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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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hinein wagt!« 19
    Viele germanische Fürsten konvertierten fraglos aus rein machtpolitischen Gründen. Sie verehrten in Christus den »starken Gott«, besonders den überlegenen Schlachtenlenker, den Siegverleiher. So der Franke Chlodwig, so Edwin von Northumbrien, die Wikinger, die sich alle nach einem Gelübde und wohlgelungenen Gemetzel taufen ließen. Und wie früher Odin als »Siegesgott, Siegesherr« galt, wie Wodan (Odins Name im Süden) als Kriegsgott bezeugt ist, so nun auch Christus. Er tritt an die Stelle der alten Schlachtengötter, wird politisiert, mythisiert, erscheint »fast als Nationalgott« (Heinsius). Und jedes christlichen Königs Ehrensache wird es jetzt, die »Barbaren« zu schlagen, »die schon in ihrer Eigenschaft als Heiden außerhalb der Weltordnung stehen«. 20
    Franken, zum Glaubensfanatismus erzogen, sahen es als ihre Pflicht und ihr Recht an, »für Christus zu kämpfen« (Zöllner). Und noch bis ins 7./8. Jahrhundert ließen sich fränkische Christen mit ihren Waffen begraben, ganz dem alten Heidenglauben an das Weiterleben nach dem Tod gemäß. Selbst der auferstandene Christus hält auf einem Grabstein (in dem fränkischen Friedhof bei Niederdollendorf, gegenüber Bonn, gefunden) statt des Kreuzstabes die Lanze in der Rechten, das germanische Herrschaftszeichen. 21
    Man versteht, daß das oft so blutrünstige Alte Testament (I 71 ff.) den Menschen des Frühmittelalters mehr entsprach als das teils pazifistische Neue; daß man die alttestamentlichen Könige den Frankenfürsten als Vorbilder anpries und diese so gern mit jenen verglich – für den Historiker Ewig das Ankündigen einer neuen Stufe »in der Verchristlichung der Königsidee«.

Von der Altlast

    Im allgemeinen konvertierten die Germanen nicht individuell, sondern kooperativ, stammesweise. Denn anders als die gebildeten Griechen und Römer waren die »Barbaren« leicht und rasch von der Kirche zu gängeln, standen sie auch weder kulturell noch religionsgeschichtlich so tief, wie die Berichte ihrer christlichen »Bekehrer« vorgeben.
    Schon das Wort »barbarus« hatte vorwiegend herabsetzenden Sinn. Es wird im Christentum traditionell negativ als Gegensatz zu »christianus« gebraucht, bis die germanischen Völker katholisch werden und die muselmanischen als neue Barbaren – Berber, Barbaresken! – erscheinen. Das Nichtchristliche nämlich muß immer des Teufels sein, oft genug schon das Nichtkatholische. »Barbarus« kann aber auch zur Selbstbezeichnung der Germanen dienen, deren Heidentum im übrigen, so leicht sie es äußerlich aufgeben, zum Teil oft lang fortwirkt. 26
    Die Päpste setzten ihre Legaten auf die Fürsten an. Denn hatte man sie – ihre Frauen waren oft schon katholisch –, hatte man meist, sofort oder später, auch das Volk. Die Religion war ein Politikum, wie, unter ganz anderen Umständen, noch heute, und die Großen zogen, überredend, versprechend, drohend, ihren Anhang hinter sich her. Nicht das Evangelium jedenfalls entschied, die Überzeugung, sondern der Königsentschluß, die Fürstenheirat, Feldschlacht, Eroberung, der Vertrag. Die meisten gingen »leichten Fußes von einer Religion in die andere hinüber« (Baetke). 27
    Auch im kleineren Maßstab setzte man zur »Bekehrung« bei den Besitzenden, den Grundherren an. Denn in der Regel gewannen die Propagandisten des Christentums erst die Großagrarier und errichteten dann auf deren Land einen Stützpunkt, hinterließen meist ein Kirchlein, Schüler – und zogen zum nächsten Herrn.
    Nicht allzu mühereich unterwarf man sich so viele »Barbaren«, die bald ehrfürchtig zu all den »heiligen« Priestern und Mönchen emporsahen, mächtig beeindruckt durch Exorzismen, Zeremonien, Mirakel. Gläubig übernahmen sie die so fremden Mysterien, so fremden Dogmen und dienten in scheuer Andacht diesem übermächtigen Schamanentum des Südens, anscheinend nur noch von dem Wunsch beseelt, die Kirche reich und mächtig zu machen – zum Heil der eignen Seele, aus Horror vor dem Höllenfeuer, aus Verlangen nach dem Paradies. 28
    Die »Missionierung« vollzog sich ungleichmäßig, außerhalb der Städte langsamer, obwohl gerade die heidnischen Franken häufig keinen großen Widerstand leisteten, mochten sie auch da und dort, zumal auf dem Land, sich der Zerstörung ihrer Idole zäh widersetzen. Der Mensch ist in religiöser Hinsicht besonders konservativ. Und wie noch heute die Bauern, die Landbewohner, am Christentum mehr festhalten, so waren es im

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