laboratorien oder in Forschungseinrichtungen benutzte: gläserne Kolben, elektrische Meßgeräte, Unmengen von ärztlichen Bestecken, Binden und Bandagen, Gläser voller Blutplasma, Seren und Impfstoffe, wie sie so ohne weiteres niemals in private Hände hätten gelangen dürfen, selbst dann nicht, wenn man den Engpaß in den staatlichen Krankenhäusern (von dem Strobel wußte) bedachte.
    Die Blutspur verlief quer durch den Raum, vorbei an einer zerbrochenen Brille, auf deren Scherben einzelne Tropfen gefallen waren, und wie es schien, hatte sie sich verdoppelt. Doch eigentlich ist dies nicht genau das Bild, das sich den Beamten präsentierte. Hatte sich die ursprüngliche Blutspur an einer Stelle zu einem dicken Fleck verbreitet und lief sie dann zitternd zu einer halb geschlossenen, stählernen Tür weiter, so war, bei der zerbrochenen Brille beginnend, eine zweite dicke Blutspur hinzugetreten, von der es schien, als ob sie von Füßen verwischt worden wäre.
    Man wird den beiden Beamten bescheinigen müssen, daß sie für den normalen Streifendienst in Bremen abgerichtet waren. Sie waren junge Absolventen erst einer mittleren Bremer Schule, dann der Polizeischule, die sie beide mit Auszeichnung bestanden hatten. Sie waren mit den notwendigsten rechtlichen Vorschriften vertraut gemacht worden, waren aber noch weit entfernt davon, in den höheren Polizeidienst oder gar in den kriminaltechnischen Dienst aufzusteigen. Gleichwohl wußten sie aber, wie sie sich in einem Fall, der sich entwickelte wie dieser, verhalten mußten.
    Dennoch hatte Kahl und Strobel, als sie vor der halb eingeklinkten, schweren Metalltüre, die mehr wie der Verschluß eines Tresores wirkte, standen, eine beträchtliche Unruhe, um nicht zu sagen Angst, ergriffen. Denn es war nicht nur die Kälte des Stahls, die gleichsam auf sie herabfloß, und es war nicht nur der monotone Regen, den

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