Kopernikus 8
Bibliothek erhalten.
Luscus ritt zwei Jahre lang auf der Welle der neuen Go-Go-Schule.
Dann polierte er sein Prestige, das doch erheblich gelitten hatte, mit der ‚Philosophie des totipotenten Mannes’ wieder neu auf.
Diese wurde so populär, daß das Büro für Kulturelle Neuschöpfung und Entwicklung sogar soweit ging, täglich eine einstündige Sendung zum Programm der Totipotentialisierung auszustrahlen.
Großpapa Winnegans Kommentar in seinen Privaten Ergüssen:
Was ist mit dem totipotenten Mann, jener Apotheose der Individualität und totalen psychosomatischen Entwicklung, dem demokratischen Übermensch, der von Rex Luscus, dem sexuell Einseitigen, propagiert wird? Armer alter Onkel Sam! Er versucht, den Proteus seiner Bürger in eine schablonenhafte Form zu pressen, damit er sie alle besser kontrollieren kann. Und gleichzeitig versucht er, alle und jeden dazu zu ermutigen, die eigenen schlafenden Fähigkeiten – falls vorhanden! – zum Leben zu erwecken. Der arme, alte, langbeinige, doppelkinnige, milchherzige, feuersteinhirnige Schizophrene! Offensichtlich weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Schlimmer noch, die rechte Hand selbst weiß nicht, was die rechte tut.
„Was ist mit dem totipotenten Mann?“ antwortete Luscus dem Vorsitzenden während der vierten Folge der Luscanischen Lehrserie. „In welchem Konflikt steht er mit dem gegenwärtigen Zeitgeist? In gar keinem. Der totipotente Mann ist der Imperativ unserer Zeit. Er muß erst ins Leben gerufen werden, ehe die Goldene Welt Wirklichkeit werden kann. Wie soll man ein Utopia ohne Utopier haben, eine goldene Welt mit Menschen aus Messing?“
An diesem bemerkenswerten Tag lenkte Luscus das Gespräch auf den Pellucidar-Durchbruch und machte damit Chibiabos Winnegan berühmt. Und verschaffte sich selbst unwissentlich den größten Vorsprung vor seinen Konkurrenten.
„Pellucidar? Pellucidar?“ murmelte Ruskinson. „O Gott, was hat Bimmelschwänzchen denn nun wieder vor?“
„Es wird einige Zeit erfordern, bis ich erläutert habe, warum ich ausgerechnet diesen Ausdruck verwende, um Winnegans Genie zu beschreiben“, sagt Luscus. „Zunächst einmal muß ich weiter ausholen.
VON DER ARKTIS NACH ILLINOIS
Nun, Konfuzius hat einst gesagt, daß ein Bär am Nordpol nicht furzen könnte, ohne in Chikago einen Sturm zu verursachen.
Damit wollte er ausdrücken, daß alle Ereignisse – und damit auch alle Menschen – in einem unzerreißbaren Netz miteinander verbunden sind. Was ein Mann tut, so unbedeutend es auch erscheinen mag, vibriert durch die Stränge und hat Auswirkungen auf alle anderen Menschen.“
Ho Chung Ko, auf der dreißigsten Ebene von Lhasa, Tibet, vor dem Fido, sagt zu seiner Frau: „Der weiße Schwanz bringt alles durcheinander. Das hat Konfuzius nie gesagt. Lenin beschütze uns! Ich werde ihn anrufen und ihm die Hölle heiß machen!“
Seine Frau aber sagt: „Schalten wir auf einen anderen Kanal um. Pai Ting ist jetzt dran, und …“
Ngombe, zehnte Ebene, Nairobi: „Die Kritiker hier sind ein Haufen schwarzer Scheißkerle! Schau dir dagegen Luscus an, der könnte mein Genie innerhalb einer Sekunde erkennen. Ich werde gleich morgen früh die Auswanderung beantragen.“
Frau: „Wenigstens könntest du mich fragen, ob ich mitkommen möchte! Was wird aus den Kindern … Mutter … dem Hund …?“ und so weiter in der löwenlosen Nacht des selbstleuchtenden Afrika.
„… Ex-Präsident Radinoff sagte einst“, fährt Luscus fort, „es ist das Zeitalter des Eingestöpselten Menschen. Über diesen, für mich einsichtigen
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