Korvals Nemesis (German Edition)
sagen Sie der Hafenmeisterin fix, welcher Name auf der Karte stehen soll, und Cheever soll unterschreiben. Dieser Hafen braucht jeden Piloten, den er kriegen kann.« Er schüttelte den Kopf und das lange, silberne Haar wirbelte um seinen Kopf wie Nebel. Sein charakterloses Gesicht wirkte unfreiwillig ernst. »Oder denken Sie nicht, dass der Gute laut um Hilfe schreiend nach Hause gedüst ist?«
Pat Rin bewegte seine Schultern, warf die Anspannung ab und begegnete dem Blick des Colonels. »Ich denke, das hat er getan«, sagte er und sah die Hafenmeisterin an.
»Der Name auf der Lizenz lautet Conrad«, sagte er fest. »Jonni Conrad.«
Auf der anderen Seite des Raums lächelte Natesa. Etwas näher sah er Cheever McFarland nicken.
»Jonni Conrad«, wiederholte die Hafenmeisterin und es schien, als sei sie selbst bemüht, ein Lächeln zu unterdrücken. »Okay. Es dauert einige Minuten – und ich möchte, dass Sie sich darüber im Klaren sind, dass ich eine Begrenzung einfüge: Erste Klasse, Grad S – das heißt nur kleine Schiffe! Das S wird fallen gelassen, sobald Sie die vorgegebenen Flugstunden über alle Schiffsklassen absolviert haben. Klar?«
Ja – als ob er lange genug leben würde, um den Herausforderungen zu begegnen, die mit dem Flug eines Passagierliners oder eines großen Frachtschiffes verbunden waren. Pat Rin verneigte sich. »Ich verstehe.«
»Gut.« Sie zeigte auf Dostie, die sich von ihrem Platz am Tisch erhob und etwas Verborgenes und Dunkles im Arm hielt. Cheever nahm es ihr ab, schüttelte es und streckte es aus.
Pat Rin schluckte hart, da seine Kehle sich plötzlich sehr trocken anfühlte. Die Lizenz – es war korrekt, dass er am primären Kontrollpult gesessen hatte. Doch dabei hatte er sich nur der Programmroutinen des Schiffes bedient, nicht mehr als ein Knöpfedrücken nach Aufforderung des Computers. Dennoch konnte er sich, technisch gesprochen, die Lizenz erlauben. Aber dies – nein. Er hatte kein Recht auf die Jacke eines Sprungpiloten.
»Natesa«, rief Cheever McFarland über seine Schulter. »Der Boss hier braucht etwas Hilfe mit seiner Jacke.«
»Sicher«, sagte sie und kam nach vorne.
»Natesa …«, keuchte er, als sie an seiner Seite stand. »Es war das Schiff, nicht ich.«
»Sehr schön«, sagte sie mit ihrer ruhigen und sanften Stimme. »Wenn wir die aktuelle Notsituation hinter uns haben, werden wir abheben, du und ich – und du wirst es mir zeigen. In der Zwischenzeit sind wir alle hier, wie der Colonel gesagt hat, erfahrene Piloten und wir müssen die Beweise, die wir vor Augen hatten, als solche akzeptieren – und unserer Erfahrung trauen.« Sie ergriff seine Jacke und zog sie ihm mit sanfter Gewalt aus, erinnerte sich dabei zu spät an die Waffe in der Innentasche.
»Okay«, sagte Cheever. »Jetzt die neue.«
Er hielt sie hoch – eine Jacke in schwarzem Weltraumleder, von einem nicht ganz aktuellen Schnitt, mit eingearbeiteten Linien aus schwarzer Seide. Zögerlich schob Pat Rin seine Arme in die Ärmel und fühlte, wie sich das Gewicht auf seine Schultern legte …
»Ja!« , rief Dostie.
Shugg und der Colonel heulten auf und stampften mit den Füßen. Juntava-Kurier Karapov klatschte höflich, Pilot Darteshek zeigte seine Zähne und stieß eine Faust in die Luft. Etienne Borden rief: »Ein Bruder! Wir werden mehr!« Cheever McFarland winkte und zeigte seine Daumen hoch, während Claren Liu nickte und ihr Grinsen nicht länger verbergen konnte.
Natesa umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange, was eine weitere Runde an Geheul und Stampfen von Shugg und Mack auslöste. Sanft ließ sie seine Pistole in die Innentasche der neuen Jacke gleiten.
Tag 54,
Standardjahr 1393,
Dutiful Passage ,
Im Sprung
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Ren Zel erwachte rechtzeitig, um zusammen mit seiner Schwester und seinem Bruder frühstücken zu können. Als er sich anzog, betrachtete er seinen neuen Status mit weitaus mehr Ruhe, als er zuvor in der Lage gewesen war. Es war sicher keine schlechte Sache, wieder zu einem Clan zu gehören. Lebensgefährte einer Korval zu sein – das war … etwas Besonderes, sicher, und nichts, was der Sohn eines mittleren Hauses einer fremden Welt sich jemals zu erträumen gewagt hätte, selbst wenn er kein Ausgestoßener geworden wäre. Er wünschte sich sehr, mit der Lady sprechen zu können, mit der er so viel Vergnügen geteilt hatte, um herauszufinden, was sie von dieser ganzen Sache hielt, und um mit ihr die beste Struktur
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