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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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mußt!“ pro­tes­tier­te ich. „Willst du sie nicht mit uns tei­len? Uns da­mit hel­fen?“
    Ze­ke beug­te sich vor und zeig­te da­mit zwei steck­na­del­kopf­große Öff­nun­gen an der Spit­ze sei­nes schnee­wei­ßen Schä­dels, die ich für sei­ne Oh­ren hielt. Die Krei­de kreisch­te in dem stil­len Raum, wäh­rend er schrieb: „Mein tech­no­lo­gi­sches Wis­sen ist be­grenzt, aber falls dem nicht so wä­re, be­stün­den an­de­re Schwie­rig­kei­ten.“
    „Schwie­rig­kei­ten?“
    „So vie­le Ebe­nen des fort­ge­schrit­te­nen tech­no­lo­gi­schen In­tel­lek­tua­lis­mus zu über­win­den.“
    „Ich ver­ste­he.“ Ich hat­te den drit­ten Grad ge­schafft. Sich dem Le­ben im vier­ten Grad an­zu­pas­sen, be­deu­te­te die Höl­le, in­tel­lek­tu­ell wie emo­tio­nell. Aber we­nigs­tens die Kin­der in mei­nem Al­ter hat­ten sich an „Whi­tey“ ge­wöhnt, wie ich ge­nannt wur­de. Die grö­ße­ren Kin­der dreh­ten mich da­für durch den Fleischwolf, und au­ßer­dem hat­te ich auch Schwie­rig­kei­ten mit Ma­the­ma­tik. Des­halb könn­te man sa­gen, daß ich es als schwie­rig emp­fun­den hat­te, nur ei­ne Ebe­ne des In­tel­lek­tua­lis­mus zu über­win­den.
    Ze­ke wisch­te die Schie­fer­ta­fel mit ei­nem krei­de­stau­bi­gen Schwamm ab und schrieb dann: „Wie gut ver­steht ein mensch­li­ches We­sen das Prin­zip ei­ner Ma­schi­ne, die er oder sie je­den Tag be­dient?“
    „Wie bei­spiels­wei­se das Fern­se­hen?“ Ich war amü­siert, als ich an Ray­et­te Nicker­sons vor­aus­sicht­li­chen Bei­trag zu un­se­rer Dis­kus­si­on dach­te.
    „Ja, das Fern­se­hen“, schrieb Ze­ke, „oder nur ein Au­to­mo­bil? Un­se­re Ma­schi­nen wa­ren au­to­nom. Sie er­bau­ten sich selbst und hiel­ten sich selbst in­stand, wa­ren aber den­noch Skla­ven, die un­se­ren An­ord­nun­gen ge­hor­chen muß­ten. Ich könn­te nicht ein­mal an­fan­gen, Ih­nen zu zei­gen, wie man auch nur die ein­fachs­te da­von her­stellt.“
    So­viel al­so zu Er­lö­sern von an­de­ren Ster­nen. Doch auch oh­ne rich­ti­ge Wun­der gab es hier viel zu be­stau­nen. „Aber wie bist du auf die Er­de ge­langt?“ frag­te ich. „Wo­her kommst du?“
    Statt mir zu ant­wor­ten, deu­te­te mir Ze­ke an, ihm durch die Kü­che zu fol­gen. Mit bei­den Hän­den drück­te er die quiet­schen­de Tür mit dem Flie­gen­git­ter auf und ging nach drau­ßen. Die Ster­ne schim­mer­ten wie Eis, die Nacht­bri­se war kühl und trock­ne­te den Schweiß auf mei­ner Stirn rasch. Es dau­er­te einen Au­gen­blick, bis ich einen ste­chen­den Ge­ruch über dem des Jas­mins als den von Ze­ke iden­ti­fi­zie­ren konn­te. Ich hat­te sei­ne exo­ti­sche Aus­düns­tung we­gen der an­de­ren Tie­re im Haus nicht be­merkt, de­ren Ge­ruch so­gar bis ins Wohn­zim­mer reich­te. Sein Aro­ma über­rasch­te mich, weil ich ihn be­reits als mensch­lich be­trach­te­te, mir selbst viel­leicht ähn­li­cher als al­le, die ich je­mals ken­nen­ge­lernt ha­be. Es war nicht un­an­ge­nehm, es war nur … an­ders.
    Ze­ke deu­te­te ein we­nig ge­ziert zum Him­mel. Über uns wa­ren Ve­nus und Mars, und im Wes­ten stand der leuch­ten­de Ju­pi­ter. Die Plei­a­den wa­ren eben­falls sicht­bar, aber kaum zu er­ken­nen, wenn ich sie di­rekt an­starr­te. Ge­nau im Nor­den be­fan­den sich Per­seus und Kas­sio­peia, in ei­nem ewi­gen, end­lo­sen Ehe­di­lem­ma er­starrt, ge­nau wie Jo­an­nie und ich. Glück­se­lig­keit schi­en ge­nau­so un­er­reich­bar wie Ze­kes Pla­net.
    „Er hat nie er­zählt, wie er hier­her­kam“, sag­te Le­von, „oder warum. Und Sie kön­nen ihn fra­gen, bis Sie schwarz wer­den. Wenn er über was Aus­ge­fal­le­nes nich’ re­den will, dann tut er’s auch nich’.“
    Wir stan­den im Mon­den­schein bei zwei kränk­li­chen Pal­men. Ze­kes un­er­klär­li­cher­wei­se gra­zi­le Ge­stalt war so un­be­weg­lich, wie sei­ne kar­me­sin­ro­ten Au­gen ge­las­sen wa­ren. War mein an­fäng­li­cher Ein­druck von Qual nichts wei­ter als ei­ne ver­zerr­te Pro­jek­ti­on mei­nes ei­ge­nen Schmer­zes ge­we­sen?
    Dann sprang Ze­kes Mund her­vor und öff­ne­te sich wie­der zu die­sem schreck­li­chen stil­len Schrei. Wie in

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