Korvals Nemesis (German Edition)
Leben gegeben, in der er mehr als einen Moment von einem anderen Menschen entfernt gewesen war. Selbst im Weltraum hatte er immer einen Piloten herausragender Qualität bei sich gehabt, auf den er sich verlassen konnte.
Nun war die sich ihm am nächsten befindliche Person eine Pilotin, die er kaum kannte – Dostie. Sie saß ebenfalls alleine in einem Schiff, etwas mehr als zwei Dutzend Standardminuten von ihm entfernt. Natesa – alleine in ihrem Fahrzeug – war gut drei Dutzend Minuten weit fort, während Cheever McFarland, Flieger Shugg und der Hafenmeister der Nachtschicht die Überprüfung und Auswahl des letzten potenziellen Mitglieds ihrer Flotte überwachten, ordentlich aneinander festgemacht etwa vier Dutzend Minuten von hier.
Sich selbst betrügend, saß Pat Rin am sekundären Kontrollpult und begann, das Sherzer-System vorsichtig mit seinen Instrumenten zu erforschen. Sherzer II leuchtete direkt vor ihm auf einem Schirm, ein Langstreckenscanner zeigte den Rest der zu erforschenden Schiffe wie auch die siebzehn anderen Schiffsansammlungen, von denen aber einige nicht mehr waren als ein Haufen von Ersatzteilen. Dahinter erkannte man die Andeutung des Planeten und einen schwachen Blick auf den mehrfarbigen Ring dahinter. Die Fortune’s Reward flog einen Orbit um das ganze Konglomerat mit all den Schiffen im wandernden Lagrange-Punkt von Sherzer II.
Es war ein wunderschöner Ort für einen Schrottplatz und Pat Rin ertappte sich dabei, wie er sich in dem schimmernden, innersten Ring vertiefte, in die Farben der Stürme über der Oberfläche des Planeten und die wunderschönen Muster der Blitze.
»Boss?«
Cheever McFarlands Stimme dröhnte durch das ruhige Schiff und weckte Pat Rin aus seinen Betrachtungen.
»Ja?«, schnappte er. Es gab eine Verzögerung, und zwar eine längere, als man aufgrund der Nähe der verschiedenen Schiffe erwarten konnte.
»Hm, ja«, sagte Pilot McFarland. »Tut mir leid, Sie zu stören. Aber wie dem auch sei, wir könnten hier ein Problem haben, eine Art Entscheidungsproblem, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Pat Rin schüttelte den Kopf, eine Angewohnheit, die seine Mutter bei seinen Cousins bedauert hatte und der er sich auf Surebleak schließlich nicht mehr hatte erwehren können.
»Pilot, es ist mein Schicksal, mich um Entscheidungen zu kümmern, was dieses Projekt betrifft«, sagte er mit einer bewussten Anstrengung, den Tonfall leicht klingen zu lassen. »Wenn Sie mir die Situation ohne technische Details erläutern können, werde ich zuhören und zur Lösung beitragen, so weit es mir möglich ist.«
Wieder schüttelte er den Kopf. Die Entscheidungen. Erst jene, welche Schiffsansammlung wohl am aussichtsreichsten sein würde, dann, nach beinahe zwei Tagen, die Entscheidung, sie wieder aufzugeben, um eine möglicherweise nützlichere Lösung zu finden.
Die erste Ansammlung war eine Mischung aus funktionsfähigen Schiffen gewesen, aber alle mit erkennbaren Problemen behaftet, die von fehlenden Raumanzügen bis zu uralten Treibstoffvorräten reichten, deren Verlässlichkeit nicht gewährleistet werden konnte. Eine Bemerkung in der Liste besagte, diese Schiffe hatten zum Verkauf gestanden und die Inspektion des Käufers erwartet – vor fünfzehn Standardjahren. Offenbar hatte man sich nicht für sie entscheiden können, und das aus gutem Grund.
Die möglicherweise sinnvollere Lösung zeigte sich in Gestalt einer Gruppe von Fahrzeugen, die ein seltsames Design hatten – und eine noch seltsamere Inneneinrichtung. Sie hatten diese beim ersten Blick übersehen, da sie mitten in verstreuten Teilen einiger ehemaliger Raumstationen geparkt worden waren. Auf den zweiten Blick hatten sie sich als Asteroiden-Minenraumschiffe herausgestellt. Eine Seite der Schiffe war schlicht schwarz angemalt und die andere in so hellem Weiß, dass es schon fast wie Silber wirkte. Und auf jeder der beiden Seiten – in Weiß auf der schwarzen Hülle, in Grün auf der weißen – war der Schild mit Baum und Drache aufgemalt, so groß, dass man ihn erkennen konnte, ehe man die eigentliche Form der Schiffe ausmachte.
Es gab selbverständlich keine Möglichkeit, das Aussehen dieser Flotte rasch zu ändern, und da es sich nicht um Standardschiffe handelte, war es schwierig, sie bezüglich ihrer Möglichkeiten zu überprüfen. Darüber hinaus waren die Schlüssel in einem Ordner mit der Markierung »reserviert« verborgen gewesen. Für wen sie vorgesehen waren, hatte Pat Rin nicht herausfinden
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