Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
nichts zu sehen.
»Wir sind nur einen Moment nach unserem Aufbruch hier angekommen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Molly. »Nicht mal ich kann den Nachthimmel so akkurat lesen.«
»Ich weiß es, weil die implantierte Uhr in meinem Kopf gerade wieder angefangen hat zu arbeiten«, sagte Giles.
»Klugscheißer«, sagte Molly. Sie sah mich an. »Ich frage mich, wie Jacob und Jay vorankommen.«
»Ich bezweifle, dass wir das je erfahren werden«, antwortete ich. »Es war ein ganz schöner Schuss ins Blaue. Aber wie auch immer, wir können uns nicht auf sie verlassen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, also kommt's jetzt auf uns an.«
»Es gibt einen Eingang zu dem unterirdischen Bunker, nicht weit von hier«, verkündete Mr. Stich auf einmal. Er wies zuversichtlich in die Dunkelheit. Als er bemerkte, dass wir ihn alle anstarrten, lächelte er kurz. »Ich habe viele Fähigkeiten«, sagte er ruhig. »Ich verrate sie nur nicht unnötig. Sollen wir gehen?«
»Auf alle Fälle«, meinte ich. »Bitte nach Ihnen.«
Er nickte, schritt über die weite Ebene und wir alle folgten ihm. Ich war froh, dass er die Führung übernommen hatte. Ohne den Seneschall wollte ich Mr. Stich nicht hinter mir wissen. Er war vielleicht ein Teil der Mission, aber ich würde ihm nie wieder vertrauen. Nicht nach der Sache mit Penny.
Plötzlich hielt er an und starrte herunter auf ein Stück Wiese, dass sich nicht vom Rest unterschied. Dann stampfte er zwei Mal fest auf den Boden und trat zurück. Ein großes Stück des Rasens hob sich langsam und gab einen dunklen Tunnel frei, der nach unten führte. Mr. Stich wollte ihn betreten, doch ich hielt ihn zurück und übernahm nach einem bedeutungsvollen Blick auf Molly wieder die Führung. Wenn das wirklich ein Weg in Trumans Bunker war, wollte ich nicht, dass Mr. Stich voran ging und Entscheidungen für uns alle traf. Molly konnte ihn im Auge behalten.
Elektrische Lichter flammten auf, als wir den Tunnel betraten, wahrscheinlich ausgelöst durch einen versteckten Sensor. Die Wände bestanden aus gewölbtem Stahl und schimmerten dumpf. Truman hatte es mit Stahl. Persönlich war ich der Ansicht, dass er einfach zu viele James-Bond-Filme gesehen hatte. Aber das hatte ich auch. Wir gingen den Stahlkorridor entlang, bis er auf einen anderen traf, genauso breit, genauso nackt und schlicht. Unsere Schritte hallten laut auf dem geriffelten Boden und ich erwartete fast, dass jeden Moment bewaffnete Wachleute auftauchten. Aber niemand kam, um zu sehen, was los war. Kein Alarm, keine erhobenen Stimmen - nichts. Der ganze Ort war unnatürlich still. Molly stupste mich in die Seite, sah sich finster um und blieb jetzt so dicht bei mir, dass ich die Spannung in ihr ebenfalls spüren konnte.
»Da stimmt was nicht«, sagte sie leise. »In Trumans letzter Basis wimmelte es nur so von Leuten. Wo sind die alle?«
»Gute Frage«, erwiderte ich. »Wir dürfen nicht vergessen, dass das hier nicht nur ein Quartier des Manifesten Schicksals, sondern auch ein Nest der Abscheulichen ist.«
Sie sah mich nicht an. Sie musste wissen, was ich dachte. Sie hatte einen Abscheulichen in sich, der wuchs und größer wurde. Wer wusste schon, was das Ding tat, jetzt, wo es sich endlich unter seinesgleichen befand.
Ich begann zu hoffen, dass wir bald auf ein paar bewaffnete Wachen träfen. Ich hatte wirklich den Eindruck, ich müsste meine angestaute Frustration an einer ganzen Meute von armen, hilflosen, bewaffneten Wachen auslassen.
Aber als wir um eine letzte Stahlecke bogen und endlich in den ersten offenen Raum in diesem Bunker spähten, fiel auf einmal ein massives Stahlschott von der Decke und versperrte den Korridor. Es blockierte unseren Weg mit bestimmt zwei Tonnen Stahl und traf mit einem so lauten Knall auf den Boden, dass ich tatsächlich das Gesicht verzog. Aber immer noch wurde kein Alarm ausgelöst, kein Stimmengewirr war zu hören, das zu wissen verlangte, was zur Hölle hier los war. Wo zum Teufel waren die alle? Was machte Truman hier unten nur?
Ich sprach leise die aktivierenden Worte und boxte dann vor Freude in die Luft, als die goldene Rüstung glatt über mich hinwegfloss. Es war ein gutes Gefühl, sie wieder zu haben. Ich schlug auf das Stahlschott und legte meine ganze gerüstete Kraft hinein. Meine goldene Faust sank knapp zehn Zentimeter in den Stahl, aber das war's auch schon. Ich musste meine Hand Zentimeter für Zentimeter wieder herauszerren. Ich kauerte mich hin und rammte beide
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