Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Kapitel 1
» V on wegen kleines Wochenendhaus im Wald!«, ätzte Shay Morrison leise, als sie ihren Wagen vor dem zweistöckigen Gebäude parkte. Auf einer sanften Anhöhe erbaut und mit Holzpaneelen verkleidet, hatte man eher den Eindruck, vor einer hochherrschaftlichen Villa zu stehen.
Shay öffnete die Autotür, glitt ins Freie und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ihr Blick erfasste gepflegte Rasenflächen, blühende Pflanzen und geschmackvoll angelegte Blumeninseln. Ringsum Wiesen und Wälder, die Bäume sprossen in frischem frühlingshaftem Grün. Die Aussicht war einfach traumhaft. Wenigstens in dem Punkt hatte ihre Mutter nicht geschwindelt.
Bei dem Gedanken an ihre Mutter huschte ein Lächeln über Shays Gesicht. Sie hatten vor zwei Tagen miteinander telefoniert. »Weißt du, Shay, du musst uns unbedingt besuchen kommen. Er brennt darauf, dich kennen zu lernen, Liebes.«
»Und ich kann es kaum erwarten, dem Typen zu begegnen, der es geschafft hat, dich auf der Überholspur zum Altar zu schleifen«, hatte ihre Tochter gekontert. Ihre Mutter hatte heimlich wieder geheiratet und sie somit vor vollendete Tatsachen gestellt. Shay musste diese Spitze einfach loswerden, zumal ihre Mom sieben Jahre lang Witwe gewesen war und sich dann Hals über Kopf in diese Ehe gestürzt hatte. »Wieso hattet ihr es eigentlich so wahnsinnig eilig? Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«
Sie vernahm das leise vertraute resignierte Schnauben ihrer Mutter in der Leitung. »Schande über dich, Shay. So redet doch keine Dame!«
»Wer sagt denn, dass ich eine bin?«, hatte ihre Tochter gekichert.
»Ich weiß, ich hätte dich vorher informieren sollen, aber … es ging alles so schnell. Wir waren zu Besuch bei seinem Sohn, tranken gemütlich unseren Kaffee, und schon machte John mir einen Antrag.« Ihre Mutter seufzte schwärmerisch bei der Erinnerung. »Danach haben wir nicht lange gefackelt, sondern Nägel mit Köpfen gemacht. Es war sooo schön romantisch.«
»Das war es ganz bestimmt, und ich freue mich für euch«, meinte Shay aufrichtig.
»Komm doch gleich nächstes Wochenende, hmm? John freut sich auf dich.«
Shay spielte nervös mit dem Telefonkabel. Dass ihre Mutter aus heiterem Himmel wieder geheiratet hatte, musste sie erst mental verarbeiten. Nicht dass sie ihr deshalb einen Vorwurf machte. Nein, Celia Morrison war lange genug allein geblieben, nachdem sie siebenundzwanzig Jahre glücklich verheiratet gewesen war. Der plötzliche Tod von Shays Vater hatte sie damals alle schwer getroffen.
Ihr »Neuer«, John Douglas, sei Geschäftsmann, habe sich jedoch inzwischen zur Ruhe gesetzt. Er sei charmant, kultiviert und irrsinnig in sie verliebt, beteuerte ihre Mutter am Telefon. »Und er sieht fantastisch gut aus«, setzte sie hinzu.
»Ich weiß nicht, Mom. Ihr seid praktisch noch in den Flitterwochen, und da platze ich mitten in euer junges Glück hinein.«
»He, red keinen Unsinn. Ich würde dich bestimmt nicht einladen, wenn wir dich nicht hierhaben wollten. Bitte, Shay, tu mir den Gefallen. Es liegt mir sehr am Herzen, meine neue Familie zusammenzubringen.«
Ein Wochenende in einem idyllisch im Wald gelegenen Wochenendhaus klang nicht unbedingt prickelnd, wenn man so lebensbejahend und unternehmungslustig war wie Shay. Sie brauchte Action, liebte das Abenteuer. Andererseits musste sie wohl in den sauren Apfel beißen, da sie ihrer Mutter den Wunsch schwerlich abschlagen konnte.Wahrscheinlich war in der Einöde der Hund begraben, aber immerhin könnte sie ein bisschen abschalten und relaxen. »Okay, okay, überredet. Und wo muss ich da hin?«, wollte sie wissen.
»Oh, du bist ein Schatz!«, rief Celia begeistert. Sie erklärte ihr die Fahrtroute nach Kent Falls im Westen von Connecticut, wo sie inzwischen lebte. Nachdem Shay hartnäckig darauf bestanden hatte, mit dem eigenen Wagen zu kommen. Sie hatte nämlich keine gesteigerte Lust, sich auf Zugfahrpläne zu verlassen. Bevor sie dort draußen vor Langeweile einging wie eine Primel, wollte sie sich wenigstens in ihr Auto schwingen und vorzeitig abdüsen können.
»Die Landschaft ist himmlisch«, schwärmte Celia. »Ich bin schon gespannt darauf, wie dir das Wochenendhaus gefällt.«
Nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr stellte Shay fest, dass sie sich beeilen musste. Sie hatte noch einen Termin zu einem Posing. »Ich trudel irgendwann am frühen Freitagabend bei euch ein, wenn ich mir den Samstag freinehmen kann. Samstags ist in der Galerie
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