Kriegswirren
Einen Macht umzugehen. Und er hat treue Verbündete, die in seinem Namen handeln.
Zermürbend bleibt der Kampf dennoch. So müßte er seine ganzen Kräfte darauf konzentrieren, sich auf Tarmon Gai'don, die Letzte Schlacht, vorzubereiten. Doch für jeden Schritt, den er vorankommt, wird er zwei zurückgeworfen. Überall kommt es zu Aufruhr und Unruhe, verfolgen Menschen ihre eigenen Pläne -sei es aus Arroganz, Habgier oder Opportunismus. Oder aus Angst.
So wie Königin Alliandre von Ghealdan. Seitdem der Prophet des Wiedergeborenen Drachen in das kleine Land kam, herrschen hier Chaos und Anarchie. Im Zeitraum von einem halben Jahr saßen vier Herrscher auf dem Thron. An den Grenzen warten die Kinder des Lichts, jener Orden von Fanatikern, auf einen Vorwand, um einmarschieren zu können, während der Prophet weiterhin Anhänger um sich schart. Perrin Aybara, einer der ältesten Freunde des Drachen, ist nach Ghealdan gekommen, um zu helfen und dem Land neue Stabilität zu bringen. Der Wolfsbruder ist entschlossen, seinen Auftrag zu erfüllen und sich von niemandem beirren zu lassen. Königin Alliandre schwört Perrin und damit auch Rand al'Thor die Treue, womit er zumindest das erreicht hat. Nun muß er nur noch den Propheten stellen und auf die Seite des Drachen ziehen.
Rand al'Thor hat ganz andere Sorgen. Zwar gehört ihm nun die Schwerterkrone Illians, aber das Land ist noch lange nicht befriedet. Das Heer hat die Waffen gestreckt, doch überall gibt es noch kleine Gruppen von Männern, loyale Illianer, die nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Wenn Rand nicht will, daß Terror und Gesetzlosigkeit in Illian Einzug halten, muß er behutsam vorgehen, aber ihm läuft die Zeit davon. Denn die Invasoren aus Seanchan rücken unaufhaltsam näher. Sie haben Ebou Dar eingenommen und beginnen mit der Eroberung des Kontinents. Ein scheinbar hoffnungsloses Unterfangen, aber entschlossene Männer können erstaunliche Dinge vollbringen, vor allem wenn sie glauben, daß das Recht auf ihrer Seite steht.
Seit der Zerstörung der Welt war Seanchan, das fast dreitausend Meilen jenseits des Aryth-Meeres liegt, ein zerrissenes Land, in dem Krieg an der Tagesordnung war. Adel und Aes Sedai hatten den Verrat zu einer Kunstform entwickelt. Aber dann kam Luthair Paendrag Mondwin, der Sohn des Hochkönigs Arthur Falkenflügel, und eroberte ganz Seanchan. Er schuf aus den zahllosen Kleinstaaten eine vereinte Nation, die dem Reich seines Vaters in Übersee einverleibt werden sollte. Aber dann starb Falkenflügel plötzlich. Als die Nachrichten aus der Heimat ausblieben, wollte Paendrag sich mit Hilfe seiner Eroberung sein Erbe sichern. Dazu kam es nicht mehr, aber sein Vermächtnis lebte bis zum heutigen Tage fort; es besteht darin, sein Heimatland zurückzuerobern.
Die Kultur der Seanchaner unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den Gesellschaftsordnungen auf dem Kontinent. Nicht nur gilt hier die Sklaverei als etwas völlig Natürliches, auch die Rolle der Aes Sedai ist radikal anders. Denn Luthair Paendrag, der die Aes Sedai haßte, entdeckte eine Möglichkeit, sie für alle Zeiten zu unterjochen. Das System von Sul'dam und Damane wurde im Laufe der Jahrhunderte perfektioniert. Mit Hilfe eines A'dam, einem Artefakt in Form einer silbernen Halskette und dem dazugehörigen Armband, werden Frauen, die über die Eine Macht gebieten, als rechtlose Sklavinnen gehalten. Diese Damane stehen unter der Herrschaft der Sul'dame, Frauen, die zwar Zugang zur Einen Macht haben, sie aber nicht lenken können. Damane werden wie Hunde zum Gehorsam abgerichtet. Kein Wunder, daß die stolzen Aes Sedai der Weißen Burg die Invasoren fürchten.
Rand al'Thor, der Wiedergeborene Drache, hat die Seanchaner schon einmal vertreiben können. Aber diesmal stehen die Vorzeichen anders, und das weiß er auch. Denn er steht im Mittelpunkt zahlloser Intrigen und Interessen, und er muß ständig darauf achten, daß ihm niemand in den Rücken fällt.
Genau wie Egwene, die neue Anführerin der Aes Sedai, die mit einem Heer von 30000 Mann auf Tar Valon und die Weiße Burg zumarschiert, um Elaida a'Roihan abzusetzen, jene Aes Sedai, von der behauptet wird, daß sie den Amyrlin-Sitz und damit die Führung über die Machtlenkerirvnen unrechtmäßig an sich gebracht hat. Egwene fühlt sich wie ein Spielball in den Händen der mächtigen Schwestern, die glauben, mit der jungen Frau leichtes Spiel zu haben. Aber als sich dem Heer besorgte Andoraner und
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