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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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nichts geleert.
    »Ich bin echt enttäuscht von dir!«, erklärte Fräulein Mergenthaler. Sie schaute dabei zwar in ihr leeres Glas, aber es war eindeutig Klaus damit gemeint.
    Klaus sagte nichts.
    »Man spielt nicht mit den Gefühlen einer Frau, das ist unanständig. Und du wirst doch wohl gemerkt haben, was ich dir für Gefühle entgegenbrachte?«
    Klaus zuckte zwar nicht gerade mit den Schultern, aber so richtig schuldbewusst wirkte er auch nicht. »Heide … ich war in einem sehr fragilen Zustand … drei Pudel hintereinander … ich brauchte einfach Trost … und ich dachte … du weißt schon, eine schnelle Nummer zwischen zwei Erwachsenen …« Pudel waren offenbar Klausens Spezialität.
    Seifferheld war oft genug zu Szenen häuslicher Gewalt gerufen worden. Er konnte mühelos das Zittern deuten, das sich allmählich über den ganzen Körper von FräuleinMergenthaler zog. Er packte seine Gehhilfe mit kräftiger Hand, um gegebenenfalls angemessen bewaffnet zu sein. Mit bloßer Körperkraft konnte er gegen einen Koloss wie Fräulein Mergenthaler nichts ausrichten.
    »Es war ja nicht nur meine Pechsträhne beim Kegeln. Nach all der Polizeiarbeit suchte ich einfach ein mitfühlendes, warmes Herz, an dem ich mich wieder aufrichten konnte«, plapperte Klaus. Wohl eher einen warmen, weichen Busen im Gegensatz zu den eisigen Gummibrüsten von Mimi, aber selbst Neandertaler Klaus war sensibel genug, das nicht so brüsk zu formulieren.
    Seifferheld versuchte, ihm Zeichen zu geben.
    Fräulein Mergenthaler sagte: »Polizeiarbeit?«
    Klaus guckte stolz. »Wir klären doch gerade die Morde an diesen Männern auf. Die waren alle in meinem Alter. Ich könnte der Nächste sein!« Er trank auf ex.
    Heide Mergenthaler nickte. »Wenn du die Herzen von Frauen reihenweise brichst, wird es sicher nicht mehr lange dauern«, prophezeite sie.
    Sie füllte ihr Glas erneut mit Trollinger und das von Klaus mit Pfalzwein. Beide Gläser waren in Sekundenschnelle geleert. Seifferheld nippte nur.
    Ein feines Lächeln zog sich über den Kussmund von Fräulein Mergenthaler. »Klaus, du bist es nicht wert, dass ich mich über dich gräme«, erklärte sie plötzlich mit Grandezza und stellte das leere Weinglas auf die Klöppeldecke.
    In der nächsten Sekunde zog sie mit Schwung an der geklöppelten Decke und sämtliche Weingläser flogen erst wie in Zeitlupe durch den Raum, um gleich darauf mit schepperndem Klirren auf dem Parkettboden zu zerschellen.
    »Noch einen schönen Abend«, flötete Fräulein Mergenthaler, stand auf und öffnete den Herren demonstrativ die Wohnungstür.
    Klaus und Seifferheld schauten sich erst verblüfft an und zogen dann kleinlaut ab.
    »Na, das lief ja noch ganz gut, oder?«, lallte Klaus, als sie im Erdgeschoss ankamen und auf die Straße traten, wobei Klaus mehr torkelte als trat. Die kühle Nachtluft intensivierte sichtlich seine Beschwipstheit. »Ich hatte schon Angst, sie wird gewalttätig.«
    Und während Klaus unsicher schwankend versuchte, auf dem Handy ein Taxi zu bestellen, und sich dabei ständig vertippte, schoss es wie von einem Raketenwerfer ausgespuckt durch Seifferhelds Kopf: Fräulein Mergenthaler!
    Was hatte Volker Barth, der Psychologe, gesagt? »Ihr Täter ist entweder schwul oder eine Frau. Eine Frau in den besten Jahren. Nach außen hin angepasst, aber innen schwer gestört.«
    Wie hatte er jemals seine Schwester Irmgard verdächtigen können? Irmi war alles andere als nach außen hin angepasst, sie war innen wie außen schwer gestört.
    Auf Fräulein Mergenthaler passte die Beschreibung jedoch wie die Faust aufs Auge. Sie war nicht mehr ganz knackfrisch und sie war eine Frau. Über das Maß ihrer Weiblichkeit ließ sich streiten, auf den ersten Blick wirkte sie eher wie eine bulgarische Hammerwerferin auf Steroiden, doch sie war definitiv eine Frau, wie Klaus im Selbstversuch eruiert hatte. Eine Frau, die sich möglicherweise ihren Frust auf die Männer dieser Welt von der Seele tötete.
    Hatte sie die Haller Leichen auf dem Gewissen? Und würde Klaus bald der Nächste sein? Wie bald? Jetztschon? Was war in dem Wein gewesen? Warum hatte sie selbst einen anderen Wein getrunken?
    Gift!
    O mein Gott, dachte Seifferheld, und ich stehe daneben und schaue einfach zu, wie man meinen besten Freund vergiftet! Und trinke selbst auch davon – wenig zwar, aber zweifellos genug. Er spürte bereits eine leichte Übelkeit aufsteigen. Als Zahnarzthelferin kam Fräulein Mergenthaler zweifelsohne leicht an Gifte

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