Krieg um den Mond (German Edition)
aufzustehen scheiterte trotz der geringen Mondschwerkraft.
Anne drückte ihn sanft zurück. “Liegenbleiben und gesund werden. Das ist ein Befehl”, sagte sie scherzhaft.
“Ausnahmsweise gehorche ich Ihnen”, sagte Bullrider. “Aber nur ausnahmsweise. Und weil Sie mir das Leben gerettet haben.”
“Naja, Sie haben auch unseres gerettet. Und die ganze Mission. Ohne Sie würden wir im Mondstaub vertrocknen.”
“So gehört sich das für ein Team.” Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: “Ich heiße übrigens Walter.”
“Freut mich. Also, Walter, dann mache ich dir jetzt mal was zu essen. Und dann wird wieder geschlafen.”
“Aber zum Start weckt ihr mich.”
Anne schüttelte den Kopf. “Unverbesserlich. Aber okay. Versprochen.”
Zu weiteren Erkundungen hatte Anne keine Lust. Olaf konnte sich auf Grund seiner Verletzung ohnehin nur in der Nähe des Mondmoduls aufhalten. Anne sammelte in der näheren Umgebung Material und Proben, die sie in ihrem Laderaum unterbrachte. Gegenüber dem, was sonst dort lagerte, war es zwar fast bedeutungslos, aber es gab genügend Institutionen, die sich darum reißen würden.
Zum ersten Mal hatte Anne ohne größten Stress die Gelegenheit, zu realisieren, dass sie wirklich auf dem Mond war. Sie war am Ziel ihres Traumes angekommen - und doch war alles ganz anders, als sie es je gedacht hatte. Fast wäre der Mond sogar ihr Grab geworden.
Anne zögerte den Moment, in dem sie mit einem letzten Schritt die Mondoberfläche verließ, solange hinaus wie irgend möglich. Mit einem wehmütigen Blick nach draußen betätigte Anne den Hebel, der den Schließvorgang der Schleuse einleitete.
Bullrider fühlte sich fit genug, den Start durchzuführen – und das war auch gut so, schließlich mussten Fang Si's Aufgaben mit übernommen werden.
Als Anne wieder Zeit hatte, um einen Blick durch die kleinen Fenster zu werfen, lag die Mondoberfläche bereits weit unter ihnen.
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67. Das Erbe der Menschheit
Die Angleichung der Geschwindigkeit, die grobe und dann die feine Ausrichtung für das Rendezvous der Module würden einige Stunden dauern. Zeit für eine Kommunikation mit der Erde.
„Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, was Sie uns da heruntergefunkt haben?“, klang die vertraute Stimme von Dr. Bardouin aus den Lautsprechern.
„Nein. Deshalb rufen wir sie an. Haben Sie schon eine erste Idee? Wir hatten wenig Zeit, uns darum zu kümmern. Steht etwas Interessantes auf den Folien?“
„Etwas Interessantes?“, echote Dr. Bardouin. „Bescheidener können Sie wohl nicht fragen? Wir haben Mühe, dass die Wissenschaftler nicht durchdrehen.“
„Also, nun schießen Sie los. Wir wollen endlich wissen, was wir im Kofferraum haben.“
„Sie haben drei Folien im Kofferraum. Die erste Folie ist eine Art Wörterbuch.“
„Wörterbuch?“, unterbrach Olaf.
„Ja, um ihre Sprache zu lernen.“
„Sie haben also von Anfang an damit gerechnet, dass Fremde die Folien finden.“
„Nicht nur das. Es deutet darauf hin, dass Fremde die Folien finden sollten.“
„Nur Fremde aus ihrer Perspektive“, schaltete Anne sich ein. „Die Fremden, die die Folien finden sollten, sind wir.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Die Folien sind durch eine Platte verdeckt gewesen. Was ist, wenn die Platte nicht nur zum Schutz der Folien da war?“
„Wozu denn?“
„Um die Aufmerksamkeit auf die Folien zu lenken. Die Platte war ursprünglich glänzend gewesen, wie ein Spiegel. Und sie war auf die Erde ausgerichtet. Das heißt, in den ersten paar Millionen Jahren war sie als heller Fleck auf dem Mond zu sehen, je nachdem, wie die Sonne stand. Das kann nur bedeuten, dass man auf die Platte aufmerksam werden sollte.“
„Und neugierig. Niemand konnte damit rechnen, dass so viele Millionen Jahre vergehen würden.“
„Also wissen wir, dass die Folien für uns bestimmt waren“, fasste Dr. Bardouin zusammen.
“Wow!”, sagte Bullrider nur.
Anne lief bei diesem Gedanken eine Gänsehaut über den Rücken. Wer hatte Folien auf dem Mond platziert, damit Menschen sie finden?
Leider mussten sie die Kommunikation unterbrechen, weil sie die Andockmanöver zu überwachen hatten, aber die Gedanken beschäftigen Anne zu sehr. Sie sprach Olaf darauf an.
„Ich glaube, ich weiß, warum sie die Folien auf dem Mond platziert haben“, begann Olaf, „vorausgesetzt, dass diejenigen damit gerechnet haben, dass es vielleicht Millionen von Jahren dauern wird, bis man ihre Nachricht
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