und die Poker-Hoelle
Nicht zu packen
Der Mann schien wie gelähmt von dem grauenvollen Anblick, der sich ihm bot: Die kleine Brücke hob sich nur undeutlich von dem düsteren Waldrand ab, über den schemenhafte Nebelfetzen wie ein Heer gestaltloser Geister wehten. Zwar rannte die junge Frau, so schnell sie konnte, doch die Ungeheuer, die aus dem Wald gestürmt kamen, waren ihr dicht auf den Fersen: drei feueräugige Werwölfe, denen das Blut von den blitzenden Fängen troff. Das Gesicht verzerrt vor panischer Angst, jagte die Frau über die froststarre Wiese auf die kleine Brücke zu, hinter der sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne wie geschmolzenes Gold über den Boden ergossen. Dorthin musste sie es schaffen! Dort wäre sie gerettet! Doch die drei Monster hatten sie fast erreicht …
Langsam hob der Mann die Augenbrauen, und ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen. ›Die Rache der Blutwölfe‹, las er mit gespieltem Entsetzen den Titel des Videos, der nachtschwarz über dem gruseligen Coverbild prangte. »Jungs, ihr solltet euch nicht so einen Käse reinziehen, wirklich. Lest lieber ein paar anständige Krimis, da habt ihr mehr davon!« Kopfschüttelnd gab er Justus den Film zurück. Er hatte ihn wahllos aus dem Haufen Videokassetten gezogen, die verstreut auf dem Boden des Postamtes lagen.
»Vielen Dank.« Justus nahm das Video an sich. Er wusste, dass er rot geworden war. »Aber das hier sind nicht unsere Videofilme.«
»Nein, natürlich nicht!«, erwiderte der Mann todernst.
»Nein, sind sie auch nicht. Die gehören seiner Tante«, sagte Peter trotzig ohne aufzusehen und klaubte weiter die heruntergefallenen Kassetten zusammen.
»Seiner Tante?« Jetzt brach der Mann in schallendes Gelächter aus. »Oh Jungs, das mit den Ausreden müsst ihr aber wirklich noch üben.« Grinsend wandte er sich ab und verließ das Postamt.
»Toll!«, knurrte Peter. »Spart Tante Mathilda neuerdings an Paketpapier, oder warum hat sie das Zeug nicht besser verpackt? Wir machen uns hier drin völlig zum Affen. Alle starren uns an!«
»Ich kann auch nichts dafür«, verteidigte sich Justus. Ihm war die Sache mindestens genauso peinlich wie seinem Freund. Mitten in der Schalterhalle war der Boden des großen Pakets, das sie für seine Tante aufgeben sollten, einfach durchgerissen, und der ganze Inhalt hatte sich mit lautem Geklapper auf dem Boden verteilt. »Seien wir froh, dass uns das hier in Los Angeles und nicht in Rocky Beach passiert ist. Hier kennt uns wenigstens keiner.«
»Was verschickt sie da eigentlich für Krempel? Und an wen? Wieso?« Peter hielt Justus eine Kassette vor die Nase, auf der ein grünes Schleimmonster den Rachen aufriss. ›Das grüne Grauen‹! Mannomann!«
»Du kennst sie doch.« Justus musste sich jetzt ganz flach auf den Boden legen, um eine Videokassette unter einem Regal hervorzufischen. »Sie liebt eben Horrorfilme aller Art. Und in der Zeitung hat sie von einem Tauschforum gelesen. Jetzt verschickt sie einige ihrer Videos und bekommt dafür welche, die sie noch nicht kennt.«
»Gibt es solche überhaupt?« Peter stand mit einem Arm voller Kassetten auf und vermied es dabei, sich umzusehen. Sicher waren immer noch alle Augen auf sie gerichtet.
»Hab sie!« Justus kroch unter dem Regal hervor und erhob sich ebenfalls. »Jetzt müssen wir nur noch irgendwo Paketpapier herbekommen und die Videos neu verpacken.«
»Entschuldige bitte?« Eine weiche Stimme hinter Peters Rücken.
Der Zweite Detektiv verdrehte die Augen und wandte sich genervt um. »Nein, das sind nicht unsere –« Mitten im Satz hielt er verblüfft inne. Er blickte in das schönste Paar grüner Augen, das er je gesehen hatte. Dazu kurze, rotbraune Haare, ein leicht gebräuntes, ebenmäßiges Gesicht. Makellos. »… Ha-Ha-Hallo!«, brachte Peter gerade noch heraus.
Das Mädchen, das etwa in seinem Alter war, lächelte ihn an. Auch das bezaubernd. »Könntest du mir vielleicht helfen? Ich komme mit euren Briefmarken nicht klar.«
»Aber … sicher.« Peter war immer noch etwas benommen vom Liebreiz des Mädchens.
»Die klebt nicht auf dem Kuvert.« Das Mädchen streckte ihm eine Briefmarke hin. »Ich habe sie schon ein Dutzend Mal abgeleckt, aber die hält irgendwie nicht.«
Erst jetzt gewann der Zweite Detektiv die Gelassenheit zurück, die er normalerweise im Umgang mit hübschen Mädchen an den Tag legte. »Du bist nicht von hier, oder?«
»Nein, ich mache hier nur Urlaub. Ich komme aus Deutschland.«
»Dafür sprichst du
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