Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
Als könnte er sich wirklich alle Zeit nehmen, die er wollte, um zu erkunden, zu schmecken, zu locken und zu necken – als wollte er es so gründlich tun, dass sie völlig ausgeraubt zurückbliebe.
Und Maris konnte sich ihrerseits bisweilen kaum daran erinnern, dass sie irgendwann auch Atem schöpfen sollte. Die Welt versank um sie herum und da war nur noch Dirick, nur seine Stärke um sie herum, nur sein sauberer, scharfer Geruch, die Hitze seines Körpers, die sich in ihren einbrannte.
Seine Hand glitt von ihrem Rücken herab tiefer, runter über ihren Hintern, und dann zog er sie hoch gegen die harte Länge seiner Erregung. Er seufzte, neigte den Kopf, um sie sanft am Hals zu beißen ... und ließ los.
Einen Moment lang schauten sie sich nur an, jeder versuchte den anderen abzuschätzen und wieder Herr über die eigenen Sinne zu werden ... und zu begreifen, dass sie in vier Tagen vermählt werden würden.
„Ich werde es Euch nur einmal sagen, Mylady“, sagte er schließlich, die Stimme ganz rau vor Erregung. „Auch wenn Euch die Ehe mit mir widerwärtig erscheint, mir werdet Ihr Zutritt zu Eurem Bett gewähren ... zumindest bis Ihr mir einen Erben präsentiert.“
Er tat einen Schritt nach hinten, seine Brust hievte noch wegen des stoßweise kommenden Atems. „Ruft nach Eurem treuen Ritter, um Euch zu Eurem Zimmer zu geleiten. Aber ich werde Euch heute Abend zu Tisch geleiten.“
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
Am nächsten Morgen nahm Maris das morgendliche Mahl alleine in ihrem Zimmer zu sich. Sie verspürte kein Verlangen den ihr versprochenen Ehemann früher zu erblicken, als es der Tag der Hochzeit denn verlangte. Sie war so verdattert gewesen, wegen seiner Küsse und dann von der Breitseite seines eiskalten Befehls, dass sie ihm einen Erben schenken solle, dass sie außerstande war, etwas anderes zu tun, als ihm mit offenem Mund nachzublicken, wie er sie dort im Hof stehenließ.
Dirick hatte sie dann aber nicht zu Tisch geleitet, wie er es versprochen hatte, denn der König hatte den Rat seiner Barone einberufen, um die Probleme mit seinem Bruder in Anjou zu besprechen. Als neu ernannter Baron, auf den der König auch gern hörte, erwartete man von Dirick bei diesem Ereignis zugegen zu sein, und – so dachte Maris – es war auch kein großes Opfer für sie. Fürwahr, sie hoffte, er würde auch seine übrige Zeit in der Gesellschaft seines obersten Lehensherren verbringen.
Er hatte sie verwirrt zurückgelassen, unsicher, zitternd, wegen etwas, was sie nicht verstand. Und bis sie herausfand, wie sie sich in seiner Gegenwart am Besten verhielt – kühl und unnahbar, leichtfertig und schmeichelnd, oder auf eine andere Art –, war sie froh, ihm nicht zu begegnen.
Laut Diricks Ankündigung, dass sie sich zu ihm in sein Bett gesellen müsste, war dafür ja noch Zeit genug. Später.
Agnes half ihr beim Ankleiden: ein Reisekleid für einen Ausflug in die Stadt London. Trotz ihrer Verärgerung über Dirick wegen seiner groben, beleidigenden Befehle vom Tag zuvor wusste Maris, dass sie in drei Tagen Hochzeit feiern würde und der feminine Teil in ihr wünschte, dass sie dem Anlass entsprechend gekleidet sein würde. Und sie musste eine Hochzeitsgabe für ihren Ehemann finden.
Raymond und fünf weitere Soldaten warteten vor ihrem Gemach auf sie und folgten ihnen, als sie und Agnes sich auf den Weg hinunter zur Halle machten.
Ihre Pferde standen bei den großen, königlichen Stallungen für sie bereit. Maris bot Hickory eine geschrubbte Karotte an zur Entschuldigung dafür, dass sie Hickory tags zuvor keinen Besuch abgestattet hatte. Dann – indem sie einen Baumstumpf benutzte, der eigens dafür gedacht war – saß sie federleicht auf.
Als sie sich dem Stadtviertel näherten, wo der Markt war, scharten sich die sechs Männer enger um die beiden Frauen. Als sie dann die Marktstände erreicht hatten, stiegen Maris und Agnes von ihren Reittieren ab und ließen die Pferde mit zwei von ihren kräftig gebauten Leibwächtern zurück, während sie sich durch die Menschenmassen schlängelten.
Raymond und die übrigen Männer machten den Frauen den Weg frei, wobei sie immer beiseite traten, wann immer sie an einen Stand kamen, der Maris interessierte.
Sie hatte schon den größten Teil des Morgens mit der Suche nach einem Stoff verbracht, um daraus ihr Hochzeitsgewand zu schneidern, und jetzt befühlte sie Seidenstoffe und Wollstoffe und Leinen aus Frankreich
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