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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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wurden Entwürfe gemacht und umgeschrieben zu einem Brief an Nikolai, und unter der Aufsicht der Gräfin wurden die nötigsten Sachen und Geld zur Equipierung des neugeschaffenen Offiziers eingepackt. Die Fürstin Drubezkoi, eine praktische Frau, verstand die hohe Protektion, die sie sich verschafft hatte, auch für ihren Briefwechsel auszunutzen, sie hatte Gelegenheit, ihre Briefe an den Großfürsten Konstantin zu übersenden, welcher die Garde befehligte. Rostow meinte, »an die russische Garde im Ausland« sei eine ganz genaue Adresse, und wenn ein Brief an den Großfürsten komme, so werde er auch an das Pawlogradsche Regiment kommen, welches dort in der Nähe sein müsse. So wurde beschlossen, den Brief und das Geld durch einen Kurier des Großfürsten an Boris zu senden, und Boris sollte alles Nikolai übergeben. Der Brief war vom alten Grafen, von der Gräfin, von Peterchen, von Wera, von Natalie und Sonja und wurde mit sechstausend Rubel zur Equipierung und verschiedenen Sachen an Nikolai übersandt.

49
    Am 18. und 19. November herrschte in den höchsten Sphären des Heeres eine aufgeregte Geschäftigkeit, welche bis zum Morgen des folgenden Tages, des 20. November, dauerte, an welchem die denkwürdige Schlacht von Austerlitz geschlagen wurde. Wie in einem Uhrwerk das Resultat der gleichzeitigen Bewegung zahlreicher verschiedener Räder nur die langsame, gemessene Fortbewegung der Zeiger ist, so war auch das Resultat aller der komplizierten Bewegungen beider feindlichen Armeen, das Resultat aller leidenschaftlichen Wünsche, Leiden, aller Ausbrüche des Schreckens, des Stolzes, des Entzückens dieser Menschen nur der Verlust der sogenannten Dreikaiserschlacht von Austerlitz, das heißt die langsame Weiterbewegung der weltgeschichtlichen Zeiger auf dem Zifferblatt der Geschichte der Menschheit.
    Fürst Andree war an diesen Tage Adjutant vom Tag und beständig beim Oberkommandierenden. Um sechs Uhr abends fuhr Kutusow in das Hauptquartier der Kaiser und ging nach kurzem Gespräch mit Kaiser Alexander zum Oberhofmarschall Grafen Tolstoi. Bolkonsky benutzte diese Zeit, um den General Fürsten Dolgorukow zu besuchen.
    »Guten Tag, mein Lieber«, sagte Dolgorukow, der mit Bilibin beim Tee saß, »morgen gibt's einen Festtag! Wie geht's Ihrem Alten? Schlecht bei Laune?«
    »Nicht gerade bei schlechter Laune, aber er wünscht, daß man auf ihn hört.«
    »Man hat ihn ja gehört im Kriegsrat und wird ihn auch ferner anhören, wenn er vernünftig spricht, aber immer zögern und warten, das ist nicht möglich.«
    »Nun, Sie haben Bonaparte gesehen«, sagte Fürst Andree, »welchen Eindruck machte er auf Sie?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen und mich überzeugt, daß er nichts so sehr fürchtet als eine Hauptschlacht«, sagte Dolgorukow, augenscheinlich geschmeichelt durch die allgemeine Neugierde nach seiner Sendung ins französische Lager. »Wenn er sich nicht vor der Schlacht fürchtete«, wiederholte er, »warum hätte er dann eine Begegnung mit dem Kaiser gewünscht, um Verhandlungen anzuknüpfen, und warum wäre er dann zurückgegangen? Glauben Sie mir, er fürchtet sich, sage ich Ihnen!«
    »Nun aber erzählen Sie, wie ist er?« fragte Fürst Andree.
    »Er ist ein kleiner Mann in einem grauen Mantel, welcher es sehr gern hört, wenn man ihn Majestät nennt. Aber zu seinem Verdruß habe ich ihn mit gar keinem Titel angeredet, er ist ein Mensch, weiter nichts! Bei all meiner Verehrung für den alten Kutusow würde ich es doch für erbärmlich halten, wenn wir durch unser immerwährendes Warten Bonaparte Gelegenheit geben würden, zu entkommen, während wir ihn jetzt wirklich in unseren Händen haben. Nein, man darf Suwórow und seinen Grundsatz nicht vergessen, niemals der Angegriffene zu sein, sondern selbst anzugreifen.«
    »Aber in welcher Position greifen wir ihn an? Ich war heute bei dem Vorposten und konnte nicht herausfinden, wo eigentlich seine Hauptmacht steht«, sagte Fürst Andree. Er wünschte sehr, Dolgorukow den von ihm selbst entworfenen Angriffsplan mitzuteilen.
    »Ach, das ist ganz gleichgültig«, erwiderte rasch Dolgorukow, indem er eine Karte auf dem Tisch ausbreitete, »alle Möglichkeiten sind vorgesehen. Wenn er bei Brünn steht ...«
    Dolgorukow erklärte hastig und undeutlich den Plan der Flankenbewegung Weyrothers.
    Fürst Andree machte Einwendungen und begann seinen Plan zu entwickeln, aber Dolgorukow hörte nur sehr zerstreut zu.
    »Heute findet bei Kutusow ein Kriegsrat statt«, erwiderte

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