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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Trauung vorzieht? Mir scheint, du nimmst keinerlei Rücksicht auf deinen Vater.«
      Katerina tat genau das, was sie immer tut, wenn Adriani sich als allerletztes Argument auf meine Profession beruft: Sie fragte mich direkt.
      »Hast du damit ein Problem, Papa?«
      Da fühlte ich zum ersten Mal, wie heftig ich mir immer schon gewünscht hatte, sie einst als Braut in die Kirche zu führen. Möglicherweise hatte Katerina, vernünftig besehen, recht. Vielleicht ist die Tradition mittlerweile überholt, dass die Mädchen zu Hause bleiben, bis sie ihr Vater dem künftigen Ehegatten, ihrem neuen Herrn und Gebieter, übergibt. Vielleicht war ich bei zu vielen Hochzeiten dabei gewesen, wo einer meiner Kollegen seine Tochter zumeist einem jüngeren Kollegen entgegenführte, so dass ich automatisch davon ausging, in meinem Fall würde das genau so ablaufen. Jedenfalls spürte ich, wie sich mein Herz zu-sammenkrampfte, als ich sah, wie nach dem Traum, meine Tochter als Staatsanwältin zu erleben, sich nun auch mein zweiter Traum zerschlug. Es war einer jener wenigen Momente, wo ich Wut auf Katerina in mir hochsteigen fühlte.
      »Katerina, sag mal: Wie oft warst du bei mir im Büro?«
      Sie blickte mich überrascht an. »Keine Ahnung, oft.«
      »Und ist dir dabei nicht aufgefallen, was über meinem Schreibtisch hängt?«
      »Ein Christusbild.«
      »Und wie oft bist du in Gerichtssälen gewesen?«
      »Okay, ich hab's kapiert. Auch dort hängt hinter dem Richter ein Christusbild.«
      »Und bestehst du trotzdem darauf, standesamtlich und nicht kirchlich zu heiraten, wenn doch Tag für Tag hinter deinem Vater ein Christusbild hängt und du Tag für Tag in deinem beruflichen Umfeld darauf stößt?«
      Wenn sie mich um meine Meinung fragt, ist sie normalerweise von vornherein sicher, dass sich meine Meinung mit ihrer deckt oder dass ich mit Ausflüchten antworten werde, die Adriani auf die Palme bringen, aber nicht sie. Diesmal hatte meine Antwort sie verwirrt, und sie schien nach einem Ausweg zu suchen.
      »Papa, ich verstehe deine Einwände, aber das lässt sich doch regeln«, meinte sie schließlich.
      »Und wie soll das gehen?«
      »Wir können doch sagen, die Hochzeit findet in Konstantinopel statt, weil es unser Traum war, im alten Zentrum des Griechentums zu heiraten. Das werden deine Kollegen besonders wertschätzen.«
      Ich weiß nicht, worüber ich trauriger war: über die abschätzige Meinung, die sie über meine Kollegen hatte - als würden auch sie ä la Despotopoulos über die Heimholung Konstantinopels delirieren -, oder über ihre halsstarrige und uneinsichtige Haltung. Letzteres machte mir jedoch wesentlich mehr Sorgen, in beruflicher wie in privater Hinsicht. Beruflich, da Katerina nun das Metier des Rechtsanwalts gewählt hatte, wo übertriebene Prinzipientreue und moralische Halsstarrigkeit eine Sackgasse bilden, die unweigerlich zum Misserfolg führt. Eine solche Haltung ist einem Staatsanwalt angemessen, doch diesen ihr so naturgemäßen Beruf wollte Katerina ja nicht ausüben. In all meinen Dienstjahren bei der Polizei habe ich hochnäsige und eingebildete, schleimige und dreist herumtricksende Rechtsanwälte erlebt, aber ein unbeugsamer Prinzipienreiter ist mir noch nie untergekommen.
      Andererseits befürchtete ich, diese Starrköpfigkeit könnte mein Erbteil sein. In meinem ganzen beruflichen Leben habe ich immer meinen Kopf durchgesetzt, sei es auf direktem oder auf indirektem Wege, ohne Rücksicht auf Verluste und auf meine Gesundheit. Das kam mich schließlich teuer zu stehen, und vor Schlimmerem bewahrte mich nur die Tatsache, dass ich Gikas vor der Nase hatte, der sich immer wieder schützend vor mich stellte, nicht weil er mich besonders mochte, sondern weil er mich für die Drecksarbeit brauchte, damit er umso strahlender im Rampenlicht stehen konnte.
      Als ich nun dieselbe Starrköpfigkeit bei meiner Tochter diagnostizierte, dachte ich daran zurück, wie schwer ich es durch diese Eigenschaft gehabt hatte, und mir brach der kalte Schweiß aus, wie meine selige Mutter zu sagen pflegte, begleitet von einer irrealen Attacke von Schuldbewusstsein, da Katerina dieses Manko offenbar von mir hatte.
      »Was sagen eigentlich Fanis' Eltern zu alledem?«, fragte Adriani.
      Katerina zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Er wollte selber mit ihnen reden. Aber welches Problem sollten sie denn damit haben? Ist doch egal, wo wir heiraten: Fanis trägt

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