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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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dürfte er noch beieinander haben, dass er sich einen Fluchtweg gesichert hat. Wenn ein ganzes Kommando anrückt, rückt er aus, und wir suchen noch zwei Jahre nach den Brüdern Means. Lassen Sie mich ruhig allein gehen, Chef. Wenn Sie Crashers Stimme gehört hätten, wären auch Sie überzeugt, dass er mich nicht in eine Falle zu locken beabsichtigt.«
    »Gut, aber machen wir es wieder so wie bei der Clesburgh-Sache und stellen einige Leute in sicherer Entfernung in Bereitschaft. Das kann nie schaden.«
    »Wie steht es mit der Bescheinigung, die Crasher haben will?«
    High sah mir einen Augenblick lang in die Augen. »Sie können einen solchen Zettel natürlich haben, Jerry, aber er ist völlig wertlos. Kein Richter stört sich daran, und dass ich die Fahndung nach Sol Crasher tatsächlich abblase, ist natürlich ausgeschlossen.«
    Ich stand auf. »Gut«, sagte ich, »dann lassen wir es lieber. Sorgen Sie bitte dafür, dass Phil bei dem Sicherungskommando ist.«
    »Was wollen Sie machen, Jerry, da Sie Crasher die Straffreiheit nicht zusichern können?«
    »Ich weiß noch nicht. Vielleicht ist er einem vernünftigen Wort zugänglicher als am Telefon. Per Draht ist es schwer, einen Menschen zu überzeugen.«
    ***
    Ich saß am Steuer eines staatseigenen Fords, mit dem ich um Mitternacht die Einfahrt zum Pier 18 passierte. Der Himmel war von dicken Regenwolken bedeckt und die Nacht so dunkel wie ein Rattenloch. Ein paar einsame Bogenlampen schaukelten im Wind. Auf einem der angelegten Schiffe sang die Bootswache zähneklappernd irgendeinen wehmütigen Song.
    Ich stoppte meinen Karren, schaltete auf das Standlicht zurück und stieg aus. Als ich die Tür zuschlug, knallte es laut in der Stille, und der Sänger auf dem Schiff verschluckte sich. Gleich darauf fing er wieder an.
    Vor mir ragte der Wald der Verladekräne, deren Eisenarme sich schwach gegen den Himmel abhoben. Ich zog den Mantel aus, um besser an die Pistole im Schulterhalfter zu können, und warf ihn über den Kühler.
    Sehr langsam und bedächtig steckte ich mir eine Zigarette an. Wenn Sol hier irgendwo im Dunkeln lauerte und doch die Absicht hatte, mir eins zu verpassen, war’s vielleicht ganz gut, noch einmal zu spüren, wie eine Zigarette schmeckte.
    Aber auch die sorgfältigste Anzündung eines Glimmstängels ist einmal beendet, und damit blieb nur die Wahl, nach vorne zu gehen oder sich wieder ins Auto zu werfen und schleunigst zu wenden.
    Ich stiefelte also los, machte um den Lichtkreis, den die erste Bogenlampe auf das feuchte Pflaster warf, einen achtungsvollen Bogen und bewegte mich, Hand in Brusthöhe, auf die Kräne zu.
    Plötzlich spürte ich die Nähe eines Menschen. Im gleichen Augenblick wurde ein Lauf unangenehm kalt gegen meinen Bauch gedrückt.
    »Cotton?«, flüsterte eine heisere Stimme, an der ich Crasher erkannte.
    »Guten Abend, Sol«, sagte ich. »Willst du nicht die Kanone aus meinen Eingeweiden entfernen? Sie könnte unserer Unterhaltung abträglich sein.«
    »Lass nur«, knurrte er. »Du schlägst zu schnell. Nimm die Hände hoch!« Es klang weniger grimmig als ängstlich.
    Ich erhob die Arme ein wenig. »Ich weiß nicht, wie viel du von Anstand gehört hast, Sol, aber abgesehen davon, dass es wenig fair wäre, wenn du mich umpustest, kommst du auf den elektrischen Stuhl.«
    »Unsinn«, sagte er hastig. »Ich will nur nicht, dass du mich reinlegst. Hast du die Bescheinigung?«
    »Nein, Sol, ich habe sie nicht.«
    Er stieß einen Fluch aus und wusste offensichtlich nicht, was er machen sollte.
    »Nimm Vernunft an, Sol«, redete ich ihm zu. »Ich hätte dir einen Fetzen Papier bringen können, der dir nichts genützt hätte, aber wir sind für ehrliches Spiel selbst euch gegenüber. Steck deine Kanone ein und komm mit. Du weißt so gut wie ich, dass weder die Means noch du aus New York herauskönnen. Wir fangen euch früher oder später. Ihr seid am Ende. Kein Hund nimmt mehr ein Stück Brot von euch an. Nutz die Chance, die der Richter dir geben wird, wenn du freiwillig Schluss machst.«
    Er fluchte immer noch leise vor sich hin, aber das bedeutete das Gleiche, als wenn er geheult hätte. Dann raffte er sich auf und sagte:
    »Dreh dich um, Cotton, und marschiere zurück, aber durch das Licht. Setz dich in den Wagen und haue ab.«
    So schnell gab ich nicht auf. »Sei kein Dickkopf, Sol. Hast du noch nicht genug von diesem Leben? Ich sehe zwar nichts von dir, aber ich rieche es dir an, dass du seit Tagen in irgendwelchen dreckigen

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