Kopernikus 7
man jetzt auf den Plantagen Kaffee maschinell her?
Sein ganzer Körper schmerzte, stöhnend preßte er die Hände aufs Gesicht, trotz der brütenden Wärme im Haus war ihm kalt.
„Ist dir nicht gut?“ hörte er Carola.
Kaffeemaschine. Polyesterschaum. Nadina. TÄTIGEN SIE IHRE EINKÄUFE IN DEN VORMITTAGSSTUNDEN.
„Weiß nicht, muß schlafen“, sagte er und fiel aufsein Lager, von irgendwoher klirrte Lachen durchs Dorf.
Minister Ettlinger. Export. Prokopfeinkommen, UNTERNEHMEN SIE KEINE AUSFLÜGE AUF EIGENE FAUST.
Als Carola sich niederlegte, schlief er bereits. Mitten in der Nacht weckte ihn der Orkoyote.
„Es ist Zeit. Komm.“
Fenter fährt auf, stolpert hinaus. „Nach Mombasa, jetzt?“ sagte er entsetzt.
Kwa-n-Sana antwortet nur: „Folge mir.“
Sie verlassen das Dorf, vorbei an den Gärten, am Wäldchen und den ausgedehnten Weiden, Fenter stapft zaghaft und schweigsam hinter dem Zauberer her, der Hochebene entgegen. Klar ist die Nacht, hohler Wind bewegt das Savannengras, n-Sanas staubroter Kitoi raschelt wie Brandung. Er wandert schnell in kräftigen, weit ausholenden Schritten, blickt sich nicht um, von seiner linken Schulter pendelt ein elfenbeinernes Hörn herab. Fenter hat Mühe mitzukommen, obwohl der Weg eben und schnurgerade ist, mehrfach fällt er in holpernden Trab, sein Atem geht stoßweise. Angst, aber auch Neugier erfüllt ihn: heute nacht – nach Mombasa – zu Fuß! Er ist noch nie in seinem Leben in der großen Hafenstadt gewesen, weiß nur, daß sie viele Tagesreisen fern liegt, ein lärmendes, menschenfressendes Ungeheuer jenseits der Steppe …
Jetzt tauchen im Licht des Mondes Felsbrocken auf, erst vereinzelt, wie hingewürfelt, dann größere Blöcke, eine skurrile, dämonische Landschaft voll steinerner, stummer Riesen, Gesichter wie Masken, wuchtige Körper, aufgereiht stehen sie da, wie zum Großen Rat versammelt, der blasse Mondschein gibt ihnen einen Hauch von Bewegung. Doch Fenter hat keine Zeit, sie zu betrachten, schon verschwindet n-Sana zwischen den Steinen und wandert auf ein Felsmassiv zu, das hinter den Megalithen in den westlichen Nachthimmel ragt. Ein mannsbreiter Spalt in der Wand führt hinauf in eine Schlucht, die sich gleich darauf zu einer Lichtung weitet, behend flattert der Zauberer hinauf, überwindet herabgestürzte Steine und metertiefe Risse, „Warte!“ keucht Fenter, verliert ihn aus den Augen, rutscht ab, versucht es wieder.
Als er den Orkoyoten einholt, hockt der schon mitten auf dem ebenen, kirchengroßen Platz im fahlhellen Licht des Himmels, der Vollmond neigt sich bereits dem Westen zu. Ringsum ragen Felswände schroff auf, kein Wind, kein Tierlaut ist zu hören.
Kwa-n-Sana hat den Elefantenzahn neben sich gelegt, ihm trockene Kräuter entnommen, die er nun zu einem Kreis streut; befiehlt Fenter, sich auf den Boden zu hocken, und umgibt ihn ebenfalls mit einem Kräuterkreis.
„Ein Ogun-Zauber?“ durchfährt es Fenter.
„Ogun!“ nickt Kwa-n-Sana. „Und jetzt schweig!“
Für wen diese Medizin? Bin ich wirklich krank? Will er mich von den quälenden Träumen heilen, den Wörtern, die mein Hirn verwirren?
Starren Gesichts steigt der Orkoyote in seinen Kreis, hüllt sich in den Kitoi, schließt die Augen und betet, eine Stunde vergeht, eine zweite, es wird Morgen.
Allmählich löst sich in Fenter die krampfende Angst, sein Kopf wird frei und leicht, mit dem Duft der Kräuter steigen die Gedanken auf und schweben in den frühen Morgen. Zunächst sieht er nur n-Sanas kauernde Gestalt, die kleinen, stechenden Augen, in denen sich die Schlucht, die Felswände, der weite, staubrote Himmel spiegeln, dann dehnt sich der Blick über das Felsmassiv hinaus, er sieht das karge, graugrüne Steppenland, Wälder, Wege und
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