Krieg um den Mond (German Edition)
findet. Wo würdest du etwas deponieren, damit man es nach so langer Zeit finden kann?“
Anne überlegte. Die Frage war schwieriger, als es auf den ersten Blick aussah. Für ein paar tausend Jahre konnte man etwas in einer Höhle verstecken. Höhlenmalereien gab es aus der Steinzeit. Aber in Millionen von Jahren gab es die Höhlen nicht mehr. In diesen Zeiträumen wurden ganze Berge eingeebnet, Meeresboden wurde zu neuem Gebirge, die ganze Erde änderte in dieser Zeit ihr Angesicht.
„Es gibt keinen Ort auf der Erde, bei dem man sicher sein kann, dass es ihn in Millionen von Jahren noch gibt, geschweige denn, dass man dort etwas unversehrt lagern könnte.“
„Das heißt: Wenn du etwas über sehr lange Zeit sicher unterbringen willst, bringst du es am besten auf den Mond.“
„Absolut logisch. Und trotzdem ein unglaublicher Gedanke. Wie kann jemand nur so weit vorausdenken? Und warum sollte er das tun?“
„Das beantworten uns hoffentlich die nächsten Folien.“
Als ob Dr. Bardouin das Stichwort gehört hätte, meldete er sich wieder. „Wir können bei Weitem nicht alles entziffern. Zum einen sind die Fotos bei aller Qualität viel zu schwach für die Details, die wir brauchen. Außerdem ist durch den Meteoriteneinschlag vieles beschädigt. Wir müssen das Originalmaterial untersuchen.“
„Aber Sie haben mit Sicherheit schon etwas herausgefunden“, drängte Anne.
„Unsere Rechner laufen heiß. Wir haben alles zu einem Verbund geschaltet, was wir auftreiben konnten. Bisher haben wir eine grobe Idee über die zweite Folie“, bestätigte Dr. Bardouin. „Sie gibt einen Überblick über die Kultur der Verfasser, quasi eine Art erster Vorstellung. Sie haben tatsächlich auf der Erde gelebt.“
„Aber wie kann das sein? Warum haben wir nie etwas von ihnen gefunden?“
Anne hatte sich zwar vorgenommen, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen, aber die als gesichert angenommene Denkweise ließ sich nicht so einfach beiseiteschieben.
„Die wenigen Hinweise, die wir haben, geben uns möglicherweise schon Antworten auf Ihre Fragen. Die Verfasser, nennen wir sie „Erste Menschheit“, hatten eine sehr hohe Technologie. Trotzdem haben sie der Natur einen großen Raum eingeräumt. Sie haben auf eine Art ökologisch gelebt, wie wir es uns kaum vorstellen können. Während wir Naturschutzgebiete einrichten und ansonsten den ganzen Planeten besetzen, war es bei ihnen umgekehrt. Sie hatten abgegrenzte Gebiete, in denen die Technik vorherrschte.“
„Wenn man annimmt, dass sie nicht so zahlreich waren wie wir, könnte das gehen.“
„Aber warum haben sie sich nicht weiterentwickelt? Wo sind sie geblieben?“
„Es hat eine große Katastrophe gegeben. Zuletzt hat sich nur eine kleine Gruppe um die Weiterentwicklung ihrer Technologie gekümmert. Sie hatten keine Lobby. Dann haben sie einen Meteoriten entdeckt, der in fünf Jahren ihrer Zukunft auf der Erde einschlagen würde. Bis sie die anderen, die sich ausschließlich um die Erde gekümmert haben, von der Gefahr überzeugt hatten, war es für eine großangelegte Entwicklung von Gegenmaßnahmen zu spät. Sie haben einen Versuch gestartet, um den Meteoriten zu sprengen, leider vergeblich. Dann hört der Bericht auf.“
„Yukatan?“ Anne fragte nur dieses Wort, aber alle wussten, was sie meinte. Vor 65 Millionen Jahren war ein zehn Kilometer durchmessender Meteorit bei der heutigen mexikanischen Halbinsel Yukatan eingeschlagen. In dessen Folge gab es gigantische Veränderungen auf der Erde, bei denen neunzig Prozent aller vorhandenen Arten ausgestorben sind.
„Diese Vermutung liegt nahe.“
Mit diesen Worten verabschiedete sich Dr. Bardouin. Er hatte mehr zu tun, als die drei Raumfahrer zu unterrichten. Aber die hatten Zeit zum Diskutieren.
„Das würde bedeuten, dass es bereits vor 65 Millionen Jahren hochintelligentes Leben auf der Erde gab - und wir wissen überhaupt nichts davon.“ Selbst Bullrider konnte man das Staunen anmerken.
„So sieht es aus”, sagte Olaf. “Der Bericht auf der Folie und die Katastrophe von Yukatan passen nahtlos zusammen.“
Anne schüttelte den Kopf. „Aber es müsste doch irgendwelche Überreste geben, etwas, das bis heute überdauert hat. Es kann doch nicht alles verschwunden sein.“
„Wir hatten das Gleiche schon bei der Frage, wo du etwas so lange sicher deponieren würdest. Die Erde ist ein sehr lebendiger Planet. Die meisten Spuren werden innerhalb kürzester Zeit vernichtet.“
„Aber wir haben
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