Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
ausgehenden Altertum, im frühen Mittelalter, die Bauern, die am längsten zum Heidentum standen, während die Stadtbewohner, heute großenteils schon nicht mehr christlich, damals oft schon überwiegend christlich waren. Die Germanen aber sind hauptsächlich Bauern, Landbewohner, und im Ostreich die fränkischen, die alemannischen Heiden zahlreicher als die einheimischen Christen gewesen.
Das Christentum war eine Stadtreligion und, seit es Staatsreligion war, auch – grotesk genug, bedenkt man seinen revolutionären Ursprung – die Religion der feudalen, der führenden Kreise, die darin vor allem ihren Vorteil suchten. Lang hielten die Bauern am überkommenen Glauben, an ihren Gottheiten, vor allem an der gallischen Trias, dem Kult des Jupiter, Merkur, des Apollo, ihren fana fest. Und selbst als sie »bekehrt« waren, kehrten sie immer wieder zu der – ja auch viel schöneren, sinnvolleren – Verehrung von Bäumen, Steinen, Quellen zurück.
Jahrhundertelang geißeln Synoden heidnische Bräuche, vom Konzil von Valence (374) bis ins 9. Jahrhundert hinein. Allein zwischen dem Konzil von Orléans (511) und dem von Paris (829) wettern die canones von mindestens 19 gallischen Bischofsversammlungen gegen den Glauben und die Praktiken des bäuerlichen Heidentums, das viel beharrlicher an der Überlieferung festhielt als der opportunistische Adel.
Die Germanen waren von einer gleichsam natürlichen, einer nicht aufgeschwätzten, aufgezwungenen, sondern mit ihrem Wesen identischen Frömmigkeit. Sie hatten eine Naturreligion mit deutlich pantheistischen Zügen, geprägt durch Anbetung von Wald-, Berg-, Brunnen-, Fluß- und Meeresgöttern, durch Verehrung der Sonne, des Lichts, des Wassers, der Bäume, Steine, im Grunde, wie man gerade heute wissen sollte, tausendmal sinnvoller als der christliche Geisterglaube, in dessen Gefolge eine hypertrophe technokratische Zivilisation die Natur nahe an den Ruin gebracht hat.
Das »Lexikon für Theologie und Kirche« lastet freilich der »Religion der Germanen« u.a. ihren Schicksalsglauben an, besonders den Glauben »an Dämonen, Gespenster« (nirgends doch ausgedehnter, verrückter als im frühen Christentum: vgl. III 389 ff.!). Aber nein, dieser germanische Dämonen- und Gespensterglaube war es, der schließlich »eine große, oft quälende und bedrückende Rolle« spielte und, ausgerechnet, »Quelle des späteren Hexenwahns« wurde! Das Christentum ist unschuldig – es mußte lediglich die Folgen der »Quelle«, die Altlast sozusagen, beseitigen, mußte die bösen Hexen jagen, foltern und verbrennen ...
2. Kapitel
Chlodwig, der Begründer des fränkischen Großreiches
»... eine der hervorragendsten Gestalten der Weltgeschichte«.
Der Historiker Wilhelm von Giesebrecht 1
»Und daß er sich als Christ, und zwar als katholischer Christ wußte, ist sicher und kommt bei den einzelnen Handlungen seiner Regierung immer wieder zum Ausdruck.«
Der Theologe Kurt Aland 2
»An die große lebendige Einheit der Familie der katholischen Kirche angeschlossen, ohne durch eine Irrperiode arianischer Uncultur hindurchgewandert zu sein, empfing dieses kräftige und gelehrige Volk [der Franken] eine dauernde geistige Nahrung, die es zu Großem befähigte.«
Hartmann Grisar SJ 3
3. Kapitel
Die Chlodwig-Söhne
»Auch die Nachfolger des ersten fränkischen Großkönigs förderten Kirche und Kultus: das Mönchtum entfaltete sich ..., die Reste des Heidentums wurden mit wachsender Energie bekämpft ... Die nach altchristlicher Lehre dem Königtum obliegenden Aufgaben, Sicherung des inneren Friedens und Belohnung der Guten und Bestrafung der Schlechten, wurden zu konstitutiven Elementen einer sich entwickelnden Herrscherethik ...«
H.H. Anton 1
»Es war ein
tatenfrohes
Geschlecht, das diese neue Welt aufbaute, begeisterungsfähig und pflichtbewußt zugleich, nicht befangen in schnödem Materialismus, an dem die Römerwelt zugrunde gegangen war.«
Katholik Franz Zach 2
»Lieber tot als geschoren ...« Eine Heilige gibt Order, ihre Enkel zu ermorden
Nach Chlodomers Tod teilten die drei Brüder, »vor allem Krieger und reine Bandenhäuptlinge« (Pontal), sein Erbe unter sich, wobei sie alle Ansprüche der drei unmündigen Söhne des gefallenen Königs ignorierten, auch kein vormundschaftliches Regiment ihrer Mutter erlaubten.
Der fromme Childebert bekam anscheinend den Löwenanteil. War er doch ein Landesvater, der kirchliche Einrichtungen förderte, der gerne mit Bischöfen
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