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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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aber zu dem Schluss, dass die Technology Group zu dem Zeitpunkt, zu dem es zu einer Verurteilung käme, tot und begraben wäre – möglicherweise zusammen mit seinem Vorstandsvorsitzenden.
    Die Gauner boten an, mehrere Millionen Aktien von Towers Firma mit einem Abschlag von 90 Prozent auf den Marktpreis zu kaufen, um ihre Leerverkäufe zu decken und dabei Millionen an illegalen Gewinnen zu scheffeln. Die üblichen versteckten Drohungen waren nicht zu überhören und Teil der ersten Verhandlungen.
    Während Towers in New York standhaft blieb, ging meine Reputation als Finanzinvestor und Promoter in Deutschland zum Teufel. Die einst mächtige Bremer Vulkan war soeben zusammengebrochen, was mir den Ruf eines erbarmungs- und skrupellosen Profiteurs einbrachte. In manchen Gegenden galt ich als Antichrist der Finanzen. Der Promistatus als hartgesottener Unternehmensplünderer beziehungsweise ein gewisser Grad an Verrufenheit als gnadenloser Leerverkäufer war äußerst nützlich. Solange unsere Erfolgsbilanz so überwältigend blieb, wuchs unser Markt weiterhin. Schon eine Unternehmensbeteiligung in Höhe von fünf Prozent konnte zu einem Anstieg des Aktienkurses um 30 Prozent führen, wenn andere Spekulanten unserer Initiative folgten. Oft nutzten wir diese Dynamik und luden unsere Aktien im rechten Moment auf die blinden Privatanleger ab, die versuchten, unseren Schritten zu folgen und weiterhin Aktien kauften. Da ich eitel bin, war ich im Allgemeinen von der Medienaufmerksamkeit erheitert. Einseitige und völlig negative Darstellungen haben mich jedoch immer schon geärgert.
    VMR war auf dem besten Wege, einen Marktwert von einer halben Milliarde Dollar zu erzielen – das war selbst nach den New Yorker Mafiastandards keine Kleinigkeit. Wir verwalteten mehr als eine Milliarde D-Mark an Kundengeldern, hatten unsere eigene Bank, eine eigene Maklergesellschaft, eine Abteilung für die Betreuung institutioneller Investoren, eine große Wertpapier-Research-Firma, eine Tochtergesellschaft im Private Banking und selbst eine PR-Organisation. Wir konnten Menschen beeinflussen und Unternehmen und Märkte bewegen, selbst in den USA.
    Zu dem Zeitpunkt, da Towers sein Leben riskierte, war ich einen Schritt vom Schlachtfeld entfernt. Ich hatte ein wenig mehr über unsere Gegner recherchiert und war zu dem Schluss gekommen, dass diese definitiv keine Kontakte in Deutschland hatten, folglich fühlte ich mich relativ sicher. Towers war um ein Vielfaches verwundbarer. Wenn er seine Aktien nicht verkaufte, würde er unter Umständen ermordet werden. Ohne seine treibende Kraft würde der Aktienkurs der Firma einbrechen und unser Gegner würde prächtig daran verdienen und seine illegalen Leerverkäufe eindecken können. Außerdem würden wir und unsere Kunden ein kleines Vermögen verlieren. Sich auf ein Abkommen zu einigen würde den sicheren Untergang für Towers und die Technology Group bedeuten – dieser Gegner würde sich niemals abschütteln lassen, bis es nicht den gesamten Wert aus dem Unternehmen gepresst hätte. Wir entschieden uns für den Krieg.
    Ich erarbeitete einen ausgefeilten Short-Squeeze-Plan, unter Verwendung diverser Off- und Onshore-Vehikel, die begannen, in großem Stil Aktien von unterschiedlichen Ländern und Einrichtungen aus zu kaufen. Es sah so aus, als hätten plötzlich alle Unternehmen unter der Sonne beschlossen, Aktien von Towers Firma zu besitzen. Alle unsere Fonds verlangten die physische Auslieferung der Aktien, was unserem Gegner erhebliches Kopfzerbrechen bescherte, als er seine betrügerische Short-Position decken wollte. Dann brachten wir Towers Firma mit großem Trara an die Frankfurter Börse und organisierten eine europäische Investor-Roadshow. Die PR-Abteilung verschaffte Towers zahlreiche Artikel in einflussreichen Finanzjournalen. Deutsche Privatanleger kauften die Aktien in Massen. Schweizer Banken kauften. Der Aktienkurs verdoppelte sich innerhalb von fünf Tagen. Inzwischen hatte unser Gegner seine eigenen Recherchen angestellt und wollte uns sprechen, und zwar dringend.
    Plötzlich hatten sie es nicht mehr mit einem aufstrebenden New Yorker Unternehmer, sondern einem mächtigen, berüchtigten Finanzinvestor und legendären Leerverkäufer zu tun. Wir trieben die Mafiosi weiter in die Enge und der Aktienpreis verdoppelte sich erneut. Die Gauner verloren Millionen. Als Ergebnis unseres zweiten Short Squeezes änderte sich der Ton der Verhandlungen merklich. Die versteckten Drohungen

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