Kopernikus 7
gewinnen, mein Rückblendgerät zu benutzen. Dann könnt ihr zurückgehen, mir zuvorkommen, alles neu gestalten, das Leben leben, für das ihr bestimmt gewesen seid, bevor ich mich eingemischt habe. Stellt euch das vor. Es ist die beste Gelegenheit, die ihr je bekommen werdet, jeder von euch, und ich mache es so leicht. Ihr braucht nur ein gewonnenes Spiel zu gewinnen.“
„Ein gewonnenes Spiel gewinnen ist eines der schwersten Dinge beim Schach“, sagte Peter finster. Aber noch während er dies sagte, raste sein Verstand, die Erregung wühlte tief in seinen Eingeweiden. Es ist eine Chance, dachte er, die Ruinen meines Lebens neu aufzubauen, es richtig ausgehen zu lassen. Die falschen Abzweigungen ungeschehen zu machen, den Wein des Erfolges zu kosten statt des Wermuts des Versagens, dem Hohn auszuweichen, zu dem seine Ehe mit Kathy geworden war. Tote Hoffnungen erhoben sich wie Gespenster, um wieder auf dem Friedhof seiner Träume zu tanzen. Er mußte es versuchen, das wußte er. Er mußte.
Steve Delmario kam ihm zuvor. „Ich kann dieses gottverdammte Spiel gewinnen“, dröhnte er betrunken. „Ich könnte es mit geschlossenen Augen gewinnen. Du bist dran, Bunny. Hol ein Spiel heraus, verdammt noch mal!“
Bunnish lachte und stand auf, wobei er seine großen Hände flach auf die Tischplatte legte und sie benutzte, um sich auf die Füße hochzustemmen. „Oh nein, Delmario. Wenn du verlierst, dann wirst du nicht die Ausrede haben, betrunken gewesen zu sein. Ich werde dich zermalmen, wenn du ganz und gar stocknüchtern bist. Morgen. Ich werde morgen gegen dich spielen.“
Delmario blinzelte wütend. „Morgen“, wiederholte er.
Später, als sie allein in ihrem Zimmer waren, wandte sich Kathy an ihn. „Peter“, sagte sie, „laß uns von hier verschwinden. Heute nacht. Jetzt.“
Peter saß vor dem Kaminfeuer. Er hatte in der obersten Schublade seines Nachtschränkchens ein kleines Schachspiel entdeckt und die kritische Aufstellung aus dem Vesselere-Bunnish-Spiel aufgebaut, um sie zu studieren. Ärgerlich über die Ablenkung schaute er auf und sagte: „Verschwinden? Wie, zum Teufel, sollen wir das anstellen, wenn unser Auto in dieser Garage eingeschlossen ist – was schlägst du vor?“
„Es muß hier doch irgendwo ein Telefon geben. Wir könnten es suchen, finden, Hilfe rufen. Oder, wenn das alles nichts nützt, einfach zu Fuß gehen.“
„Es ist Dezember, und wir sind in den Bergen, meilenweit von jedem anderen Haus entfernt. Wenn wir versuchen, zu Fuß hier herauszukommen, dann könnten wir erfrieren. Nein.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schachbrett zu und versuchte sich zu konzentrieren.
„Peter“, sagte sie ärgerlich.
Er schaute wieder auf. „Was?“ fauchte er. „Siehst du nicht, daß ich beschäftigt bin?“
„Wir müssen irgend etwas tun. Diese ganze Szenerie ist verrückt. Bunnish gehört eingesperrt.“
„Er hat die Wahrheit gesagt“, erklärte Peter.
Kathys Gesichtsausdruck wurde weich, und einen kurzen Moment lang gab es so etwas wie Nachdenklichkeit und Sorge darin. „Ich weiß“, sagte sie leise.
„Du weißt es“, äffte Peter heftig nach. „Du weißt es, ja? Nun, weißt du auch, was das für ein Gefühl ist? Dieser Bastard wird bezahlen. Er ist für jede miese Schweinerei verantwortlich, die mir passiert ist. Nach alldem, was ich jetzt weiß, ist er wahrscheinlich auch für dich verantwortlich.“
Kathys Lippen bewegten sich nur leicht, und ihre Augen bewegten sich überhaupt nicht, aber plötzlich waren die Besorgnis und Sympathie aus ihrem Gesicht verschwunden, und statt dessen sah Peter wieder wohlbekanntes Mitleid, feingeschliffene Verachtung. „Er wird dich einfach wieder brechen“, sagte sie kalt. „Er
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