Kriegswirren
Schwesternschaft, der Windsucherinnen und auch der übrigen Schwestern nach zu urteilen. Aber niemand wollte es ihr sagen! Danach beschloß sie, das Studium der Ter'angreale an einen behaglicheren Ort zu verlegen. Irgendwohin, wo sie entschieden ungestörter war!
Neun Tage nach ihrer Flucht aus Ebou Dar erschienen hier und da Wolken am Himmel, und vereinzelte dicke Regentropfen ließen auf der Straße Staub aufstieben. Am nächsten Tag nieselte es mit Unterbrechungen, und am nachfolgenden Tag hielt sie strömender Regen in den Häusern und Scheunen von Forel Markt. In der Nacht verwandelte sich der Regen in Graupel, und am Morgen schwebte dichtes Schneegestöber von einem von dunklen Wolken verhangenen Himmel. Nachdem sie mehr als die Hälfte des Weges nach Caemlyn zurückgelegt hatten, hegte Elayne Zweifel, ob sie die restliche Strecke in zwei Wochen schaffen würden.
Mit dem Schnee erwies sich die Kleidung als unzureichend. Elayne machte sich Vorwürfe, weil sie nicht bedacht hatte, daß jedermann warme Kleidung benötigen könnte, bevor sie ihr Ziel erreichten. Auch Nynaeve machte sich Vorwürfe, nicht daran gedacht zu haben. Merilille hielt es für ihr eigenes Versäumnis, und Reanne ebenfalls. Tatsächlich standen sie an diesem Morgen auf der Hauptstraße von Forel Markt und stritten darüber, wem die Vorwürfe gebührten, während sich Schneeflocken auf ihren Köpfen niederließen. Elayne war sich hinterher nicht mehr sicher, wem von ihnen die Unsinnigkeit ihres Streits zuerst auffiel, wer als erster lachte, aber schließlich lachten sie alle, als sie sich im Weißen Schwan um einen Tisch niederließen, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Eine mögliche Lösung ließ ihnen das Lachen jedoch vergehen: Jeden mit einer warmen Jacke oder einem Umhang zu versorgen würde ihre Geldbörse stark schrumpfen lassen, wenn man überhaupt so viele wie nötig auftreiben konnte. Natürlich konnte Schmuck verkauft werden, aber niemand in Forel Markt schien an ihren edlen Halsketten oder Armbändern interessiert.
Aviendha löste dieses Problem, indem sie einen kleinen Beutel voll reinen, perfekten, teilweise recht großen Edelsteinen präsentierte. Seltsamerweise starrten genau die Leute, die nicht allzu höflich erklärt hatten, sie hätten keine Verwendung für juwelenbesetzte Halsketten, mit großen Augen auf die ungefaßten Steine auf Aviendhas Handfläche. Reanne meinte, das eine sähen sie als Tand und das andere als Reichtum an, aber was auch immer sie bewog, die Leute von Forel Markt waren überaus bereit, im Austausch für zwei Rubine mittelmäßiger Größe, einen großen Mondstein und einen kleinen Feuertropfen so viele dicke, teilweise kaum getragene Kleidungsstücke heranzuschaffen, wie ihre Besucher wünschten.
»Sehr großzügig von ihnen«, murrte Nynaeve verärgert, als die Leute begannen, Kleider aus ihren Kisten und Dachböden auszugraben. Ein beständiger Strom von Menschen marschierte mit Armen voller Kleidung in das Gasthaus. »Mit diesen Steinen könnte man das ganze Dorf kaufen!« Aviendha zuckte die Achseln. Sie hätte eine Handvoll Edelsteine hergegeben, wenn Reanne nicht eingeschritten wäre.
Merilille schüttelte den Kopf. »Wir haben, was sie wollen, aber sie haben auch, was wir wollen. Ich fürchte, das bedeutet, daß sie den Preis bestimmen.« Was nur allzu sehr dem Verhältnis zum Meervolk entsprach. Nynaeve fühlte sich entschieden unwohl.
Als sie in einem Gang des Gasthauses allein waren, fragte Elayne Aviendha, woher sie ein solches Vermögen an Edelsteinen hatte, und noch dazu eines, das sie so eifrig loswerden wollte. Sie erwartete als Antwort von ihrer Nächstschwester, es sei Beute aus dem Stein von Tear oder vielleicht aus Cairhien.
»Rand al'Thor hat mich getäuscht«, murrte Aviendha verdrießlich. »Ich habe versucht, mich von meinem Toh ihm gegenüber freizukaufen. Ich weiß, daß das der ehrloseste Weg ist«, begehrte sie auf, »aber ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, und er hatte leichtes Spiel mit mir! Warum tut ein Mann, wenn man die Dinge logisch überdenkt, stets etwas vollkommen Unlogisches und gewinnt dennoch die Oberhand?«
»Ihre hübschen Köpfe sind so wirr, daß eine Frau nicht erwarten darf, ihren Gedankengängen zu folgen«, belehrte Elayne sie. Angesichts des Beutels voller wertvoller Edelsteine im Besitz ihrer Nächstschwester fragte sie nicht, welches Toh Aviendha freizukaufen beabsichtigt hatte oder wie der Versuch geendet hatte. Es war schon ohne
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