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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Frau Holzbeissers Mörder ist«, schaltete sich Sarah ein. »Nicht die da.« Sie deutete auf Frau Fischmann.
    »Et wor däm Katie sing fiese Möpp.« Rita seufzte laut.
    »Yannick«, fügte Sarah hinzu.
    »Der hat sich anstiften lassen«, erklärte Freddy. »Von Frau Fischmanns Freund Chris, der es auch auf dich abgesehen hatte, Pilar.«
    »Der auch noch?« Pilar stöhnte. Sie war viel zu erschöpft, um noch durchzublicken. Offenbar wusste Freddy mehr.
    »Man müsste alle seine Briefe an Nadja lesen«, sagte er.
    In der Tüte, die er vom Boden aufnahm, knirschte es.
    »Du hast Briefe, die Frau Fischmann erhalten hat? Wie geht das denn?«
    »Ergab sich so.«
    »Hast du eben Chris gesagt?«
    »Richtig heißt er vielleicht Christian.«
    »Unser Nachbar heißt mit Vornamen Christoph«, meinte Pilar. »Und Professor Dobbel heißt Hans-Christian. Dass er Briefe schreibt, kann ich mir vorstellen, aber nicht, dass er sich Chris nennt.«
    »Chris kann auch eine Frau sein.« Sarah spielte mit ihrem Handy herum, als ob sie darin den Beweis suchte. »Christine, Christiane, Christa, was gibt’s noch?«
    Pilar war, als zerrisse ein Vorhang vor ihren Augen und gäbe ein hässliches Szenenbild preis.
    »Chris-Tina.« Sie sprach langsam, als müsste sie die Silben zerkauen. »Ja, Chris ist eine Frau. Eine, die sich auch Tina nennt.« Die Erkenntnis fuhr wie ein Blitz in ihren Kopf, ihre Gedanken überschlugen sich. »Richy hatte mal eine Freundin namens Tina. Das ist eine Kurzform für Christina, ebenso wie Chris. Die Dame hieß vermutlich Christina.«
    »Richards Christina hat also an Nadja Fischmann geschrieben«, stellte Freddy fest.
    »Moment. Richy sagt, sie hatte einen weiteren Vornamen, nämlich Nadja. Die Frau, die gefesselt im Flur liegt, heißt Nadja Christina Fischmann. Christina hat an Nadja geschrieben, ganz einfach.«
    »Watt ene Quatsch!« Rita schüttelte energisch den Kopf, als wollte sie so eine verrückte These nie wieder hören.
    »Pilar, sie schreibt doch nicht an sich selbst! Chris muss jemand anders sein«, meinte Freddy. »Der Name ist nicht gerade selten.«
    Diesmal lasse ich mich nicht verunsichern, dachte Pilar, auch nicht von mir selbst. Aber solange ich nicht die Briefe gesehen habe, klingt es auch in meinen Ohren wie Spinnerei. Sie legte den Säbel neben sich auf die Kommode, griff nach Freddys Tüte und zog einen der Briefe heraus.
    Er war handgeschrieben, sehr sauber mit blauer Tinte. Ein Satz sprang ihr ins Auge. Mit einem Schlag wusste sie, weshalb sie der Fischmann im Weg war.
    Er hielt sich nicht im Pfarrbüro auf, er war im Gemeindehaus und hatte im Dunkeln auf sie gewartet. Es war ein Rendezvous! Das kann nur ihre Idee gewesen sein, so etwas sieht ihr ähnlich.
    Pilars Augen flogen ein paar Sätze weiter.
    Der Gedanke, diese Person könnte die Früchte meiner Arbeit ernten, macht mich fertig. Ich brauche einen Plan.
    Pilar seufzte. Sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass es einen Menschen geben könnte, der das Zusammentreffen im Saal auf so tragische Weise falsch deutete. Ausgerechnet diese Frau, die immer freundlich zu ihr gewesen war. Sie hatte ihre Rolle perfekt gespielt, eine ausgezeichnete Schauspielerin. Es war unheimlich. Sie musste krank sein.
    »Wenn wir wüssten, ob es ihre Handschrift ist …«, sagte Pilar.
    »Eine Nachbarin behauptet das.« Freddy zuckte mit den Achseln.
    Pilar fiel etwas ein. »Wie war das mit dem Arzt, den Nadja Fischmann dir wegen der Stauballergie empfohlen hat, Freddy? Hat sie dir seinen Namen aufgeschrieben?«
    Freddys Hände verschwanden in den Taschen seiner Cordjacke. Aus der linken kam ein zerknüllter weißer Zettel zum Vorschein.
    »Das müsste er sein.« Er faltete ihn auseinander und hielt ihn Pilar hin.
    Die anderen traten näher. Ihre Haare berührten einander, als sie sich alle fünf gleichzeitig über den Zettel beugten. Mit Kugelschreiber geschrieben stand dort: Dr.   Uhlenkleiber, Hautarzt und Allergologe, Poppelsdorfer Allee . Pilar hielt den Brief daneben. Die gleiche ordentliche Schrift mit den rundlichen kleinen Buchstaben. Wie aus dem Schreibheft einer Musterschülerin. Sarah und Rita atmeten hörbar aus.
    »Exakt dieselbe«, stellte Freddy fest. »Unfassbar …«
    »Da habt ihr es: Sie hat an sich selbst geschrieben.«
    »Knattschvedötsch«, brummte Rita.
    »Ich hab das auch mal gemacht.« Pilar musste lächeln, es war so lange her. »Mit dreizehn Jahren hab ich mich so unverstanden gefühlt, dass ich mir eine Zwillingsschwester

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