KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
dass der Kerl gleich mir irgendwo im Dunkeln kauerte und nach Atem rang. Kein angenehmes Gefühl, zu wissen, dass ich jede Sekunde über ihn stolpern konnte, aber ihm ging’s auch nicht besser.
Dann hörte ich wieder etwas (außer dem Krach natürlich, den unsere Leute in einiger Entfernung auf der Suche nach mir machten). Es knarrte und quietschte, als würde eine Tür geöffnet. Ich schlich dem Geräusch nach, geduckt und sprungbereit.
Eine Mauer stieß im rechten Winkel an den Zaun. Sie schien zu einem Haus zu gehören, wahrscheinlich war es wieder ein Lagerschuppen.
Ich tastete daran entlang. Die Tür, die der Kerl gefunden hatte, musste ich doch auch finden können. Hallo, da war sie schon.
Wenn ich sie aufmachte und in den Laden stürzte, konnte es geschehen, dass er mich in aller Ruhe umlegte, aber ich tippte darauf, dass er einen Ausgang aus der Falle suchen würde. Außerdem war ich besessen von dem Gedanken, den hinterhältigen Mörder zu schnappen. Crasher war zwar ein Gangster, aber Mord bleibt Mord.
Ich drückte die Klinke herunter, stieß die Tür mit dem Fuß auf und wartete. Nichts rührte sich.
Kurzerhand legte ich mich auf den Bauch und kroch hinein. Ich hielt den Atem an, aber nichts war zu hören. Irgendwo musste doch ein Lager auch einen Lichtschalter haben, und es war anzunehmen, dass er sich neben der Tür befand. Also richtete ich mich auf, tastete die Mauer ab und hatte Glück. Ich fand den Schalter.
Noch einmal tief Luft geholt, dann drehte ich ihn und ging sofort wieder in die Knie.
Überall flammte Licht auf. In langen Doppelreihen mit Zwischenräumen standen Getreidesäcke in dem Lager. Erst suchte ich mir eine solide Deckung, dann steckte ich die Nase hervor und sah mich um.
Von dem Verfolgten keine Spur. Natürlich konnte er irgendwo hinter den Säcken lauern, aber als ich mitten in der Halle eine große Steiltreppe sah, die zum Oberdach führte, hatte ich gleich die richtige Ahnung.
Auch dort oben war durch die Drehung am Schalter das Licht angegangen. Ich setzte den Fuß auf die Treppe und stieg langsam nach oben. Ich riskierte es, den Kopf durch das Loch der Fallklappe zu stecken. Es war wirklich ein Risiko, denn es krachte, und die Kugel pfiff mir am linken Ohr vorbei. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich das Gesicht meines Gegners hinter einem Pfeiler. Ich riss die Kanone hoch und brannte ihm eins auf. Der Kalk spritzte von dem Pfeiler. Das Gesicht verschwand.
Ich besaß den Nerv, nun nicht wieder nach unten zu verschwinden, sondern mit einem Satz, der einem Panter alle Ehre gemacht hätte, auf den Boden zu springen, und mit einem Hechtsprung, Kopf voran, zwischen zwei Reihen Säcke zu tauchen. Ich schlitterte über den Holzboden und ratschte mir die Handflächen auf.
Da waren wir nun nahe genug beieinander, und jeder lauerte darauf, dass der andere die Nase hervorsteckte.
Ich schlich mich durch die Sackreihen hindurch. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihm in den Rücken zu kommen. Ich war wohl ein wenig unvorsichtig dabei, denn er feuerte und machte ein Loch in den Sack hinter mir, aus dem sofort ein dünner Strahl Korn rann.
Ich fuhr hoch, zog am Abzug. Ich sah sein Gesicht, erkannte ihn. Es war Dexter, der zweite Means-Bruder. Klick, schlug der Bolzen meiner Pistole auf. Die verdammte Knarre war leer, und ich besaß kein zweites Magazin. Ich fuhr in die Versenkung wie der Teufel in die Hölle, bevor Dexter schießen konnte, aber er hatte das Unglück mit meiner Kanone gemerkt. Zum ersten Mal hörte ich seine Stimme, eine Stimme so eisig wie Quellwasser.
»Bist du ausverkauft. Cotton?«, schrie er. »Geh sparsamer mit deinen Kugeln um. Ich habe noch drei Stück, und eine davon ist für dich.«
Ich hörte seine Schritte über den Holzboden auf mich zukommen. Verdammt, ich hätte ein Königreich darum gegeben, wenn ich irgendetwas zum Schießen gehabt hätte, und wenn es ein Flitzbogen gewesen wäre.
Unten stürmten unsere Leute die Lagerhalle. Phil brüllte: »Jerry, wo bist du? Jerry!! ?«
Dexter lachte hässlich. »Bis sie heraufkommen, bist du tot, Cotton.« Und immer näher kamen seine Schritte. Jeden Augenblick musste er vor meiner Sackreihe auftauchen. Gab es denn gar keine Möglichkeit, wegzukommen? Wenn ich mit einem gleichen Satz, wie ich heraufgesprungen war, wieder kopfüber hinuntersprang, brach ich mir vielleicht das Genick, aber es war eine Chance, seinen Kugeln zu entgehen. Ich entschloss mich zu dem Risiko und zog die Beine an. Dabei
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