Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
zwanzigjährigen Kreuzzug, so gut wie ausgerottet und das Land in eine rauchende Ruine, eine Wüste verwandelt – das Gemeinschaftswerk von Kaiser und Papst, dem Hauptprofiteur (II 424 ff.). Die Langobarden aber, denen die Vernichtung der Ostgoten den Weg freigemacht hatte, kamen nicht als foederati, sondern als brutale Eroberer in die unter oströmischer Reichsherrschaft stehende Region, bewaffnet mit so monströsen Spießen, daß man damit, schreibt noch Viscount Montgomery of Alamein beeindruckt, »den durchbohrten Gegner aufheben konnte, während er sich an der Lanzenspitze vor Schmerzen krümmte«. Was die Byzantiner, Ausbeuter übelster Sorte, den Ostgoten geraubt, raubten nun wieder, Stück um Stück, die Langobarden: weithin abermals gebrandschatztes Land, entvölkerte Städte, ruinierte Klöster und Kirchen zurücklassend – über den von Christen schon ruinierten Tempeln.
Nahezu mühelos fiel König Alboin Italien in den Schoß. Es war durch den langen Gotenkrieg erschöpft, durch den Dreikapitelstreit gespalten. Die herrschende Pest, die Hungersnot taten ein übriges. Vor allem aber überraschte die Byzantiner der Angriff offenbar. Justinians Neffe, Justinos II., reagierte nicht (er wurde 574 geisteskrank). Ein im nächsten Jahr geschicktes Söldnerheer hat man ausgelöscht. Und die nachfolgenden Kaiser banden Krisen im Osten sowie auf dem Balkan.
Die Langobarden gewannen zunächst mehrere venetianische und lombardische Städte nördlich des Po. Im September 569 saßen sie in Mailand, das ihnen ohne Schwertstreich zufiel. Ausschreitungen, Gewalttaten unterblieben, nur die üblichen Abgaben wurden verlangt. Bis 571 eroberten sie das Po-Tal und drangen, wieder Land und Leute schikanierend, in Richtung Umbrien und Toskana vor. Erst 572, nach dreijähriger Belagerung, nahmen sie das heftig umkämpfte Pavia und machten es zu ihrer Hauptstadt. Ihre Herrscher residierten im ostgotischen Königspalast.
Alboin freilich, der Siegreiche, wurde noch im selben Sommer durch seinen Schildträger Helmichis vergiftet, veranlaßt von dessen mutmaßlicher Geliebten, Königsgattin Rosamund. Ihren Vater, den Gepidenfürsten Kunimund, hatte der Langobarde einst im Kampf erschlagen. Vermutlich spielte bei dem Giftmord auch das Gold der Byzantiner eine Rolle. Mörder und Königin flohen samt Kronschatz zu ihnen nach Ravenna, wo beide gegenseitig sich vergiftet haben sollen.
Nur zwei Jahre darauf wurde auch Alboins (wahrscheinlich gleichfalls arianischer) Nachfolger Klef umgebracht, der jedoch selber eine lange Reihe prominenter Römer liquidiert hatte. Zehn Jahre blieben die Langobarden nun ohne König. Angeblich vertraten 36 Herzöge (nach den bereits kassierten Städten) Klefs minderjährigen Sohn Authari, der 584 zum König gewählt und wahrscheinlich wieder aus dem Weg geräumt worden ist. Die Langobarden bekundeten in derlei viel Geschick: schon um 512 war König Tato, 551 König Hildichis getötet worden. 3
Beim Einfall der neuen Räuber hatten die alten sich auf die Linie Padua-Mantua zurückgezogen, um Ravenna, die Residenz ihres Statthalters, zu schützen. So stießen die Invasoren kaum auf Widerstand. Sie drangen vom Norden in die Region der Suburbicaria vor, gründeten um 570 die mächtigen Herzogtümer Spoleto und Benevent, machten Streifzüge sogar nach Kalabrien und eroberten bis 605 den größten Teil Italiens. Nur das Herzogtum Rom, die Küstenenklaven Venedig, Ravenna, Neapel, Rhegium, Tarentum und andere, bloß über den Seeweg miteinander verbunden, unterstanden weiter dem Kaiser. Auch Sizilien, Sardinien und Korsika wurden vorerst von den Langobarden verschont, weil sie nichts von der Seefahrt verstanden. Doch hörten auch nach ihrer »Landnahme« die Kämpfe nicht auf, machten sie Ausfälle in byzantinisch gebliebene Gebiete. Liebten sie neben der Jagd ja vielleicht am meisten den Raub, Beute und Beutezüge.
Bei ihrer Offensive hatten sie gelegentlich ein paar Mönche aufgehängt, Priester abgestochen, Kirchen beraubt, jedenfalls nach Bischof Gregor von Tours und Papst Gregor I., der behauptet, bei einem Gemetzel seien »400 Gefangene, bei einem zweiten 40 Bauern und bei einem dritten eine Gruppe Valerianischer Mönche niedergemacht worden«. Aber im Grunde wissen wir wenig Gesichertes über diese Invasion. Ein Drittel des Bodens wurde enteignet, vor allem den verhaßten Großgrundbesitzern genommen. Vermutlich hat man viele von ihnen erschlagen oder wirtschaftlich abhängig, zu zinspflichtigen
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