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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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haarscharf an zwei entgegenkommenden Autos vorbei.
    Mit Gottes Hilfe würde er niemanden umbringen.
    Und nicht zu spät kommen.

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    Carey lag so still wie möglich da, während sie darauf lauschte, wie Dahl sich durch den Raum bewegte.
    Komm, Sam …
    Er sagte nichts, vielleicht aus Rücksicht, um sie nicht aufzuwecken, so verrückt ihr das auch vorkam. Er wollte ihr Ruhe gönnen.
    Die Schritte verstummten. Direkt neben ihr. Sie spürte, dass er sie ansah. Sie hielt den Atem an und ließ ihre Fingerspitzen auf dem Griff des Messers liegen.
    Er berührte ihre linke Hand, die auf der Decke lag. Es kostete sie alle Anstrengung, ihre Hand nicht wegzuziehen.
    »Wachen Sie auf, Richterin.«
    Das war nicht die Stimme von Dahl! Sie war tiefer, heiser und monoton mit einem merkwürdig schleppenden Tonfall.
    Carey öffnete die Augen und blickte hoch, und das Herz blieb ihr stehen, als sie das Allerweltsgesicht mit den tiefen Furchen, den dunklen Bartstoppeln und unnatürlich roten Lippen sah.
    Stan Dempsey.
    »Ihr lieber Freund Karl Dahl kommt nicht zurück.«
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte Carey.
    »Nicht mehr. Sie können ihm nicht mehr helfen.«
    »Ich hatte nie die Absicht, ihm zu helfen.«
    »Sie begreifen es einfach nicht, was? Man erwartet von Ihnen, dass Sie für Gerechtigkeit sorgen. Die Schuldigen müssen bezahlen. Bestimmte Handlungen müssen Konsequenzen nach sich ziehen.«
    Carey verzichtete darauf, mit ihm zu streiten oder eine Erklärung zu versuchen.
    »Ist er tot?«, fragte sie.
    »Was ihn angeht, habe ich besondere Pläne«, sagte Dempsey geheimnisvoll.
    »Wie haben Sie uns hier gefunden?«
    »Simple Polizeiarbeit: Ich bin dem Wagen gefolgt«, sagte er.
    »Sie haben mein Haus beobachtet.«
    »Ich habe seit einiger Zeit ein Auge darauf gehabt. Im vergangenen Jahr hatte ich sonst ja nicht viel zu tun«, sagte er. »Ich weiß eine Menge über Sie, Richterin Moore. Wo Sie wohnen, wie Ihr Tagesablauf aussieht, in welche Schule Ihre kleine Tochter geht. Ich weiß, wer in Ihrem Haus ein und aus geht und welche Autos die Leute fahren. Als heute Morgen der Wagen an mir vorbeigefahren ist, wusste ich, dass es nicht Ihr Kindermädchen war.«
    »Wussten Sie, dass es Dahl war?«
    »Genug geredet. Stehen Sie auf«, sagte er und zog sie am Arm hoch. »Richterin Moore, ich verhafte Sie wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Sie haben das Recht zu schweigen, alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden …«

62
    »Ich glaube, ich kann nicht aufstehen«, sagte Carey. »Ich bin an irgendein Gewicht gefesselt.«
    Dempsey schnaubte ungeduldig, griff nach der Chenille-Decke, die ihre Füße bedeckte, und schlug sie zurück. Er hielt eine Pistole in der rechten Hand und zog mit der linken ein Jagdmesser mit einer breiten, gefährlich aussehenden geriffelten Klinge aus dem Lederfutteral an seinem Gürtel. Mit zwei raschen Handbewegungen waren die Kabelbinder durchschnitten. Er steckte das Messer wieder weg.
    »Stehen Sie auf.«
    Die Decke rutschte an Carey herunter, als sie sich aufsetzte. Es gelang ihr jedoch, mit den Fingerspitzen der rechten Hand ein Stück festzuhalten, um das Messer zu verdecken.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, fragte sie, als sie sich auf den Knien aufrichtete.
    »Sie bekommen einen Prozess. Ich werde das Urteil verkünden und das Strafmaß festlegen. Genau so, wie ich es mit diesem Anwalt gemacht habe.«
    Er klang völlig normal, als er das sagte. Er hatte beschlossen, dass das seine Aufgabe war, und er würde sie erfüllen, basta.
    »Kenny Scott?«
    »Ja, der. Er hat das bekommen, was er verdient. Wie auch Sie es bekommen werden.«
    Carey hatte keine Ahnung, was er dem Anwalt von Karl Dahl angetan haben mochte, aber sie fragte ihn nicht danach. Sie würde es noch früh genug herausfinden, wenn es nach Stan Dempsey ging.
    »Sie sind Polizist«, sagte sie. »Sie sind ein guter Polizist. Sie haben Ihr ganzes Leben lang anderen geholfen und sie beschützt. Wie können Sie so etwas tun?«
    Er sah sie an, als könnte er nicht fassen, dass sie das nicht verstand. »Weil es jemand tun muss.«
    Komm endlich, Sam …
    »Aber Sie verstoßen gegen das Gesetz«, sagte Carey. »Wie können Sie so etwas tun und gleichzeitig von Gerechtigkeit reden?«
    »Das sehe ich anders«, sagte Dempsey, die Pistole noch immer beinahe lässig auf sie gerichtet.
    »Sie werden dafür ins Gefängnis kommen, Detective«, sagte sie, vergeblich hoffend, dass es an sein Gewissen rühren würde, wenn sie ihn mit

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