Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krock & Co.

Krock & Co.

Titel: Krock & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
Vom Netzwerk:
Schnurrbart und meinte dann: Ansichten habe er nie. Er warte, bis er sich eingelebt habe. Dann ergebe sich die Lösung des Falles von selbst…
    Da wurde Herr Joachim Krock eifrig: – Wie? Bei einem so klaren Tatbestand wolle Herr Studer noch von ›sich einleben‹ sprechen? Wo es doch auf der Hand liege, daß niemand anders als der eifersüchtige Velohändler den Mord begangen habe! Es sei lächerlich, durchaus lächerlich!… Und wischte sich mit dem Poschettli die Stirn. – Verzeihung, meinte Studer darauf. Er habe ganz vergessen, daß er es in Herrn Krock mit einem Kollegen zu tun habe… Herr Krock sei doch selber eine Art Fahnder, ein Detektiv? Nid wahr? Und er, Studer, sei froh, mit einem Manne zusammenarbeiten zu dürfen, dessen kriminalistische Kenntnisse den seinen sicher überlegen seien…
    Und dann schnappte der Wachtmeister nach seinem bestrichenen Weggli, denn die Konfitüre lief ihm über die Finger.
    Als er aufblickte, konnte er feststellen, daß in den Augen seines Gegenübers ein unangenehm drohender Ausdruck lag. Aber das erschütterte ihn weiter nicht, er wandte sich der Wirtin zu und fragte sie, wie es ihrem Manne gehe.
    Und Frau Rechsteiner antwortete, der Karl habe ganz ordentlich geschlafen nach der ersten Aufregung. Der Doktor habe ihm ja auch ein Mittel gebracht. Wenn nur der ewige Nachtschweiß nicht wäre! Der schwäche den Karl so. Zwar auch dagegen habe der Doktor etwas verschrieben – und es wirke auch; aber es sei ein starkes Gift…
    Studer sprach mit vollem Mund auf sein Gegenüber ein:
    »Der Velohändler also, meinen Sie? Motiv– Eifersucht? Es kann ja stimmen«, meinte er gedankenvoll. »Aber dann wird das ein neuer Schlag sein für Ihre Bürolistin, Herr Krock. Denn das Fräulein Loppacher ist augenblicklich in diesen Velohändler verliebt. Ich hab sie vor einer Viertelstunde verlassen, und da saß sie in der Werkstatt vom Graf.«
    »Die Gans!« Das Schluß-»s zischte Herr Krock ganz gewaltig.
    »Gans? O nein!« meinte Studer friedlich. »Ich muß zugeben, daß ich im allgemeinen bemalte Frauenzimmer nicht leiden mag. Aber das hat sicher nichts mit den Qualitäten des Fräulein zu tun. Oder?«
    »Nein. Sonst ist Fräulein Loppacher sehr brauchbar.«
    »War er tüchtig, der Herr Stieger?« fragte Studer. Doch wartete er die Antwort nicht ab, sondern stand auf und ging auf eine Gruppe zu, die unter der Tür stand.
    Unter Herrn Krocks spöttischen Blicken begrüßte er zuerst seine Frau mit zwei lauten Küssen auf beide Wangen, dann mußte seine Tochter die gleiche, ungewohnte Zärtlichkeit über sich ergehen lassen. Albert, dem Schwiegersohn, schüttelte Studer lange die Hand und nicht anders erging es Mutter, den Basen und Vettern. Er war so ganz der biedere, zärtliche Familienvater, daß Herr Krock sich mit einer geflüsterten Bemerkung an Frau Rechsteiner wandte. Beide lachten.
    Dem Berner Wachtmeister entging dies nicht. Er nickte ganz unmerklich seinem Schwiegersohn zu, deutete verstohlen auf das Paar beim Klavier. »Aufpassen!« murmelte er. Albert glotzte verständnislos und Studer hob die mächtigen Achseln. Er hatte die Landjäger aus dem Thurgau wohl überschätzt.
    Um neun Uhr kam Dr. Salvisberg, der Arzt, der den Wirt des Hotels ›zum Hirschen‹ behandelte. Zuerst stieg er in den ersten Stock hinauf, um seinen Patienten zu untersuchen. Dann erst verlangte er die Leiche Jean Stiegers zu sehen. Und um zehn Uhr erschien die Behörde… Verhörrichter Dr. Schläpfer mit Aktuar. Kantonspolizeichef Zuberbühler mit zwei Fahndern.
    Darauf durften die drei Kutschen mitsamt der Hochzeitsgesellschaft – zwei Onkel, drei Tanten, die beiden Mütter und die jungverheiratete Frau – gen Arbon fahren.
    Im Hotel ›zum Hirschen‹ blieben zurück: Wachtmeister Studer und sein Schwiegersohn Albert.
    Das Hedy, Wachtmeister Studers Frau, hatte versprochen, allerlei zu besorgen und nach Schwarzenstein zu schicken. Platten, Kopierrahmen, Entwickler, Verstärker – und vor allem: Sommerkleidung! Studer hielt es nicht mehr aus in seinem schwarzen Anzug.
    Um vier Uhr nachmittags fuhr die Behörde wieder von dannen. Kurz vorher hatte sie Graf Ernst, Velohändler, geboren am 3. März 1887 zu Trogen, Kt. Appenzell A.-Rh., verhaftet, weil er im Verdacht stand, Stieger Jean, Sekretär, geboren 28. August 1900, wohnhaft in St. Gallen, Bahnhofstraße 15, vorsätzlich und mit Vorbedacht ermordet zu haben.
    Fräulein Martha Loppacher, Bürolistin in der Auskunftei Joachim Krock, St.

Weitere Kostenlose Bücher