Kopf hoch, Freddie
Haus und die Nachricht vorfand, zuckte die Achseln und lächelte entschlossen und abgeklärt, doch das Lächeln war gezwungen, und er hatte seine Abgeklärtheit satt. Dann ging er verbissen wieder die Lektion durch, die er sich während der nächtlichen Schlaflosigkeit eingepaukt hatte. Es war idiotisch, Trübsal zu blasen, weil seine Frau sich amüsierte. Hier Forderungen zu stellen hätte ihre Liebe mit Sicherheit zerstört. Er würde also weiter abwarten. Darin lag Zukunft.
Ganz langsam wurde der kleine Riß breiter. Angela kränkte sich und stand vor einem Rätsel. Immer schon hatte Stephen für sie ein Rätsel dargestellt. Sie dachte an seine augenscheinliche Gleichgültigkeit, als ihre alte Liebe, Wyngate Millar, wieder aufgetaucht war. Damals hatte Stephen die Situation beherrscht und den Sieg davongetragen. Jetzt aber war sie seine Frau und wollte an seinen Gedanken teilnehmen, seine Gefühle verstehen, auch wenn sie nicht immer vernünftig waren. Alles war besser als diese Schranke, die sich zwischen sie schob. Sicher, er war immer gutgelaunt, blieb aber seltsam fern. Immer der verständnisvolle Freund, wenn sie sich einen Liebhaber und Gatten gewünscht hätte.
»Warum kommst du nicht mit uns, Stephen?« pflegte Freddie zu fragen, wenn es sich um einen Abendausgang handelte, bei dem er nicht seine Ausrede mit der Arbeit vorbringen konnte. Doch er sagte dann immer, der Tag sei schwer gewesen und das Kaminfeuer eine große Verlockung. Sie würden es ihm doch nicht krummnehmen, wenn er zu Hause blieb und las?
Und sofort blickte Angela dann auf und sagte freundlich: »Natürlich nicht.« Hierauf ging sie, wobei sie jedesmal einen Blick auf die ruhige Gestalt im Eingang warf und dachte: »Was ist bloß mit uns passiert? Warum sitze ich nicht im Sessel ihm gegenüber? So haben wir es doch immer geplant, und jetzt sieht es so aus, als wollte er mich gar nicht.«
Die Tanzabende genoß sie nicht sonderlich, obwohl es weder ihr noch Pat an Partnern mangelte; Maurice wich meist nicht von Freddies Seite. Alle drei Frauen tanzten gut, und gewöhnlich herrschte ein Männerüberschuß. Angela fühlte gegenüber diesen netten Burschen, die so gut tanzten und ihr so wenig bedeuteten, eine müde Gleichgültigkeit, so daß Pat sie mahnen mußte: »Du hast doch letzte Woche mit ihm getanzt, reiß dich zusammen«, damit ihr wenigstens der Name ihres Partners einfiel.
Einmal sagte sie zu Patricia: »Ich nehme an, hier in der Gegend wird, wie überall, ganz schön geklatscht. In den vergangenen vier Wochen haben wir drei Tanzabende besucht. Was werden die Leute über eine Frau reden, die ohne ihren Mann ausgeht?«
Pat zuckte die Achseln. »Die Frauen auf dem Land machen das so und die Männer auch. Sie wechseln sich gegenseitig ab. Sicher wundert sich niemand darüber. Und wenn man redet, dann wird alles sicher nur unserem schlechten Einfluß zugeschrieben. Man hat uns immer als merkwürdig angesehen — und das sind wir vermutlich auch. Aber es hat doch keinen Zweck, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Bis der Klatsch an Raum gewinnt, vergeht einige Zeit, und bis dahin ist Freddie längst im Krankenhaus, und du sitzest mit Stephen beim Kamin wie ein altes Ehepaar.«
Angela war verdrossen. Schließlich, dachte sie, war sie erst dreiundzwanzig und Stephen nur zehn Jahre älter. Sie waren noch nicht so alt, um sich derart aufs Haus zu beschränken. Es lag an Stephen, sich einen Ruck zu geben und daran zu denken, daß Ehefrauen noch vor einer Farm rangierten. Keine Frau würde sich damit zufriedengeben, im Haus eingesperrt zu werden. Sogar Andy führte seine Frau hin und wieder aus.
Weil ihr so viel an Stephen lag, wollte sie einen Versuch machen, diesen unbefriedigenden Stand der Dinge zu beenden, und daher sagte sie eines Morgens: »Wie wär’s heute mit einem Ausritt zu dritt? Ich war schon eine Woche lang nicht mehr draußen im Gelände, und du hast gesagt, du wolltest heute auf die hintere Weide. Mach die Ponys für uns fertig. Wir werden uns mit dem Saubermachen beeilen.«
Der Vorschlag schien Stephen zu freuen, er sagte aber nur: »Gut. Könnt ihr in einer Stunde fertig sein?«
»Na klar. Der Morgen ist herrlich. Viel zu schön zum Zuhausebleiben.«
Er sagte nichts mehr, bedachte sie aber mit jenem freundlichen, verständnisvollen Lächeln, das ihr so viel bedeutete. Sie lief ins Haus und rief: »Machen wir hier rasch fertig, damit wir hinaus kommen! Stephen holt die Ponys.«
Plötzlich schrillte das Telefon,
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