Kopfgeldjagd
er über JDate Frauen kennenlernte. Wenn Joe mit JDate eine Partnerin fand, würde fast jeder eine finden. Dieses Konzept überzeugte mich. Ich vermutete, mit der richtigen Finanzierung und Werbung könnte sich JDate in eine Goldmine verwandeln.
Wenn es dem Unternehmen gelingen würde, 100.000 zahlende Mitglieder zu gewinnen, könnte ich mindestens 10 Millionen Dollar herausholen, indem ich es an einen größeren Interessenten verkaufte. Angesichts meiner Lust am Risiko und ohne jede Konkurrenz bei diesem Geschäft erwarb ich 35 Prozent von JDate für die lächerlich geringe Summe von 350.000 Dollar. JDate wuchs viel schneller, als ich erwartet hatte. Innerhalb von 18 Monaten hatten wir das Unternehmen an die Frankfurter Börse gebracht und mit dem Börsengang 40 Millionen Dollar an Kapital beschafft. Mein ewiger Anwalt und Freund Adam Kravitz wurde Verwaltungsratsmitglied und Finanzvorstand, um sicherzustellen, dass das Geld nicht vollständig für Privatjets, Superjachten und Bentleys verschleudert wurde. Adam war allerdings nur begrenzt erfolgreich, weil Joe und Alon die Unternehmensbilanz oft mit ihrer eigenen Brieftasche verwechselten. Als ich Mitglied des Vorstands wurde, überhitzte sich die Aktienperformance und es war Zeit, auszusteigen.
Auf ihrem Höhepunkt überstieg die Unternehmensbewertung 300 Millionen Dollar und der Wert unserer Beteiligung stieg um das Dreihundertfache. Meine persönlichen Aktienoptionen als Vorstandsmitglied waren zehn Millonen Dollar wert. Alon und Joe machten ein Vermögen. Adam machte seine Sache bemerkenswert gut. Wenn jemand viel Geld für mich verdient, hat das schon immer den Kern meiner Seele berührt und mich zu überschwänglichsten Dankesbekundungen veranlasst. Alon und Joe wurden meine Helden, da ich prächtig an ihnen verdiente. Wir wurden sogar beinahe Freunde, was für mich kein geringer Kraftakt war. Überflüssig zu erwähnen, dass Joe mit einem Covergirl nach dem anderen ausging, sobald JDate abhob. Da er in der Welt der reichen Internetunternehmer berühmt war, brauchte er keine Liposuktion und keine falschen Zähne mehr, um bei den Frauen von Beverly Hills zu landen.
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Im Jahr 1999 war ich seit mehr als zwölf Jahren ein umstrittener, erfahrener Geldmanager. Ich hatte zahlreiche Unternehmen geplündert, leerverkauft und Greenmailing betrieben. In viele andere, wie zum Beispiel JDate, hatte ich investiert – mit äußerst positiven Ergebnissen für viele Tausend Menschen. Ich hatte mehrere prestigeträchtige Investmentauszeichnungen erhalten. Ich war alles andere als branchenunerfahren. Sokrates sagte einst: »Der Klügste ist derjenige, der weiß, dass er nichts weiß.« Unglücklicherweise litt ich an der Überzeugung, mehr zu wissen, als ich tatsächlich wusste. Was folgt, zeigt, was eingebildete Weisheit anrichten kann. Und es zeigt einem, dass alles im Leben irgendwann zurückkommt.
Während meiner Zeit bei Julius Bär hatte ich Dietrich Walther, den ehemaligen CEO und Mehrheitsaktionär von Gold-Zack kennengelernt. Er war einer der innovativsten und kreativsten Finanzinvestoren, die ich je getroffen hatte. Auf der Höhe seines Erfolgs war er Multimilliardär. Außerdem war er mein Mentor. Wir führten regelmäßig Gespräche und er brachte mir einiges über Finanzen und Rechnungslegung bei. Einmal übersetzte ich an einem Wochenende seinen Jahresbericht vom Deutschen ins Englische.
Während er sein Investmentimperium aufbaute, trafen wir uns, um über ein mögliches Geschäft zu sprechen. Er wollte einen Anteil an VMR erwerben. Ihm gefielen unsere Research-Aktivitäten und unser hochprofitables Vermögensmanagement. Der Preis, den er für eine 25-prozentige Beteiligung aushandelte, war lächerlich niedrig – geringer als die Vorsteuergewinne des folgenden Jahres. Er verfügte über beeindruckende Verhandlungskompetenz und war ein noch besserer Käufer. Zwar würden wir uns von Aktien trennen müssen, aber die Tatsache, dass wir mit ihm ein Mitglied der hundert größten deutschen börsennotierten Spitzenunternehmen als strategischen Aktionär besaßen, verlieh uns augenblicklich Glaubwürdigkeit und öffnete Türen, die bis dahin verschlossen gewesen waren. Auf diese Weise konnten wir unsere Profitabilität um ein Vielfaches steigern. Die verbleibenden 75 Prozent von VMR, die Kevin und ich weiterhin hielten, waren viel mehr wert als die 100 Prozent, die uns zuvor gehört hatten. Wir konnten damit leben, DW ein großartiges Geschäft zu gewähren. VMR
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