Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Kochen ist ein sinnlicher Genuss …«
Klaus öffnete die Tür.
Irmgard stand draußen und blickte misstrauisch drein.
»Was macht ihr denn hier?«, fragte sie und betrachtete das Tableau aus diversen zwei- und vierbeinigen Männern.
Seifferheld, der auf der Truhe thronte.
Bocuse im Schaukelstuhl, aus einem erotischen Kochführer vorlesend.
Arndt gegen den Kleiderschrank gelehnt.
Horst und Gotthelf auf dem Bettrand sitzend.
Klaus im Schneidersitz auf dem Teppich lümmelnd.
Schmälzle auf dem ergonomischen Klapphocker sitzend, den er immer mit sich führte, weil er sämtliche anderen Sitzgelegenheiten auf diesem Planeten für ungeeignet erachtete. Was er den Besitzern besagter Sitzgelegenheiten auch gern ausführlich erklärte.
Und Hund Onis, der hechelnd auf dem Teppich lag.
»Was geht hier vor?«
»Nichts, Irmi. Wir unterhalten uns nur.«
Irmgard schaute sich argwöhnisch um. »Hier ist doch irgendwas faul!«
Klaus zog einen angebissenen Apfel aus seiner Hosentasche. »Das muss der hier sein. Den Boskop trage ich schon zwei Wochen mit mir herum. Sorry.«
Angewidert den Kopf schüttelnd zog sich Irmgard zurück.
»Und?«, fragte Seifferheld.
Jetzt hätte eine kernige Szene der Männerfreundschaft folgen können. Alle hätten sich erheben und wie ein Mann sagen können: Alle für einen und einer für alle.
Oder so ähnlich.
Aber kernige Männerfreundschaftsszenen sind der großen Leinwand vorbehalten. Oder in Wiederholung dem kleinen Bildschirm.
Im wirklichen Leben sah es so aus, dass Schmälzle rief: »Meinetwegen. Aber ich muss jetzt los. Um vier werdeich im Studio von Radio StHörfunk interviewt. Ich stelle meinen neuen Wanderführer im Klappformat vor. Er heißt
Mit Guido Schmälzle von Langenburg nach
…«
»Schon vier?«, unterbrach Klaus zur Freude aller. »Um Viertel nach läuft der neue Bruce Willis im Lichtspielhaus. Tschüssikowski.«
»Also gut, aber zu niemandem ein Wort«, sagte Arndt und ging ebenfalls.
Horst und Gotthelf nickten stumm und zogen ebenfalls ab.
Nur Bocuse blieb im Schaukelstuhl sitzen. Er hatte ein besonders erotisches Küchenbild entdeckt und hielt gerade das Buch quer und pfiff leise.
Insemination auf Italienisch und Pseudo-Italienisch
Die Witwe Nonnenmacher kehrte allein aus Rom zurück. Sie war schwanger. Allerdings nicht vom schönen Nick, sondern von ihrem toten Mann, dessen Sperma sie einfrieren und sich in Italien hatte injizieren lassen. Sie würde in Graz entbinden. Da war man auf ältere Mütter spezialisiert.
Der schöne Nick war – zum Leidwesen aller angehenden weiblichen Golferinnen aus Hall und Umgebung – in Rom geblieben, wo er nach intensiver Innenschau beschloss, ein theologisches Seminar zu besuchen und sich zum Priester ausbilden zu lassen. Aber natürlich entdeckte er mittendrin den feurigen Italiener in sich, ließ Theologie Theologie sein und begattete fortan professionell deutsche Touristinnen, denen er sich als Niccoló vorstellte.
L’amore … per sempre.
Es hat einen Grund, warum die Guillotine weiblich ist!
»Auf ein Wort, Kollege Seifferheld«, hatte Gesine Bauer, die Polizeichefin, gesagt und war an sein Bett getreten.
Sein Hausarzt hatte Seifferheld nach dem Showdown viel Ruhe verordnet und kam jeden Tag vorbei. Nur zur Sicherheit. Irmgard wachte streng über die Bettruhe ihres Bruders, die auch für hochrangige Ermittlerinnen nicht gebrochen werden durfte.
Heide Mergenthaler hatte in der Tat reihenweise Männer ermordet. Mit einem Giftcocktail, den sie sich aus diversen Ingredienzien im Medikamentenschrank von Bodo Beinholt gemischt hatte. Schließlich hatte sie pharmazeutisch-technische Assistentin gelernt. Es stand derzeit nicht gut um sie, da sie in ihre eigene Spritze gefallen war, aber noch waren die Ärzte zuversichtlich, sie zurück ins Leben zu holen, damit sie vor ein ordentliches Gericht gestellt werden konnte. Ansonsten erwarteten sie die Trompeten und Posaunen des Jüngsten Gerichts und diese Blechbläser würden für sie eindeutig dissonant erklingen.
Die ganze Mischpoche besuchte ihn.
Der Stammtisch von Mord zwo.
Biggi und ihre Lebensgefährtin.
Und natürlich MaC.
Und sein Kochclub. Klaus platzte fast vor Stolz, als er erzählte, wie ihm die Idee mit dem Fensterputzerwagen gekommen sei, auf dessen Hebebühne er und Onis zum Küchenfenster im zweiten Stock aufgeschwebt waren. Genial, wie Klaus fand. Was sich wirklich nicht leugnen ließ.
Und eines Mittags ging plötzlich die Tür auf und die
Weitere Kostenlose Bücher