Krieg um den Mond (German Edition)
Wie ein Raubtier im Sprung hechtete sie. Es schien, als wollte sie gar nicht landen. Länger und länger war der Flug. Acht Meter. Sie berührte kaum die Erde und hob bereits wieder ab. Bullrider hatte keine Gelegenheit, den umständlichen Öffnungsmechanismus in Gang zu setzen. Er wirbelte herum und versetzte Fang einen mächtigen Hieb, während sie noch in der Luft war. Sie flog seitlich davon, drehte sich um ihre Achse, landete wieder auf ihren Füßen und setzte sofort zu einem neuen Sprung an. So würde Bullrider niemals die Zeit für einen Einstieg finden. Irgendwann würde Fang ihn mit dem Messer treffen, wenn ihm nicht vorher die Luft ausging. Es musste bald so weit sein.
Anne sah, dass Bullrider alleine keine Chance hatte. Kurz entschlossen sprang sie auf und lief auf eine Klippe zu, die der Station am nächsten war. Olaf rief ihr zu, dass es zu hoch sei, aber der Schrei blieb in seinem Helm stecken. Der erste Schritt, den er zur Verfolgung machte, brachte ihm seinen verletzten Knöchel äußerst schmerzhaft ins Bewusstsein. Hilflos sah Olaf zu, wie Anne sich kräftig abstieß. Es hatte bei weitem nicht das katzenhafte von Fang, aber ihr Salto, den sie unfreiwillig machte, hätte jeden irdischen Punktrichter mächtig beeindruckt. Selbst in der geringen Schwerkraft gewann Anne beträchtliche Geschwindigkeit nach unten. Ihr Schwung trug sie nahe an die beiden Kämpfer heran.
Anne landete hinter Bullriders Rücken, sodass er sie nicht sehen konnte, aber Fang sah sie. Die Überraschung, Anne lebendig und hier bei der Mondstation zusehen, ließ Fang einen Moment in ihrem nächsten Angriff zögern. Diesen Sekunden-bruchteil nutzte Bullrider und verpasste ihr einen kräftigen Tritt. Fang hob ab, wie eine Kanonenkugel. Bullrider setzte sofort hinterher. Die Rufe von Anne, dass es unnötig sei, kamen nicht an.
Dieses Mal war Bullrider mit seinem zweiten Sprung bei Fang, ehe sie sich aufrappeln konnte. Sie musste einen weiteren Tritt einstecken und segelte wieder davon. Auf diese Weise trieb Bullrider sie auf einen nahen Abhang zu.
Fang erkannte die Gefahr und wollte sich zur Seite rollen, aber der Tornister hinderte sie an einer flüssigen Bewegung. Schon flog Bullrider heran. Ihr gelang es nur noch, ihm den Arm mit dem Messer entgegenzustrecken. Bullrider konnte weder bremsen noch ausweichen und landete auf ihr.
Fang wand sich unter ihm hervor, stand auf und wollte erneut zustechen. Da streckte Bullrider noch einmal sein Bein aus und traf sie am Knie. Fang verlor das Gleichgewicht, torkelte zwei Schritte rückwärts und geriet auf das abfallende Terrain. Sie kam ins Rutschen. Es gab nichts zum Festhalten, bis sie über die Kante stürzte.
Anne kam bei Bullrider an. Sie presste ihr Visier gegen seins. „Kommen Sie! Ich helfe Ihnen.“
„Zu spät. Mein Anzug.“
Jetzt sah Anne das Messer seitlich im Anzug stecken. Es hatte ihn auf einer Länge von zwei Zentimetern aufgeschlitzt. Anne konnte förmlich spüren, wie die Luft aus dem Anzug entwich.
„Wir schaffen es noch“, sagte Anne trotzdem, zog das Messer aus dem Anzug und presste ihren Handschuh auf den Ritz.
Bullrider winkte ab. “Bringen Sie sich in Sicherheit. Und vor allem: Bringen Sie den Fund heil auf die Erde.” Seine Stimme klang schwach. Sein Sauerstoff war verbraucht und der Raumanzug verlor trotz Annes Hand weiter Spannung.
„Sie haben uns das Leben gerettet“, sagte Anne. “Da lasse ich Sie nicht einfach hier liegen.”
Sie packte Bullriders Anzug um den Schlitz herum und wickelte ihn ein bisschen auf. Es ging wegen des dicken Materials nicht viel, aber so konnte sie besser zugreifen und andererseits wich die Luft nicht so schnell heraus. Dann zog sie an Bullrider. Er tat einen Ruck von etwa einem halben Meter. Lange nicht so weit, wie Anne gehofft hatte.
Viel zu groß und zu schwer für einen Astronauten , dachte Anne, während sie wieder einen halben Meter schaffte.
Aber was ist hier schon normal auf dieser Mission?
Wieder ein halber Meter.
Bullrider winkte schwach, sie solle gehen.
Und du stirbst mir hier nicht!
Bullriders Hand sackte herunter. Beim nächsten Ruck schleifte sie nur noch hinter ihm her.
Der Warnton ihres Anzugs piepte penetrant und laut. Anne sah sich um. Der Eingang der Schleuse stand offen. Olaf musste ihn für sie aufgelassen haben..
Wieder ein halber Meter.
Der Warnton klang jetzt schrill. Sie hatte noch Sauerstoff für eine letzte Minute.
Anne hielt die Luft an, was aber nichts nützte. Es war nur
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