Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
nachdem die Party angefangen hat, sehen wir plötzlich den berühmten Spekulanten in der Ecke liegen, alle viere von sich gestreckt, rings um ihn herum diese Gefäße mit dem langen Schnabel, und daneben hockt der kleine Thothianer und gibt glucksende Laute von sich, um zu zeigen, wie unglücklich er wegen alledem ist.«
Graham riss die Aufmerksamkeit für einen Moment von Jeru-Bhetiru los und studierte eine Hausnummer. »Na so was! Wir sind glatt dran vorbeigelaufen. Wir müssen wieder zurück.«
Als sie endlich die richtige Adresse gefunden hatten – eines der alten Einfamilienhäuser –, öffnete ihnen ein Mann und begrüßte sie mit »Guten Abend.«
»Guten Abend«, erwiderte Graham. »Sind wir hier richtig bei der Versammlung der Churchill-Gesellschaft?«
»Ja. Moment mal – sind Sie nicht Gordon Graham, der Geophysiker?«
»Ja, der bin ich. Aber woher wissen Sie das?«
»Tja, Mr. Graham, Sie sind eben bekannter, als Sie glauben. Wir freuen uns sehr, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Aber kommen Sie doch herein!«
Sie kamen in einen großen Raum – vermutlich ein ehemaliges Wohnzimmer –, in dem mehrere Stuhlreihen aufgestellt worden waren. Einige der Anwesenden hatten bereits auf den Stühlen Platz genommen, andere standen noch und unterhielten sich. Der einzige Schmuck, den das Zimmer aufwies, war ein großes Porträtphoto, das Winston Churchill mit Krawatte und steifem Kragen zeigte, wie es damals Mode war.
Als Graham Jeru-Bhetiru zu zwei leeren Stühlen führte, trat ein kleiner untersetzter Mann mit einer Glatze auf sie zu und sagte: »Guten Abend, Mr. Graham.« Graham schaute ihn einigermaßen erstaunt an. Er war sich sicher, dass er weder ihn noch den Mann, der ihnen geöffnet hatte, jemals zuvor gesehen hatte. Etwas Seltsames ging hier vor, das er nicht verstand. Zuerst das merkwürdige Zusammentreffen mit Sklar und den beiden Männern, die sie angegriffen hatten, und jetzt das. Auch war er sich hundertprozentig sicher, dass er noch nie in diesem Haus gewesen war. Er hatte nicht einmal jenes seltsame Gefühl von Pseudo-Erinnerung, das die Psychologen deja vu nennen …
Der Untersetzte mit der Glatze, ein ›Mr. Warschauer‹ wie Gordon mitbekommen hatte, erklärte die Versammlung für eröffnet. Es folgten die üblichen langweiligen Tagesordnungspunkte wie Mitgliedschaften, Kassenbericht und andere Themen, die für Außenstehende nicht von Interesse waren. (Graham tuschelte ständig mit Jeru-Bhetiru, was ihm mehrmals missbilligendes Stirnrunzeln seitens seiner Nachbarn eintrug.) Dann stellte Mr. Warschauer den Referenten des Abends vor, einen Mr. Donaghy, einen kleinen weißhaarigen Mann.
Mr. Donaghy ging nach vorn und ließ eine feurige Rede über sein Lieblingsthema vom Stapel:
»… und, meine Herrschaften, was wissen wir eigentlich über diesen George Bernard Shaw, wie er sich selbst nannte? Das einzige, worauf wir uns stützen können, sind ein paar – fast ausschließlich tendenziöse – Biographien, die darüber hinaus in wichtigen Punkten nicht übereinstimmen, sowie Mikrofilmaufnahmen der bekanntermaßen korrupten und wenig vertrauenswürdigen Presse des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nun, wie auch immer, meine Damen und Herren, wer war dieser so genannte Shaw? Wenn wir von dem wenigen verlässlichen Material ausgehen, das wir besitzen, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass er die Voraussetzungen mitgebracht haben kann, die zu jener Zeit, in der Klassenunterschiede noch eine entscheidende Rolle spielten, notwendig waren, damit ein Mann überhaupt zu intellektuellem Rang aufsteigen konnte. Er stammte weder aus einem adligen Geschlecht noch war er der Spross eines berühmten Gelehrten, sondern er war der Sohn eines Getreidehändlers! Es ist bekannt, dass Shaw, wie er genannt wurde, nach dem vierzehnten Lebensjahr nie wieder eine Schule besuchte. Und nach der, gelinde gesagt, exzentrischen Schreibweise zu urteilen, mit der er unfreiwillig die orthographischen Kapriolen der nach wie vor umstrittenen so genannten reformierten Orthographie‹ vorwegnahm, legte er auch in seinen späteren Jahren keinen großen Wert auf Bildung, selbst wenn man ihm die Möglichkeiten dazu anbot …«
Graham, der schon nach wenigen Sätzen durchschaut hatte, worauf die Argumentation des Referenten hinauslief, schenkte dem Vortrag keine Aufmerksamkeit mehr und widmete sich wieder voll der weitaus angenehmeren Tätigkeit, Jeru-Bhetirus Profil anzustarren.
»… arbeitete er fünf Jahre lang in einem
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