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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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sollten Krankenhäuser, Kinderbewahranstalten und Schulen errichtet werden. Einige Verwalter hörten mit Schrecken zu, da sie den Sinn der Rede so auffaßten, der junge Graf sei unzufrieden über ihre Verwaltung und über Unterschleife. Andere fanden nach dem ersten Schrecken das Lispeln Peters und seine neuen, noch nie gehörten Worte spaßhaft; noch andere fanden einfach Vergnügen daran, zuzuhören, wie der Herr sprach. Die allerklügsten aber, und darunter auch der Oberverwalter, lernten aus dieser Rede, auf welche Weise man den Herrn behandeln müsse, um die eigenen Ziele zu erreichen. Der Oberverwalter drückte lebhafte Teilnahme für die Absichten Peters aus, bemerkte aber, daß es notwendig sei, noch vor Einführung dieser Reformen verschiedene Angelegenheiten zu erledigen, welche der Verbesserung bedürftig seien. Trotz des ungeheuren Reichtums des Grafen Besuchow, der ihm eine Einnahme von, wie man sagte, fünfmalhunderttausend Rubel jährlich lieferte, fühlte sich Peter doch jetzt viel weniger reich als früher, wo er zehntausend Rubel von dem verstorbenen Grafen erhielt. In allgemeinen Umrissen war das Budget folgendes: An den Pupillenrat waren achtzigtausend zu zahlen von sämtlichen Gütern, dreißigtausend kostete die Unterhaltung der Häuser in und bei Moskau und der Fürstinnen, an Pensionen wurden fünfzehntausend gezahlt und ebensoviel für Wohltätigkeitsanstalten. Die Gräfin erhielt hundertfünfzigtausend Rubel, an Zinsen für Schulden waren ungefähr siebzigtausend Rubel zu zahlen; der angefangene Bau einer Kirche kostete in diesen zwei Jahren etwa zehntausend, der Rest von hunderttausend Rubel wurde ausgegeben – er wußte selbst nicht wie, und fast jedes Jahr war er genötigt, Anleihen zu machen. Außerdem schrieb noch jedes Jahr der Oberverwalter bald über Feuersbrünste, bald über Mißernten, bald über die Notwendigkeit von Neubauten in den Fabriken. Somit war das erste und Nötigste, was Peter bevorstand, eben das, wozu er am wenigsten Neigung und Fähigkeiten hatte – nämlich die Wahrnehmung von Geschäftsangelegenheiten. Jeden Tag saß Peter mit dem Oberverwalter zusammen, um sich den Geschäften zu widmen, aber er sah ein, daß seine Tätigkeit die Sache nicht um einen Schritt förderte. Einerseits stellte der Oberverwalter die Sache im schlimmsten Licht dar, wies Peter auf die Notwendigkeit hin, die Schulden zu bezahlen und neue Arbeiten durch Fronen der Bauern vorzunehmen, wozu Peter nicht seine Zustimmung gab. Andererseits verlangte Peter, daß die Freilassung der Bauern eingeleitet werde; der Verwalter aber setzte diesem Verlangen die Notwendigkeit entgegen, vor allem die Schuld an den Pupillenrat zu bezahlen, und auch die Unmöglichkeit einer schnellen Erfüllung dieses Wunsches. Der Verwalter sagte nicht, es sei ganz unmöglich, sondern schlug vor, zur Erreichung dieses Zweckes die Wälder im Kostromaschen Gouvernement und das Gut in der Krim zu verkaufen. Aber alle diese Operationen waren nach der Darstellung des Verwalters mit so viel komplizierten Prozessen und Gerichtsverhandlungen verbunden, daß Peter, ganz ratlos, nur zu antworten vermochte: »Nun ja, machen Sie es so!«
    Peter war nicht imstande, unmittelbar in die Geschäfte einzugreifen, und deshalb suchte er sich nur vor dem Verwalter ein Ansehen zu geben, als ob er die Geschäfte leiten wolle. Der Verwalter aber bemühte sich seinerseits, dem Grafen gegenüber sich das Ansehen zu geben, daß er dieses Eingreifen nützlich für den Herrn, für sich aber sehr hinderlich finde.
    In der Gouvernementsstadt fanden sich Bekannte und solche, die es werden wollten, welche den angekommenen Millionär, den größten Grundbesitzer des Gouvernements freudig begrüßten. Auch Versuchungen in bezug auf jene hauptsächliche Schwachheit Peters, zu der er sich bei seiner Aufnahme in die Loge bekannt hatte, waren so stark, daß Peter ihnen nicht Widerstand leisten konnte. Wieder gingen Tage, Wochen, Monate dahin mit Abendgesellschaften, Diners, Bällen, so daß er nicht Zeit fand, zur Besinnung zu kommen. Anstatt des neuen Lebens, das Peter führen wollte, war er jetzt ganz wieder in seine frühere Lebensweise geraten.
    Im Frühjahr 1807 beschloß Peter, nach Petersburg zurückzureisen. Auf dem Rückweg wollte er alle seine Güter besuchen und sich selbst davon überzeugen, ob seine Vorschriften befolgt werden, und in welcher Lage sich jetzt das Volk befinde, das ihm von Gott anvertraut worden war, und dem er Wohltaten erweisen

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