Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
be­grei­fen, daß der Zau­be­rer ein bö­ses Spiel mit ihm ge­trie­ben hat­te.
    Den frem­den Mi­nis­ter tö­ten? Den Mann, der Hil­fe und Un­ter­stüt­zung brach­te? Dem es dar­um ging, die schwa­chen Völ­ker zu stär­ken? Das konn­te das Zei­chen nicht sein, das der Rat der Ah­nen von dem Or­ko­yo­ten er­war­te­te.
    Kwa-n-Sa­na war klug und stark, ge­wiß, er kann­te Ver­gan­gen­heit und Zu­kunft und al­le ge­hei­men Kräf­te des Le­bens, konn­te Krank­hei­ten er­ken­nen und Miß­ern­ten ab­wen­den, es gab nicht vie­le Zau­be­rer, die sich mit ihm mes­sen konn­ten – aber er war kein po­li­ti­scher Füh­rer.
    „Es ist un­ser Mi­nis­ter Ett­lin­ger“, sag­te Fen­ter laut, „un­ser Ent­wick­lungs­hil­fe­mi­nis­ter, er ver­schleu­dert hier un­se­re Steu­er­gel­der, des­halb brin­ge ich ihn doch nicht um!“
    Aber ich, Or-d-Fen­te, bin aus­er­wählt, den Speer zu füh­ren, am Spruch der Geis­ter läßt sich nicht rüt­teln, we­he dem Ki­ku­ju, der sich ge­gen sie stellt!
    Die Geis­ter ha­ben mir den bö­sen Traum ge­schickt, mich zu prü­fen, sie ha­ben ver­hin­dert, daß ich an der Ver­samm­lung teil­nahm, schon heu­te früh war ich da­zu be­stimmt, Arm des Spee­res zu sein.
    Er­ge­ben trot­te­te er ins Dorf zu­rück, schlich an den Hüt­ten ent­lang, die meis­ten Fa­mi­li­en schlie­fen be­reits. Schließ­lich blieb er ste­hen, seufz­te, es gab kei­nen Aus­weg.
    Das Haus, vor dem er stand, rag­te wie ab­ge­stor­ben in die schwü­le Nacht, Mbi­se hat­te hier ge­wohnt, ein stil­ler, flei­ßi­ger Bau­er, ver­hei­ra­tet mit der ehr­gei­zi­gen Sa­rah, ge­straft mit drei schnat­tern­den Töch­tern, Mbi­se war sein Freund ge­we­sen.
    Auch er hat ge­tan, was er nicht gern tat, dach­te Fen­ter und lug­te in den Ein­gang, ab­ge­stan­de­ne Luft kroch ihm ent­ge­gen. Mbi­se war in die Stadt ge­zo­gen, weil al­le ihm ein­ge­re­det hat­ten, er müs­se reich wer­den.
    „Mbi­se ist tot“, sag­te Kwa-n-Sa­na.
    Er­schro­cken sprang Fen­ter zu­rück – warum saß der Or­ko­yo­te in dem lee­ren Haus?
    „Mbi­se hat sich selbst ge­tö­tet.“
    „Warum er­schreckst du mich, n-Sa­na?“ frag­te Fen­ter.
    „Laß mich al­lein, bis ich die Kraft ge­fun­den ha­be, dir zu fol­gen.“
    „Mbi­se hat sich um­ge­bracht, er wuß­te kei­nen Aus­weg mehr. Sa­rah ist ihm fort­ge­rannt, sei­ne Toch­ter Na­di­na ver­kauft ih­ren Leib an Frem­de, die bei­den an­de­ren Töch­ter hun­gern.“
    Der Zau­be­rer sprach mit mo­no­to­ner Stim­me und blick­te Fen­ter nicht an.
    „Mbi­se war dein Freund.“
    Fen­ter schrie: „Ich ha­be ihm nicht hel­fen kön­nen! Ich ha­be ihn nicht hal­ten kön­nen, als er weg­zog! Was ist ei­ne Freund­schaft, wenn das Geld sie zer­stört?“
    Kwa-n-Sa­na stand ne­ben ihm, flüs­ter­te ihm ins Ohr: „Das Geld kommt von den Frem­den!“ und ver­schwand in der Dun­kel­heit.
    Ca­ro­las Stim­me schnitt durch die Nacht.
    „Or-d-Fen­te, wo treibst du dich her­um?“
    Sie schlug den Vor­hang zu­rück, Licht fiel auf die leh­mi­ge Stra­ße. Fen­ter blin­zel­te, wie auf­ge­reiht wirk­ten die Häu­ser links und rechts, uni­form und eckig, für einen Au­gen­blick glaub­te er, der Him­mel über dem Dorf sei aus Holz, und auch der Flur, auf dem er stand.
    Als er in die Hüt­te trat, schlie­fen die Kin­der, sti­ckig war die Luft, der Bo­den tro­cken wie krü­meln­der Po­ly­es­ter­schaum …
    Was war das für ein Wort, durch­fuhr es Fen­ter, ich weiß nicht, was Po­ly­es­ter­schaum ist, und doch ken­ne ich die­ses Wort! Er frag­te Ca­ro­la.
    Sie lach­te. „Na­tür­lich weißt du, was das ist“, sag­te sie und nahm das Kopf­tuch von ih­rem schwar­zen Kraus­haar, „du bist ein Spin­ner, Or-d-Fen­te, oder weißt du es wirk­lich nicht?“ Sie be­gann, ih­re tief dunkle Haut mit ei­ner Öl­sal­be ein­zu­rei­ben. „Das sind die­se großen wei­ßen Kunst­stoff­plat­ten, die­ses Dämm-Ma­te­ri­al, denk doch mal nach, als wir die Kaf­fee­ma­schi­ne kauf­ten: Die war in Po­ly­es­ter ver­packt.“ Der Duft des Öls ver­brei­te­te sich wie Weih­rauch.
    Er starr­te sie an und hat­te über­haupt nichts ver­stan­den. Wann hat­ten sie je­mals ei­ne Kaf­fee­ma­schi­ne ge­kauft, und was war das? Stell­te

Weitere Kostenlose Bücher