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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Gras­land­schaf­ten auf, ver­bar­gen sich fast hin­ter den Hal­men, als wir ver­such­ten, mit ih­nen in Kon­takt zu tre­ten. Wir be­ka­men sie nie­mals rich­tig zu Ge­sicht, wie lan­ge wir auch über das Fest­land flo­gen. Nur Spu­ren, Fuß­ab­drücke, das ge­le­gent­li­che Da­von­hu­schen ei­ner geis­ter­haf­ten Ge­stalt im Au­gen­win­kel, die ver­schwun­den war, bis man sich nach ihr um­ge­wandt hat­te. Schwer, sie zu be­schrei­ben. Tod­ge­weih­te Geis­ter. Flat­tern­de El­fen. Ko­bold­haf­te, „mensch­li­che“ Li­bel­len. Je­de die­ser Be­schrei­bun­gen traf zu und gleich­zei­tig al­le zu­sam­men. Sie wirk­ten in­sek­ten­haft mit ih­ren (schein­bar) viel­fa­cet­tier­ten Au­gen, flug­un­tüch­ti­gen, zart ge­flü­gel­ten, dün­nen Ar­men, Wes­pen­tail­len, ma­ge­ren, quer­ge­streif­ten pel­zi­gen Bei­nen – ei­ne pro­vi­so­ri­sche Be­schrei­bung, mit viel Mü­he und fast nur mit Bli­cken aus den Au­gen­win­keln zu­sam­men­ge­tra­gen! Au­to­ma­ti­sche Ka­me­ras schos­sen un­abläs­sig ver­geu­de­te Bil­der von ih­nen, ge­ra­de in dem Au­gen­blick, wenn der Be­tref­fen­de die Sze­ne be­trat, oder ge­nau dann, wenn er/sie/es aus der Reich­wei­te der Lin­se ver­schwand.
    Die Ein­ge­bo­re­nen schie­nen der Na­tur nä­her zu sein als der Zi­vi­li­sa­ti­on; im­mer noch auf ei­ner Stu­fe des Prä­ko­g­nis­zens. Sie mach­ten (ir­gend­wie) Feu­er. Wir fan­den die ver­kohl­ten Feu­er­stel­len. Sie koch­ten klei­ne Wild­tie­re und Vö­gel, wel­che sie (ir­gend­wie) fin­gen. Wir fan­den die säu­ber­lich ab­ge­lutsch­ten Kno­chen, je­doch kei­ne Fal­len oder Net­ze, le­dig­lich ein paar Stücke aus Gras ge­wun­de­nem Seil. Na­tür­lich kei­ne Pfei­le, Bö­gen und Spee­re, wohl aber mit Dor­nen be­setz­te Stö­cke. Doch nach ge­nau­er Er­wä­gung ka­men wir zu dem Schluß, daß sie nicht so weit ent­wi­ckelt wa­ren, daß wir ih­re zu­rück­ge­zo­ge­ne, aus­wei­chen­de Le­bens­wei­se im In­nern ih­res Kon­tin­ents stö­ren könn­ten, ge­nau­so­we­nig wie ein Mensch, der am Ran­de ei­nes rie­si­gen Fel­des zel­tet, die dor­ti­gen Fal­ter und Schmet­ter­lin­ge be­ein­träch­tigt. So­fern er sie nicht mit In­sek­ten­mit­teln be­sprüht, na­tür­lich – und das war ge­wiß nicht un­se­re Ab­sicht! So wür­de es als wei­te­ren Vor­teil kei­ne kläg­li­chen, ge­bro­che­nen Ein­ge­bo­re­nen ge­ben, die um ein paar Bro­sa­men Tech­no­lo­gie vom Ti­sche des Rei­chen bet­tel­ten, kei­ne zer­stör­te ein­hei­mi­sche Kul­tur, wenn ih­re Göt­ter ka­men und ih­re Träu­me zu­nich­te mach­ten. Ein Nach­teil war na­tür­lich, daß sie schlicht­weg un­in­ter­essant wa­ren. Wir hat­ten es den Sied­lern über­las­sen, ge­ge­be­nen­falls mehr her­aus­zu­fin­den. Es war nicht dring­lich ge­we­sen – zu je­nem Zeit­punkt. Wir er­war­te­ten Groß­ar­ti­ge­res: ir­gend­wel­che ver­blüf­fen­de­ren, an­spruchs­vol­le­ren We­sen ir­gend­wo.
    „Ob ei­ne Krank­heit un­se­re Leu­te da­hin­ge­rafft hat, und die Ein­ge­bo­re­nen ha­ben die Hin­ter­las­sen­schaft über­nom­men?“
    „Sie könn­ten die Tei­le nicht ein­mal he­ben, ge­schwei­ge denn zu­sam­men­set­zen“, er­klär­te ich.
    „Aber warum dann hier, in­mit­ten des Nichts? Statt, ja, Hä­fen und Docks, Sied­lun­gen, die sich von der Küs­te aus ins Lan­des­in­ne­re vor­tas­ten …! Sie woll­ten das In­ne­re un­be­rührt las­sen. Für al­le Fäl­le, we­gen der Ein­ge­bo­re­nen. Und jetzt ha­ben sie sich ge­nau dort­hin aus­ge­brei­tet! Das heißt, sie ha­ben sich nicht aus­ge­brei­tet, sie ha­ben sich dort­hin zu­rück­ge­zo­gen.“
    „Viel­leicht ir­gend et­was Un­er­war­te­tes im Meer? Aus dem Meer?“
    „Ach, kom­men Sie! Was im­mer es sein mag, es dürf­te kaum not­wen­dig sein, tau­send Ki­lo­me­ter Land zwi­schen sich und die­ses Et­was zu brin­gen!“
    „Viel­leicht ist die See selbst le­ben­dig, auf ir­gend­ei­ne ei­gen­wil­li­ge Art, bei der Al­gen ih­re Ner­ven­zel­len dar­stel­len? Viel­leicht be­griff sie erst nach ei­ner Wei­le, was vor­ging, und strahl­te Feind­se­lig­keit ge­gen die mensch­li­chen

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