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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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erfunden habe. Die hat mir auch Briefe geschrieben.«
    Sarah nickte. »Warum nicht? Ist so ähnlich wie Tagebuch schreiben.«
    »In Frau Fischmanns Alter ist das eher Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung«, meinte Pilar. »Dirk Holzbeisser hat mir einiges über sie erzählt. Sie hätte eine Therapie gebraucht.«
    »Stattdessen hat sie eine ziemlich ausgefallene Form von Selbsthilfe gewählt.« Freddy gab ein leises Stöhnen von sich, als versuchte er vergeblich, das zu begreifen.
    »Und dabei sind ihr ein paar Sicherungen durchgeknallt«, meinte Lukas.
    »Schau mal auf ihre Stiefeletten, Freddy«, sagte Pilar.
    Freddy ging zu der immer noch reglosen Nadja Fischmann hinüber. Anscheinend sah er es sofort. »Was bin ich für ein Kamel! Am Dienstag habe ich ausgiebig ihre Beine bewundert – wär ich nur drauf gekommen, auf die Schuhe zu achten!« Er zog einen durchsichtigen Beutel aus seiner Hosentasche und beugte sich zu der Frau am Boden hinunter. »Wen wundert’s noch: Das Fundstück passt.«
    Pilar hatte Mühe, sich alles vorzustellen: Nadja Fischmann im Gebüsch des Reitwegs, Nadja Fischmann mit dem Hammer an ihrem Bett, Nadja Fischmann, wie sie sich den Mörder für Elke Holzbeisser kaufte. Wie war das mit Schiller?
    »Wie viele von den Briefen hast du gelesen, Freddy?«
    »Nur drei.«
    »Hat sie den Kater umgebracht?«
    Pilar sah Freddy nicken, aber sie horchte bereits zur Straße, sie hörte Schritte. Für Einzelheiten würden sie später noch genug Zeit haben.
    An der Tür erschien Richard, in der Hand seinen kleinen Koffer. Pilar schob den Säbel unter die Zeitungen. Wie gut, dass Richy da war! Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, aber wegen der lädierten Schulter begnügte sie sich mit einem Kuss auf seine kratzige Wange, wo eine Blutspur zurückblieb.
    »Warum steht ihr alle an der Tür?«, fragte Richard. »Geht drinnen ein Gespenst um?«
    »Richy, du ahnst nicht …«
    »Mutter musste sich selbst das Leben retten«, klärte Lukas seinen Vater auf.
    Richard starrte erst Lukas an, dann Pilar. »Nicht schon wieder …« Offenbar bemerkte er jetzt erst, wie sie aussah. Sanft berührte er ihre Wange unter dem geschwollenen Auge. Seine Hand zitterte.
    »Hat sie toll hingekriegt«, meinte Sarah, und Lukas fügte hinzu:
    »Nur das Teestövchen ist hin.«
    Richard ging an Pilar und den anderen vorbei in die Diele und auf den kleinen Flur an der Treppe zu. Nach wenigen Schritten blieb er stehen.
    »Das – das ist Tina …«
    Er wandte sich um und blickte Pilar an. So bleich hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie las die Fragen in seinen Augen. Er schien zu geschockt, um sie zu stellen, und sie selbst brachte nur ein Seufzen zustande.
    »Ich erklär’s dir später.«
    Von der Reichsstraße klang ein Martinshorn herauf.
    »Polizei!« Pilar war entsetzt – sie hatten über Briefe und Namen diskutiert und das Nächstliegende vergessen. »Wer weiß, wo die hinfahren, wir müssen sie anrufen!«
    »Schon passiert.« Sarah schob ihr Handy in die Hosentasche. »Die kommen zu uns.«
    Die Signaltöne wurden lauter, schienen sich zu verdoppeln und die ganze Straße auszufüllen. Pilar hatte das Gefühl, das hier sei nicht ihr Leben, eher ein verrücktes Event oder Dreharbeiten zu einem Film. Zwei Einsatzwagen hielten vor dem Haus, ein dritter fuhr weiter.
    »Der eine fährt sicher zu Yannick«, hörte sie Sarah sagen. »Aber der wird sich rausreden.«
    »Das kann er nicht.« Es war eine dünne Stimme, die von draußen kam. Vor der offenen Tür tauchte Katie auf. Hinter ihr erschienen zwei uniformierte Polizeibeamten.
    Katie hielt ein kleines Buch in der Hand, schwarz mit breiten Streifen, die so rot waren wie ihre Plüschjacke. »Für dich, Pilar. Verzeih mir, bitte.« Hastig, als wäre sie in großer Eile, reichte sie es Pilar über die Schwelle. »Ich hab zur Fünften Bio.« Sie drehte sich um und lief die Straße hinunter.
    Pilar ahnte, was das Buch enthielt. Natürlich wollte sie Katie verzeihen, gleichgültig, was sie darin entdecken würde. Der ganzen Gruppe wollte sie verzeihen, was auch immer hinter den Lügen gesteckt hatte. Aber für Niklas musste sie sich etwas ausdenken. Vielleicht ließe er sich überreden, eine größere Summe für Katzen in Not zu spenden, und sicher würde sie ihn dazu bringen, ihr zu schwören, nie wieder einer Katze etwas anzutun.
    Die beiden Polizisten gingen durch die Diele, andere traten ein. Auf der Straße toste ein weiterer Polizeiwagen heran. Pilar vernahm die

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