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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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jenen Mann der Gerechtigkeit zuzuführen, der an den Grundfesten des Rechtswesens gerüttelt hatte.
    Als Liska an der Reihe war, Fragen zu beantworten, sagte sie brav ihr Sprüchlein auf: »Wir können leider nichts über den Stand der Dinge in einer laufenden Ermittlung sagen oder darüber spekulieren.«
    Nach der Pressekonferenz führte sie ihr erster Weg ins Frauengefängnis. Hier saß Amber Franken ein, die Mutter der beiden Pflegekinder, die zusammen mit Marlene Haas umgebracht worden waren.
    Amber war eine magere Frau mit strähnigen, aschblonden Haaren und einer bleichen Gesichtsfarbe. Sie hatte so dünne Haut, dass man das blaue Aderngeflecht an ihrem Hals sehen konnte. Die hochgerollten Ärmel legten sehnige Arme mit Tätowierungen und alten Narben von Nadelstichen bloß. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt. Das hieß, dass sie mit sechzehn ihr erstes Kind bekommen hatte. Die beiden ermordeten Kinder waren zum Zeitpunkt ihres Todes sieben und fünf Jahre alt gewesen. Ein weiteres Kind, ein zweijähriges Mädchen, war vom Jugendamt in einer anderen Familie untergebracht worden.
    Sie schlurfte mit genervtem Gesichtsausdruck in den Verhörraum und ließ sich gegenüber von Liska am Tisch nieder.
    »Ms. Franken, ich bin Detective Liska vom Morddezernat.«
    »Ich werde die Polizei wegen dem, was mit meinen Kindern passiert ist, verklagen«, sagte sie mit einem hinterhältigen Grinsen.
    »Ach ja?«, erwiderte Liska gleichgültig. »Dann mal viel Glück damit.«
    »Und das Jugendamt werde ich auch verklagen. Sie haben meine Kinder in Gefahr gebracht.«
    Liska war versucht, Amber Franken zu fragen, ob sie, eine drogenabhängige Prostituierte, den Kindern vielleicht ein sichereres Zuhause geboten hatte. Aber sie war auf die Kooperationsbereitschaft der Frau angewiesen, und das bedeutete, dass sie ihr loses Mundwerk zügeln musste.
    Na, dann mal viel Glück damit, Nikki.
    » Hatten Sie mit dem Vater Ihrer Kinder in letzter Zeit Kontakt?«
    Amber lachte. »Mit diesem Scheißkerl? Ich hatte mit ihm keinen Kontakt mehr, wie Sie es nennen, seit er mich das letzte Mal verprügelt hat.«
    »Warum steht er dann auf der Besucherliste von vor zehn Tagen?«
    »Vielleicht war er ja da, um eine seiner Schlampen zu besuchen.«
    Liska stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und seufzte. »Amber, Sie wollen nicht mit mir sprechen, und ich will nicht mit Ihnen sprechen. Aber wir werden hier so lange sitzen bleiben und die Gesellschaft der anderen genießen, bis Sie mir eine ehrliche Antwort geben.«
    Amber Franken grinste erneut und schüttelte den Kopf. »Ich habe Zeit.«
    »Das mag sein. Aber Sie können hier drin weniger oder mehr Zeit verbringen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, wenn Sie meine Zeit verschwenden, mich hinhalten und nerven und laufende polizeiliche Ermittlungen behindern, wird sich das in Ihrer Akte nicht gut machen, sollte sie wegen einer vorzeitigen Entlassung rausgekramt werden.«
    Die junge Frau lehnte sich zurück, hektische rote Flecken erschienen in ihrem Gesicht, und ihre Augen traten leicht hervor. »Wollen Sie mir etwa drohen ?«
    »Ich sage Ihnen nur, wie es ist, Amber«, erklärte Liska ausdruckslos. »Sie sollten das zu schätzen wissen. Wenn Sie sich nicht eines Besseren besinnen und zumindest so tun, als würden Sie Ihre Bürgerpflicht erfüllen, wird der Bewährungsausschuss, der über Ihre vorzeitige Entlassung zu befinden hat, nicht allzu wild darauf sein, Sie wieder auf die Gesellschaft loszulassen. So sieht's nun mal aus. Sie sitzen hier für lange Zeit ein. Das ist nicht das Bezirksgefängnis, wo man sich darüber freut, die Leute wieder loszuwerden, weil man ihr Bett für den nächsten Gast braucht«, sagte Liska. »Der Staat Minnesota verfügt über genügend Zellen. Kapieren Sie, was ich meine? Ich möchte Ihnen das Leben nicht unnötig schwer machen, Amber. Wirklich nicht. Ich möchte eigentlich auch gar nicht hier vor Ihnen sitzen. Ich habe selbst zwei Kinder. Ich würde gern ein bisschen mehr Zeit mit ihnen verbringen. Als Mutter verstehen Sie das sicher. Sie erinnern sich gewiss daran. Ihre Kinder sehen zu Ihnen auf, so als wären Sie der Dreh- und Angelpunkt der Welt. Diese Liebe ist einzigartig. Dieses Band ist stärker als jedes andere.«
    Amber Frankens Augen schwammen in Tränen. Sie sah weg, die Arme vor der Brust verschränkt, Halt suchend.
    »Sie vermissen sie, oder?«, fragte Liska mit sanfter Stimme.
    Wie unfähig diese junge Frau in der Mutterrolle auch

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