Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
von Derkland uns den Lehenseid ablegen, unter dem Namen des Baron Ludingdon und Fairhold.“
Dirick fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, während Schock ihm die Glieder lähmte. Sein Kopf schnappte ruckartig hoch, um dem Blick des Königs zu begegnen und dem schelmischen Zwinkern in jenen blassblauen Augen, und völlig betäubt von all seinem Glück setzte sich Dirick in Bewegung, auf das Podest zu. Einen Adelstitel! Er ein Baron!
Und Maris!
Freudig trat er vor den Altar und konnte sich eines Grinsens nicht erwehren.
„Eure Majestät, Ihr ehrt mich über jedes erdenkliche Maß hinaus! Es ist mir das größte Vergnügen Euch und Euren Nachfahren die Treue zu geloben.“ Obwohl er sich der Gegenwart des Königs überaus bewusst war, konnte Dirick es sich nicht verkneifen, einen raschen Blick auf Maris zu werfen. Sein Blick weilte nur kurz auf ihr, aber ihr blasses Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen, vor Schock ganz versteinert, brannte sich wie Feuer in sein Bewusstsein ein. Sie sah aus, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.
Er würde sich schon bald darum kümmern können, aber fürs Erste musste er sich wieder auf den König konzentrieren. Er beugte das Knie und kniete vor seinem obersten Herrscher, nahm den Knochen von Sankt Petrus in die Hand und legte mit aufrichtigen, klar gesprochenen Worten seinem König den Schwur als Vasall ab. Als er sich wieder erhob, fand er sich Maris gegenüber. Ihr Blick war so kalt und ausdruckslos, dass es ihn fast geschaudert hätte. Weil es sich so ziemte, ließ auch er sein Gesicht ausdruckslos scheinen, während der Bischof zwischen sie trat, um die feierlichen Worte zum Ehegelöbnis zu sprechen.
Maris’ kleine, kalte, etwas zerkratzte Hand wurde in Diricks große gelegt, ihre Haut bleich neben der wettergegerbten Bräune seiner Finger. Er sprach die Worte mit einer klaren, sicheren Stimme nach, als er auf ihren gesenkten Kopf schaute. Als er sie aussprach, durchfuhr es ihn wie ein Rausch. Sie würde die Seine sein.
„Und so gelobe ich Euch die Treue“, als Maris’ Stimme diese Worte stammelte, brachte das seine sieben Sinne wieder in die Gegenwart zurück. Sie entzog ihm ihre Hand, kaum dass sie ihr Gelöbnis zu Ende gesprochen hatte.
Sie standen Seite an Seite, die Arme von beiden Ärmel an Ärmel, während die anderen Paare ihr Ehegelöbnis ablegten. Dirick spürte die stocksteife Unnahbarkeit von Maris neben ihm und er wurde auf einmal von dem Bedürfnis übermannt, sie in seine Arme aufzulesen und zu küssen, bis er nur noch ein wundervoll, weiches Bündel Frau darin umschlungen hielt. Er würde all ihre Bedenken schon zerstreuen können.
Heinrich verkündete, dass die Hochzeiten am kommenden Sonntag vollzogen werden würden – in genau vier Tagen also – und dass die Eheverträge in den nächsten beiden Tagen aufgesetzt werden würden.
„Meinen Glückwunsch, Lord Dirick“, gurrte eine Stimme hinter ihm.
Er drehte sich um, um die Königin zu erblicken, mit einem höchst zufriedenen Lächeln auf ihrem Gesicht. „Eure Majestät“, er küsste ihr die Hand, als ihm auf einmal aufging, wie tief er in ihrer Schuld stand.
„Schaut Euch nur an“, sprach sie weiter und legte ihm eine besitzergreifende Hand auf den Unterarm, „binnen eines einzigen Vormittags habt Ihr nun Titel, Lehen und habt das Gelöbnis zur Heirat mit einer gut bestückten Erbin abgelegt!“ Ihre Augen leuchteten vor Freude spitzbübisch.
„Mylady, noch nie ist mir ein glücklicherer Mann untergekommen – mit der großen Ausnahme Eures Gemahls“, sprach er offen und aufrichtig.
Der Schalk in ihren Augen wurde von etwas Ernsterem ersetzt. „Da Ihr uns treu gedient habt, ist es nur wohlverdient. Ich wünsche Euch und Eurer Dame alles erdenkliche Glück.“
„Ich danke Euch von ganzem Herzen.“ Erneut küsste er ihr die Hand und drehte sich um, um Maris entgegenzutreten. Sie war verschwunden. Er wirbelte wieder herum, zu einer belustigten Eleonore.
„Ist Euch die Frau so schnell abhanden gekommen?“, neckte die Königin ihn und hängte sich mit ihrer Hand am Arm ihres Mannes ein. „Ich glaube, Sie wird Euch noch auf eine harte Probe stellen, Lord Dirick.“
Heinrich kicherte auf seine laute, ansteckende Art. „So ist es, meine Liebe, ich würde vermuten, dass in ihrem zukünftigen Eheleben die Hand von Dirick noch das eine oder andere Mal ihrem Hintern zeigen muss, wer der Herr im Hause ist.“
Weitere Kostenlose Bücher