Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
wegstoßen konnte – und Vin stand inmitten eines Feldes aus Münzen. Wenn sie diese benutzte, würden auch die Schläger rasch zu Boden gehen. Sie musste also nur …
Eine weitere Münze schoss durch die Luft, abgefeuert vom Dach des Wächters. Fluchend duckte Vin sich. Doch die Münze berührte sie nicht. Sie traf den Raucher, der noch seine Stäbe in den Händen hielt, mitten in die Stirn. Der Mann taumelte zurück, starb.
Was?, dachte Vin und starrte den Toten an.
Die Schläger griffen wieder an, doch Vin zog sich verwundert zurück. Warum hat er den Raucher umgebracht? Er war doch keine Bedrohung mehr.
Es sei denn …
Vin löschte ihr Kupfer und verbrannte stattdessen Bronze – das Metall, das ihr verriet, ob noch andere Allomanten in der Nähe ihre Kräfte einsetzten. Sie spürte nicht, wie die Schläger Weißblech verbrannten. Sie wurden noch immer eingeraucht; ihre Allomantie wurde versteckt.
Noch jemand verbrannte Kupfer.
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Es ergab einen Sinn, dass diese Gruppe es gewagt hatte, eine Nebelgeborene anzugreifen. Es
ergab einen Sinn, dass der Wächter auf den Münzwerfer gefeuert hatte. Er ergab einen Sinn, dass er den Raucher getötet hatte.
Vin schwebte in großer Gefahr.
Ihr blieb nur ein Augenblick, um eine Entscheidung zu treffen. Sie hatte nichts als eine Vorahnung, doch sie war auf der Straße aufgewachsen, war eine Diebin und Betrügerin. Vorahnungen waren oft treffsicherer, als jede Logik es je sein konnte.
»OreSeur!«, schrie sie. »Lauf zum Palast!«
Das war natürlich eine geheime Botschaft. Vin sprang zurück und beachtete die Schläger für den Augenblick nicht, als ihr Diener aus einer Gasse hervorhastete. Er zog etwas aus seinem Gürtel und warf es Vin zu. Es war eine kleine Glasphiole, wie sie die Allomanten zur Aufbewahrung ihrer Metallvorräte benutzten. Rasch zog Vin mit ihrer inneren Kraft die Phiole auf sich zu und ergriff sie. Nicht weit von ihr entfernt fluchte der zweite Münzwerfer – der am Boden gelegen hatte, als wäre er tot – und kam auf die Beine.
Vin wirbelte herum und trank den Inhalt der Phiole mit einem raschen Schluck. Sie hatte nur eine einzige Metallkugel enthalten. Atium. Vin konnte es nicht riskieren, sie an ihrem Körper zu tragen, denn sie durfte sich nicht der Gefahr aussetzen, dass ihr die Phiole während eines Kampfes abgenommen wurde. Sie hatte OreSeur befohlen, diese Nacht in ihrer Nähe zu bleiben, damit er ihr in einem Notfall das Atium geben konnte.
Der »Münzwerfer« zog einen verborgenen Glasdolch aus seinem Hüftgürtel und stürmte vor den Schlägern, die nun ebenfalls näher kamen, auf Vin zu. Vin hielt nur einen Augenblick inne. Sie bedauerte ihre Entscheidung, erkannte aber deren Unausweichlichkeit.
Die Männer hatten einen Nebelgeborenen in ihrer Mitte versteckt. Einen Nebelgeborenen wie Vin, eine Person, die alle zehn Metalle verbrennen konnte. Einen Nebelgeborenen, der nur auf den richtigen Moment gewartet hatte, um loszuschlagen, wenn sie unvorbereitet war.
Sicherlich besaß er Atium, und es gab nur einen Weg, gegen
jemanden zu kämpfen, der Atium zu seiner Verfügung hatte. Es war das ultimative allomantische Metall, das nur ein ausgewachsener Nebelgeborener einsetzen konnte, und es vermochte in einem Kampf die Entscheidung herbeizuführen. Jede kleine Kugel war ein Vermögen wert – aber wozu wäre dieses Vermögen noch gut, wenn Vin tot war?
Sie verbrannte ihr Atium.
Die Welt um sie herum schien sich zu verändern. Jeder sich bewegende Gegenstand – schwingende Fensterläden, umhertreibende Asche, angreifende Schläger, sogar Nebelschwaden – sandten nun ein durchscheinendes Abbild ihrer selbst aus. Diese Abbilder bewegten sich vor ihren realen Gegenstücken und zeigten Vin genau an, was in einigen Augenblicken in der Zukunft geschehen würde.
Bloß der Nebelgeborene war immun dagegen. Er strahlte nicht nur einen einzelnen Atiumschatten ab, sondern gleich Dutzende – das war das Zeichen dafür, dass er ebenfalls Atium verbrannte. Er blieb kurz stehen. Vins eigener Körper verlor sich jetzt genauso in Dutzenden von verwirrenden Atiumschatten. Nun, da sie in die Zukunft sehen konnte, wusste sie, was er tun würde. Doch das hatte wiederum Auswirkungen auf das, was sie tun würde. Und das beeinflusste seine Handlungen. So setzten sich die Möglichkeiten in die Unendlichkeit fort wie eine Person in zwei Spiegeln, die einander gegenüberstehen. Keiner von beiden war im Vorteil.
Obwohl der
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