Kopernikus 7
legt es darauf an, daß du nach dieser Chance gierst, weil er vorhat, sie dir vorzuenthalten. Er wird dich schlagen, Peter. Wie wird dir das gefallen? Wie wirst du damit leben – hinterher?“
Peter sah auf die Schachfiguren hinunter. „Das hat er vor, ja. Aber er ist ein Idiot. Dies hier ist eine gewonnene Stellung. Das Problem ist nur, den Zug zu finden, der zum Sieg führt, die richtige Variante. Und wir haben drei Ansatzpunkte. Steve kommt zuerst. Wenn er verliert, dann sind E. C. und ich in der Lage, aus seinen Fehlern zu lernen. Ich werde nicht verlieren. Ich habe vielleicht alles andere verloren, aber dies hier verliere ich nicht. Dieses Mal werde ich der Gewinner sein. Du wirst sehen.“
„Ich werde sehen, in Ordnung“, sagte Kathy. „Du erbärmlicher Bastard.“
Peter ignorierte sie und bewegte eine Figur. Springer schlägt Bauer.
Kathy blieb am nächsten Morgen in der Suite. „Geh dein verdammtes Spiel spielen, wenn du magst“, sagte sie zu Peter. „Ich werde mich in der heißen Wanne einweichen und lesen. Ich will mit deinem Spiel nichts zu tun haben.“
„Wie du meinst“, erwiderte Peter. Er schlug die Tür hinter sich zu und dachte wieder einmal daran, was er für ein Miststück geheiratet hatte.
Unten im gewaltigen Wohnzimmer stellte Bunnish soeben das Brett auf. Das Spiel, das er ausgewählt hatte, war nicht reich verziert und teuer wie das in der Ecke, bei dem die Figuren festgeklebt waren. Spiele wie dieses sahen für dekorative Zwecke gut aus, waren jedoch beim ernsthaften Spiel nutzlos. Statt dessen hatte Bunnish einen einfachen Holztisch in die Mitte des Raumes geschoben und ein Standard-Turnierspiel herausgeholt: ein Vinylspielfeld in Grün und Weiß, das er sorgfältig aufrollte, einen ziemlich abgenutzten Satz Drueke-Figuren im standardgemäßen Staunton-Design, aus schwarzem und weißem Plastik geformt, mit Bleigewichten im Fußteil und darunter mit Filz versehen, um ihnen einen guten Stand zu geben. Er setzte jede Figur aus dem Gedächtnis auf ihre Position, ohne auch nur einmal auf das Spiel zu sehen, das auf dem teuer eingelegten Brett auf der gegenüberliegenden Zimmerseite erstarrt war. Dann begann er, eine Schach-Uhr mit doppelseitigem Zifferblatt zu stellen. „Ich kann nicht ohne die Uhr spielen, weißt du“, sagte er lächelnd. „Ich werde genau die gleiche Zeit einstellen wie an jenem Tag in Evanston.“
Als alles vorbereitet war, überblickte Bunnish das Brett voller Zufriedenheit und setzte sich vor Vesseleres schwarze Figuren. „Fertig?“ fragte er.
Steve Delmario setzte sich ihm gegenüber hin, und er sah bleich und schrecklich verkatert aus. Er hielt ein großes Trinkglas voll Orangensaft, und seine Augen bewegten sich nervös hinter seinen dicken Brillengläsern. „Ja“, sagte er. „Fang an.“
Bunnish drückte den Knopf, der Delmarios Uhr in Gang setzte.
Sehr schnell streckte Delmario die Hand aus, spielte Springer schlägt Bauer – die Figuren klickten leise gegeneinander, als er sich seine Beute holte – und benutzte den Bauern, den er genommen hatte, um die Uhr zu drücken und damit seinen Zeitnehmer anzuhalten und den von Bunnish in Gang zu setzen.
„Das Opfer“, sagte Bunnish. „Was für eine Überraschung.“ Er schlug den Springer.
Delmario spielte Läufer schlägt Bauer und opferte eine weitere Figur. Bunnish war gezwungen, mit seinem König zu schlagen. Er wirkte gelassen. Er lächelte schwach, seine Grübchen bildeten leichte Falten in den dicken Wangen, die Augen blickten klar und scharf und fröhlich hinter seinen getönten Brillengläsern.
Steve Delmario lehnte sich nach vorn, über das Brett, die Blicke aus seinen dunklen Augen huschten über die Aufstellung hin und her, hin und her,
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