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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ich hätte es auch versuchen können, und ich habe es nicht getan. Aber er war ein erwachsener Mann. Es war seine Entscheidung, was er aus seinem Leben macht. Bis zum Ende.«
    »Er hat mir nicht das Messer in die Hand gegeben«, sagte Carey leise.
    Kovac legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Nein, er hat Sie in eine Situation gebracht, in der Sie es benutzen mussten«, sagte er ruhig.
    Er sah ihr in die Augen, sein Gesicht war das eines guten und ehrlichen Mannes. »Carey, ich würde sonst was dafür geben, wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte. Ich wollte, ich wäre fünf Minuten früher da gewesen und hätte Ihnen das, was Sie durchmachen mussten, ersparen können. Denn eins kann ich Ihnen sagen: Wenn ich gesehen hätte, wie er Sie bedroht, hätte ich ihn einfach weggepustet. Und ich hätte deswegen keine schlaflosen Nächte.«
    Carey lachte kurz auf. »Ich weiß nicht, was das über meinen Charakter aussagt, aber das ist das Netteste, was seit langer Zeit jemand zu mir gesagt hat.«
    Er lächelte sie an, strich ihr über die Wange und sagte: »War mir ein Vergnügen. Ich gehe jetzt, damit Sie sich ein bisschen ausruhen können. Und Sie bleiben über Nacht hier – keine Widerrede!«
    »Ja, Sir.«
    Doch dann machte er keinerlei Anstalten aufzustehen oder ihren Blick loszulassen. Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich muss mich noch entschuldigen.«
    »Wofür?«
    »Dafür, wie ich Sie am Anfang behandelt habe. Ich war gemein. Ich habe ein Urteil über Sie gefällt, ohne alle Umstände zu kennen, habe voreilige Schlüsse gezogen. Es tut mir leid.«
    »Es ist gar nicht so einfach, Richter zu sein, was?«, sagte sie.
    »Nein. Wie sich gezeigt hat, habe ich mich bei Ihnen gründlich geirrt«, sagte er. »Sie sind sehr tapfer, Carey.«
    »Nein«, sagte Carey. »Ich habe mich zu Tode gefürchtet.«
    »Das will ich doch hoffen. Wenn es nicht so wäre, müsste ich mich vor Ihnen fürchten«, sagte er. »Das zeichnet Tapferkeit aus: Angst zu haben und trotzdem zu tun, was man tun muss. Man kann nicht mutig sein, wenn man keine Furcht kennt.«
    Die Tür ging auf und der Arzt kam herein. Kovac trat vom Bett weg.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte er. »Aber wenn Sie mich brauchen, dann rufen Sie einfach an. Ich bin da, bevor Sie aufgelegt haben.«
    »Sie sind ein guter Mann, Sam Kovac«, sagte Carey.
    Ein guter Mann, ein starker Mann, ein Mann, auf dessen Wort man sich verlassen konnte. Die Welt hätte ein paar Männer mehr wie Sam Kovac brauchen können.
    Er wurde bei diesem Kompliment ein wenig rot, einer seiner Mundwinkel zog sich leicht nach oben, dann schlüpfte er aus der Tür.

65
    »Ich werde nicht nach Dienstvorschrift vorgehen und Sie abmahnen, weil Sie sich wie zwei Cowboys benommen haben, Detective Kovac und Detective Tippen.«
    Lieutenant Dawes stand am Kopfende des Tischs in der Kommandozentrale. Es war nach neun Uhr abends, aber sie hatte die Sonderkommission zu einer Besprechung versammelt, um die Ereignisse dieses Tages zu rekapitulieren und darüber zu sprechen, was noch getan werden musste.
    »Außerdem weiß ich nur zu gut, dass Sie beide auf diesem Ohr sowieso taub sind.«
    Tippen legte eine Hand hinters Ohr. »Hat jemand was gesagt?«
    »Stattdessen«, fuhr Dawes fort, »bitte ich alle, die Kaffeetassen zu heben, um Ihnen zu Ihrer guten Arbeit zu gratulieren.«
    Vereinzelt war »Hört, hört« zu vernehmen.
    »Wo ist das Bier?«, beschwerte sich Kovac.
    »Dazu kommen wir noch«, sagte Dawes. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
    Sie gingen noch einmal im Detail alles durch, was an diesem Tag geschehen war: zwei Morde entdeckt und aufgeklärt, eine Entführung mit glücklichem Ausgang. Glücklich für jeden außer Stan Dempsey.
    »Hat sich seine Tochter inzwischen gemeldet?«, fragte Liska.
    Dawes schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Die Polizei von Portland hat sich gestern mit ihr in Verbindung gesetzt. Ich habe sie angerufen und mehrere Nachrichten hinterlassen. Ich werde es später noch mal versuchen. Offensichtlich hatten sie und ihr Vater kein besonders enges Verhältnis.«
    »Das ist weniger als ›nicht besonders eng‹«, sagte Liska. »Das ist schlicht und ergreifend gar kein Verhältnis.«
    »Ja, traurig«, sagte Elwood. »Wie viel schärfer als einer Schlange Biss ist es, ein undankbares Kind zu haben!«
    »Danke, Mr. Shakespeare«, sagte Tippen trocken. »Ich persönlich bin im Augenblick nicht so sehr an Stans Familiengeschichte interessiert. Lasst uns

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