Kopernikus 7
warum ich? Was habe ich dir je angetan?“
Bunnish sah kurz verwirrt aus. Dann wurde sein Gesicht hart. „Du? Du warst der schlimmste von ihnen allen.“
Peter war verblüfft. „Ich habe nie …“
„Der große Kapitän“, sagte Bunnish sarkastisch. „An diesem Tag vor zehn Jahren hast du es kein einziges Mal versucht. Du hast ein schnelles Großmeister-Ziehen mit deinem alten Freund Hai Winslow hingelegt. Du hättest nach dem Sieg streben können, hättest weiterspielen können, aber du hast es nicht getan. Oh nein. Du hast dich nie darum gekümmert, wieviel Druck du uns allen auferlegt hast. Und als wir verloren haben, da hast du nichts von der Verantwortung übernommen, kein Stück davon, obwohl du einen halben Punkt vergeben hast. Alles war mein Fehler. Und damit noch immer nicht genug. Warum war ich am ersten Brett, Norten? Wir alle in der B-Mannschaft hatten annähernd die gleiche Einstufung. Wie bin ich zu der Ehre gekommen, an Brett eins zu spielen?“
Peter dachte einige Augenblicke lang nach, versuchte, sich an die Strategien zu erinnern, die ihn vor zehn Jahren motiviert hatten. Schließlich nickte er. „Du hast die großen Spiele immer verloren, Bruce. Es hatte seinen Sinn, dich an Brett eins zu setzen, wo du mit den großen Kanonen der anderen Mannschaften konfrontiert warst, mit denjenigen, die wahrscheinlich jeden geschlagen hätten, den wir dort eingesetzt hätten. Deshalb waren die rangniederen Bretter mit verläßlicheren Spielern besetzt, mit denjenigen, auf die wir zählen konnten, wenn es darauf ankam.“
„Mit anderen Worten“, sagte Bunnish, „ich war von vornherein abgeschrieben. Du hast erwartet, daß ich verliere, während ihr die Spiele auf den anderen Brettern gewinnt.“
„Ja“, gab Peter zu. „Es tut mir leid.“
„Leid“, spottete Bunnish. „Du hast mich verlieren lassen, hast damit gerechnet, daß ich verliere, und mich dann dafür gequält, daß ich verloren habe, und jetzt tut es dir leid. Du hast an diesem Tag nicht Schach gespielt. Du hast nie Schach gespielt. Du hast ein größeres Spiel gespielt, ein Spiel, das Jahre gedauert hat, ein Spiel zwischen dir und Winslow von der UvC. Und die Mannschaftsmitglieder waren eure Figuren und eure Bauern. Ich, ich war ein Opfer. Ein Gambit. Das war alles. Und es hat ohnehin nicht geklappt. Winslow hat dich geschlagen. Du hast verloren .“
„Du hast recht“, gab Peter zu. „Ich habe verloren. Ich glaube, jetzt verstehe ich, weshalb du all die Dinge getan hast, von denen du uns erzählt hast.“
„Du wirst jetzt wieder verlieren“, sagte Bunnish. „Zieh, bevor deine Uhr abläuft.“ Er nickte auf das karierte Ödland hinunter, das zwischen ihnen lag, das komplizierte Gewirr von schwarzen und weißen Figuren.
Peter blickte voller Desinteresse auf das Brett. „Wir haben es gestern nacht bis drei Uhr morgens analysiert, wir drei. Ich hatte eine neue Variante, ganz perfekt. Ein einzelnes Opfer statt des Doppelopfers. Ich habe Springer schlägt Bauern gespielt, aber auf das Läufer-Opfer verzichtet und statt dessen meine Dame herübergezogen. Das war der Grundgedanke. Er hat ziemlich gut ausgesehen. Aber er ist falsch, nicht wahr?“
Bunnish starrte ihn an. „Spiel es, und wir werden es herausfinden!“
„Nein“, sagte Peter. „Ich will nicht spielen.“
„Pete! „ sagte Delmario bestürzt. „Du mußt! Was sagst du da? Schlag diesen verdammten Bastard!“
Peter sah ihn an. „Es nützt nichts, Steve.“
Stille entstand. Schließlich sagte Bunnish: „Du bist ein Feigling, Norten. Ein Feigling und ein Versager und ein Schwächling. Spiel das Spiel durch.“
„Ich bin an dem Spiel nicht interessiert, Bruce. Sag’s mir nur. Die Variante ist aussichtslos.“
Bunnish stieß einen angewiderten Laut aus. „Ja, ja“, platzte er
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