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177 - Die Todeskralle

177 - Die Todeskralle

Titel: 177 - Die Todeskralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Er nannte sich Zachariah, war groß und breitschultrig und entsprach dem Idealbild aes attraktiven Mannes. Seine sonnengebräunten Züge waren scharfgeschnitten, der elegante Anzug nach Maß, und er hatte auffallend grüne Augen.
    Das Taxi fuhr weiter. Zachariah blickte an der Fassade des Glaspalastes hoch, der wie eine schlanke Nadel in den Himmel über New York stach. Ein großer weißer Karton, den er Victor Hannon bringen wollte, klemmte unter seinem Arm. Hannon war der Besitzer der Glasnadel. Er war mit Diamanten groß geworden.
    Heute feierte Hannon mit der Belegschaft seinen 45. Geburtstag, und Zachariah trat als Gratulant auf. In Wirklichkeit hatte er den Auftrag, dafür zu sorgen, daß Hannon seinen 46. Geburtstag nicht mehr erlebte.
    Zachariah betrat den Hannon-Tower. Der Wachmann saß der Tür gegenüber. Er sah Zachariah mit dem großen Karton kommen und wußte Bescheid. Seit Tagen wurde Victor Hannon mit Geschenken überhäuft. Soben wurde ein weiteres Präsent angeschleppt. Das nahm der Wachmann jedenfalls an. Er saß in einer Art Cockpit, war umgeben von Monitoren, die ihm Gänge und Räume zeigten. Im ganzen Gebäude waren eine Menge Überwachungskameras installiert, aber der Wachmann schenkte den Mattscheiben kaum Beachtung. Er hatte den friedlichsten Job von der Welt. Seit acht Jahren saß er hier, und es war noch nie etwas passiert.
    Einen Bildschirm hielt sich der Wachmann für Sportübertragungen frei. Er war ein begeisterter Sportfan.
    Er zeigte auf den großen Karton unter Zachariahs Arm. »Für Victor Hannon?« Zachariah grinste. »Klar. Oder hat in diesem Haus heute noch jemand Geburtstag?«
    »So reich möchte ich auch mal beschenkt werden«, sagte der Wachmann.
    »Nichts leichter als das«, gab Zachariah zurück. »Sie brauchen lediglich genauso erfolgreich zu sein.«
    »Das ist ja die Schwierigkeit. Jeder hat einfach nicht so ein Händchen für gewinnträchtige Geschäfte. Das muß einem im Blut liegen.«
    Zachariah warf einen Bick auf den Bildschirm, über den eine Basketballübertragung flimmerte. »Welche Mannschaft ist Ihre?«
    »Die ›Hot Fellows‹.«
    »Und?«
    Der Wachmann rollte seufzend die Augen und winkte ab. »Sie gehen soeben mit wehenden Fahnen unter. So spiele ich, wenn ich 97 bin.«
    »Vielleicht wendet sich das Blatt noch.«
    »Dafür ist die Zeit zu knapp. Heutzutage gibt es keine Wunder mehr.« Zachariah begab sich zu den Fahrstühlen. Er betrat den Lift und wählte den 31. Stock. Dort wurde er zwar nicht erwartet, aber in dieser Etage wurde gefeiert. Dort würde er Victor Hannon antreffen. Glücklich und zufrieden. Im Kreise seiner geschäftstüchtigen Mitarbeiter. »Hannon Diamonds« war nicht nur eine Firma, sondern gleichzeitig auch eine große Familie.
    Daß Zachariah auf dem Monitor nicht erschien, obwohl das elektronische Glasauge der Videokamera auf ihn gerichtet war, fiel dem Wachmann nicht auf, denn seine Mannschaft, die heute so lahm spielte, als wäre sie bestochen, hatte soeben einen weiteren Verlusttreffer hinnehmen müssen. Dem Mann kamen vor Wut fast die Tränen.
    Im 19. Stock blieb der Lift stehen. Wenn der Wachmann aufgepaßt hätte, hätte er ein blondes Mädchen zusteigen sehen.
    Sie war sehr hübsch und sehr betrunken. Ihre blauen Augen schwammen in Bourbon. Sie war nur mal kurz in ihrem Büro gewesen, um etwas zu erledigen, wie sie sagte, und nun wollte sie schnellstens zu den vielen schönen Drinks zurückkehren, die im 31. Stock serviert wurden.
    Sie strich sich mit beiden Händen über das blutrote, hautenge Kleid und machte mit ihrem makellosen jungen Körper eine schlängelnde Bewegung.
    »Hallo, Großer«, flötete sie, während ihr glasiger Blick an dem gutaussehenden Mann auf und ab turnte. »Ich bin Susan, und wie heißt du?«
    »Zachariah.«
    »Arbeitest du auch für Mr. Hannon?«
    »Nein.«
    »Deshalb habe ich dich auch noch nie gesehen. Ein Mann wie du wäre mir aufgefallen.« Susan rutschte an der Fahrstuhlwand näher. Zachariah wußte, was sie von ihm wollte. Sollte es je eine Hemmschwelle gegeben haben, so hatte der Alkohol sie schon längst überschwemmt.
    Susan ahnte nicht, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie hätte lieber die Finger von Zachariah lassen sollen. Er war nicht der richtige Partner für jene Spielchen, die ihr vorschwebten.
    »Hör mal, Zach, ich fühle mich unter diesen vielen Menschen ein bißchen einsam. Vielleicht bin ich kontaktarm. Wie wäre es, wenn du mir Gesellschaft leisten würdest? Ich schlage vor, du

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