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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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heran, während Bunnish die Stellung studierte. Sie waren das Spiel letzte Nacht immer wieder durchgegangen und hatten schließlich entschieden, daß das Damen-Schach, das Delmario nach dem Doppelopfer gespielt hatte, falsch war. Es gab mehrere andere Möglichkeiten, in dieser Stellung Schach zu erklären, alle verlockend, aber nach stundenlanger Analyse hatten er und E. C. auch diese abgetan. Eine jede Möglichkeit bot eine Menge Fallen und Schachmatt-Züge, vorausgesetzt, Schwarz machte einen Fehler, aber jede schien zugleich in einem korrekten Spiel versagen zu müssen, und sie mußten annehmen, daß Bunnish korrekt spielen würde.
    E. C.s Bauernzug war eine vielversprechende Linie. Subtiler. Solider. Er öffnete die Front für die Figuren von Weiß und setzte eine weitere Barriere zwischen den schwarzen König und die Sicherheit der Damen-Seite. Plötzlich war Weiß von überall her bedroht. Bunnish hatte jetzt an ernsthaften Schwierigkeiten zu kauen.
    Er kaute nicht annähernd so lange daran, wie Peter erwartet hatte. Nachdem er die Stellung kaum ein paar Minuten studiert hatte, nahm er seine Dame auf und riß den ungeschützten Turmbauern der Damen-Seite von Weiß weg. Bunnish umschloß den Bauern mit seiner Hand, gähnte, sackte in seinen Sessel zurück und sah träge und gelassen aus.
    E. C. erlaubte sich einen kurzen, finsteren Blick, als er die Aufstellung überblickte. Peter fühlte sich ebenfalls unbehaglich. Dieser Zug hätte Bunnish mehr verwirren sollen, als er es getan hat, dachte er. Weiß standen so viele Bedrohungen zur Verfügung … Gestern nacht hatten sie die Möglichkeiten erschöpfend analysiert, sie hatten jede Variante und Subvariante gespielt und wieder gespielt, bis sie sicher gewesen waren, daß sie die Matt-Kombination gefunden hatten. Peter war mit einem fast frohlockenden Gefühl schlafen gegangen. Bunnish hatte ein Dutzend möglicher Abwehrstellungen gegen ihren Bauernvorstoß. Sie hatten keine Ahnung, konnten nicht wissen, welche er wählen würde, deshalb hatten sie sich damit zufrieden gegeben, daß alle und jede einzelne letztendlich im Fehlschlag endete.
    Nur, daß Bunnish sie jetzt zum Narren gehalten hatte. Er hatte keine der wahrscheinlichen Abwehrmöglichkeiten gespielt. Er hatte E. C.s Matt-Drohungen einfach ignoriert und war so munter wie der schlimmste Patzer auf Bauernfang gegangen. War ihnen etwas entgangen? Während E. C. über die beste Erwiderung nachdachte, zog sich Peter einen Stuhl an die Brett-Seite heran, damit er in Ruhe analysieren konnte.
    Es gibt nichts, dachte er, nichts. Bunnish hatte im nächsten Zug die Möglichkeit, Schach zu bieten, und dazu mußte er seine Dame in die achte Reihe schieben. Aber es war bedeutungslos. E. C. hatte seine Damen-Seite nicht so geschwächt wie Steve gestern in seiner Eile, ein Matt herbeizuführen. Wenn Bunnish Schach bot, brauchte Stuart nur seinen König zur Dame vorzuziehen. Dann würde die schwarze Dame von einem Turm angegriffen und gezwungen werden, sich zurückzuziehen, oder einen weiteren wertlosen Bauern zu schlagen. Inzwischen würde Bunnish in der Mitte des Brettes schachmatt gesetzt werden. Je mehr Peter die Varianten durchging, desto überzeugter wurde er, daß es für Bunnish keine Möglichkeit gab, einen solchen Gegenangriff herauszuarbeiten wie den, mit dem er Steve Delmario geschlagen hatte.
    E. C. schien nach einer langen und vorsichtigen Taxierung des Brettes zu demselben Schluß zu gelangen. Gelassen streckte er die Hand aus und setzte seinen Springer, womit er Bunnishs allein stehenden König ein für allemal einengte. Jetzt drohte er mit einem Damen-Schach, das in einem Zug zum Matt führen würde. Bunnish konnte den beherrschenden Springer schlagen, aber in diesem Fall schlug E.C. einfach mit einem Turm zurück, und dann war das Schachmatt unabänderlich, ganz gleich, wie sehr sich Bunnish noch am Haken winden mochte.
    Bunnish lächelte seinem Gegner über das Brett hinweg zu und schob träge seine Dame ein Quadrat vor, in die letzte Reihe. „Schach“, sagte er.
    E. C. wischte seinen Schnauzer zurück, zuckte mit den Schultern und zog seinen König vor. Mit einer betont gezierten Bewegung drückte er die Uhr. „Du bist verloren“, sagte er leise.
    Peter war geneigt zuzustimmen. Dieses letzte Schach hatte nichts gebracht; genaugenommen schien es die Zwangslage von Schwarz noch verschlimmert zu haben. Die Matt-Drohungen waren noch immer vorhanden, so unaufhaltsam wie eh und je, und jetzt wurde auch

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